Date oder Lerngruppe?

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Kostas

„Was ihr trefft euch zum üben, ohne mich? Ganz schlecht, ich brauche auch Übung! Kann ich mitkommen?", fragte Nico und sah mich erwartungsvoll an. Ich zog eine kleine Schnute und überlegte.

„Ich bin mir nicht sicher ob das so gut wäre. Du hast ja heute gesehen, wie schwer es ihm fällt. Ich glaube je weniger Publikum desto besser.", antwortete ich vorsichtig. Wir saßen im Gemeinschaftsraum am Feuer. Wir hatten ein Paar der besonders flaumigen Sessel erwischt, und hatten bis eben über den vergangenen Schultag geredet.

„Hmmm. Okay.", sagte Nico nur. Er sah unglücklich aus.

„Vielleicht ein andermal. Ich hab nur das Gefühl dass es besser ist, wenn ich mich heute mit ihm alleine treffen, okay?"

„Ist das jetzt ein Date oder ne Lerngruppe?", fragte Nico, immer noch leicht angesäuert.

„Wie... wie meinst du das?"

„Naja, wenn ihr unbedingt alleine sein wollt..."

„Sei nicht albern. Ich weiß nicht mal ob er... Ich meine..." Ich stotterte leicht, dann wurde ich rot und brauch ab. Mir war es unangenehm dass das Gespräch in diese Richtung verlief. Ich versuchte das Thema Sexualität nicht unbedingt so in den Vordergrund zu stellen, wenn ich neue Leute kennen lernte. War ja auch eigentlich völlig egal und wurde gewöhnlich erst zum Gesprächsthema wenn man sich ein bisschen besser kannte.

„Man, brauchst nicht gleich rot zu werden. Also ich bin schwul. Wusstet du sicher eh längst. Ich habe den Eindruck dass ich das irgendwie ausstrahle. Ich sage ‚Hi, ich heiße Nico' und die Leute verstehen ‚Hi, mein Name ist Nico und ich bin schwul'."

Ich lachte leise. Tatsächlich hatte ich auch eine leise Vermutung in diese Richtung bei ihm gehabt, aber da ich über ein gewisses Maß an Taktgefühl verfüge, hätte ich ihn nie darauf angesprochen. Immerhin hätte ich mich genauso gut auch irren können.

„Also falls es doch ein Date ist... Mir kannst dus ruhig sagen.", schloss Nico seine Erläuterung.

„Okay, danke. Aber es geht wirklich nur ums lernen!", sagte ich.

„Nagut. Aber weiß er das auch?"

„Man, Nico hör auf mich zu verunsichern!"

„Wieso.. hast du denn Interesse an ihm?"

„Keine Ahnung. Vielleicht. Wir kennen uns ja auch erst seit ein paar Wochen"

„Ha, ich wusste es!"

„Was?"

„Du bist auch einer von der bunten Truppe der Regenbogenkameraden!"

„Pscht, nicht so laut! Muss ja nicht gleich der ganze Gemeinschaftsraum wissen!", sagte ich, musste aber unwillkürlich grinsen. Ich mochte Nico und seine aufgedrehte Art.

„Ich muss dann auch gleich los.", sagte ich, stand auf und streckte mich. Aus einer Ecke des Gemeinschaftsraumes sahen ein paar Fünftklässler neugierig zu uns rüber. Also die umliegenden Gruppen hatte unser Gespräch definitiv mitbekommen.

Ich seufzte und machte mich auf den Weg zum Portraitloch. Naja. War mir ja sowieso egal was die anderen dachten. Doch nun quälte mich eine neue Frage... War das vielleicht wirklich mehr ein Date als ein Lerngruppentreffen? Während ich durchs Schloss lief fielen mir Miks Worte wieder ein, und sein Grinsen, als ich ihm mitgeteilt hatte, dass unser Treffen steht. Man Nico! Wenn er mich nicht auf diese Gedanken gebracht hätte, wären sie jetzt nicht da, und würden mich quälen. Am Ende war da gar nichts, und ich machte mir völlig umsonst Gedanken.

Mik

Kostas kam ein paar Minuten zu spät, während ich bereits einige Minuten früher am See war und dabei zusah wie die Sonne hinter den Baumwipfeln des verbotenen Waldes verschwand. Er wirkte fast verunsichert, wie er da am Schlossportal auftauchte und dann suchend nach links und rechts schaute, weil er mich noch nicht entdeckt hatte. Ich winkte ihm kurz und sein Gesicht hellte sich auf, als er mich entdeckte.

„Hii. Na, wie ist die Lage in den Kerkern?", fragte er scherzend. Wir hatten mittlerweile des öfteren das Gespräch wie deprimierend die Kerker auf Dauer sein mussten, gerade wenn man sich ohne jedes Tageslicht morgens aus dem Bett quälen musste. Allerdings waren es nicht die dunklen Räumlichkeiten die mir zu schaffen machten.

„Die Slytherins haben so ihre Probleme mit uns Neulingen. Sie sehen es als persönliche Beleidigung, dass ich jetzt auch noch in ihrem Haus gelandet bin."

„Was wirklich?" fragte Kostas, als ich mich neben ihn setzte und auf den See starrte.

„Ja. Irgendwie haben sie erwartet, dass wir alle einfach nach Hufflepuff gesteckt werden."

„Oh", sagte er nur „Das ist echt nicht fair."

„naja, es hat auch seine Vorteile. Ich habe zum Beispiel einen Schlafsaal für mich allein".

„Oh, ja das kann praktisch sein."

„Also ich finds super. Manchmal brauche ich einfach meine Ruhe... Was nicht heißt dass ich froh darüber bin, dass die anderen nicht mit mir reden..."

„Ihr werdet schon noch warm miteinander. Die Slytherins sind doch für ihre Freundschaften bekannt"

„Spinner!"

„Doch, doch. Gabs nicht sogar mal in den Harry Potter Büchern die Passage in der der Hut sagte: „In Slytherin weiß man noch List und Tücke zu verbinden, doch dafür wirst du hier noch echte Freunde finden?"

„Ja, aber was weiß der schon? Er ist ein Hut! Aber ist ja jetzt auch erstmal egal. Wie stehts bei dir? Wie ist die Lage im Turm der gloreichen Helden?"

Er schnitt mir eine Grimasse über die ich schmunzeln musste.

„Ja, geht schon. Ich habe meinen Schlafsaal mit Nico alleine, also auch recht viel Privatsphäre.", berichtete Kostas. „Und die anderen Gryffindors sind eigentlich auch ganz okay."

„Das klingt doch ganz gut."

„Vielleicht liegt es auch daran, dass du deine Magie nicht so richtig entfalten kannst? Weil du dich nicht angenommen fühlst von den Slytherins?", überlegte Kostas, doch ich konnte darüber nur lachen.

„Nee. Ich konnte es ja nie. Nicht im Zauberstabladen, nicht zu Hause, auch hier nicht. Vielleicht haben sich diese neuen Magiededektoren vom Ministeriums auch einfach geirrt was mich betrifft."

Magical Moments - KostoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt