Hogwartsexpress

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Mik

Dennis hatte mich gleich am nächsten Tag angerufen, um mir zum Geburtstag zu gratulieren. Wir redete eine ganze Weile. Gerne hätten wir uns nochmal gesehen bevor die Schule begann, aber irgendwie passte das zeitlich nicht zusammen. Dennis wollte noch mit ein paar Freunden zum Zelten fahren, und ihnen bei der Gelegenheit beichten, dass er nicht länger auf deren Schule gehen würde. Ich dagegen, hatte noch ein paar Erledigungen zu treffen. Mein Vater wollte, dass ich bereits jetzt mit dem Lernen begann. Und so nett wie meine Mutter war, wie aufgedreht und lebensfroh, umso ernster und strenger war mein Vater. Wenn er etwas verlangte, war es aussichtslos es mit Wiederworten überhaupt nur zu versuchen. Manchmal verstand ich nicht, wie meine Mum es überhaupt mit ihm aushielt.

Immerhin behandelte er mich jetzt nicht mehr wie Luft. In den letzten acht Jahren, hatte er meist so getan, als gäbe es mich gar nicht. Vermutlich wussten die Leute auf seiner Arbeit nicht einmal, dass er einen zweiten Sohn hatte. Einen Squib in der Familie zu haben, war etwas, was ihn zutiefst beschämt hatte. Dass ich nun doch noch nach Hogwarts kam, machte es vielleicht minimal besser. Doch um mein Ansehen bei ihm wieder herzustellen müsste ich wohl Glanzleistungen vollbringen.

Naja, da konnte er lange drauf warten. Ich hatte ja nicht mal Funken aus meinem Zauberstab regnen lassen, als er mich erwählt hatte. Nicht mal ein paar Lichtfunken! Jeder dreijährige konnte das. Immerwieder beschlich mich der Gedanke, dass sie sich vielleicht doch geirrt hatten, was mich betraf. Vielleicht würde ich nie Magie ausüben können. Dennoch musste ich es versuchen.

Ich blieb mit Dennis in Kontakt, er schickte mir Bilder aus dem Zeltlager und ich machte ironische angehauchte Selfies, wie ich auf meinem Lehrbuch der Zaubersprüche (Band eins) lag und schlief. So sehr wie mein Vater mir auch auf die Nerven ging. Bald wäre ich weg von ihm. Bald hätte ich ihn nicht mehr Tag für Tag am Hals. Und dass ich bereits einen anderen Neuling kannte, machte es mir auch leichter, der neuen Herausforderung entgegen zu blicken.

Kostas

Die Ferien waren so schnell vergangen, dass ich kaum glaubte dass es tatsächlich der 1. September war. Meine Mutter hatte nichts von all dem verstanden, was ich ihr am Ende meines Tages über die Winkelgasse und Hogwarts erzählt hatte, dass mir nichts anderes übrig blieb, als ihr die Winkelgassen noch einmal höchst persönlich zu zeigen. Sie hatte einen Moment gebraucht um all das zu verarbeiten, aber nach einer Tasse Tee im tropfenden Kessel, war sie begeistert durch die Geschäfte gewuselt und hatte schließlich darauf bestanden mir noch ein Tier zu kaufen. Denn Hogwartsschüler brauchten das, so war es ihr zumindest aus den Harry Potter Büchern in Erinnerung geblieben. So bekam ich eine Eule, einen hübschen, weiblichen Waldkautz. Ich nannte sie Emma.

Zuhause hatten wir eine Vogelstange in die Wand geschraubt, und Emma durfte frei im Haus und auch in der Umgebung umherfliegen.

Nun saß sie aber wieder in ihrem Transportkäfig, denn wir waren tatsächlich auf dem Weg nach Kings Cross. Das Gleis auf dem der Hogwartsexpress halten würde war inzwischen das mit der Nummer 4 ½.

Meine Mutter begleitete mich durch die Mauer und auch wenn ich wusste, dass ich nicht auf den Stein prallen würde, sondern einfach hindurchlaufen konnte, war es ein sehr merkwürdiges Gefühl schnellen Schrittes auf eine massive Mauer zu zu rennen.

Ich staunte nicht schlecht, als ich endlich die rote Lock live und in Farbe vor mir hatte. Ich seufzte ein wenig als mir bewusst wurde wie klein die anderen Erstklässler alle waren. Würden wir wirklich mit diesen Knirpsen zusammen Unterricht haben?

Ich ging ein Stück am Zug entlang und sah mich nach Mik um, konnte ihn aber nirgends entdecken. Bis mir plötzlich Jemand von hinten auf die Schulter klopfte. Ich drehte mich um, und da stand er. Bereits in seinen schwarzen Hogwartsumhang gehüllt, sah er so anders aus. „Hey Mik", sagte ich und er zog mich in eine kurze Umarmung, von der ich leicht überrumpelt war. Dennoch freute ich mich darüber.

„Schön, dass es endlich los geht!", sagte er und ich nickte begeistert. „Suchen wir uns einen Platz?"

Ich verabschiedete mich von meiner Mutter, die plötzlich Tränen in den Augen hatte. Erst Weihnachten würden wir uns wieder sehen.

Mik und ich liefen den Zug weiter entlang, bis fast ganz nach hinten, dann stiegen wir ein und suchten uns ein Abteil, das noch völlig leer war. Als wir unsere Koffer verstaut hatten sahen wir beide stumm aus dem Fenster.

„Du warst sicher schon oft hier, oder?", fragte ich Mik.

„Klar, um meinen Bruder herzubringen oder abzuholen. Es war immer ein komisches Gefühl wenn er nach Hogwarts fuhr und ich zurück blieb um in die nahegelegene Muggelschule zu gehen. Ich war immer anders. Ich gehörte nicht zu den Zauberern, aber bei den Muggeln bin ich genauso ein Freak. Ich kannte so vieles von ihrer alltäglichen Welt nicht. Ich wusste vor meiner Schulzeit nicht mal wie ein Radio funktioniert. Mittlerweile hab ich mich ganz gut in ihrer Welt eingelebt, habe ja auch dieses Jahr meinen Abschluss gemacht. Und nun wird wieder alles umgeworfen. Mein Leben ist wie ein Spiel, bei dem ständig Jemand die Regeln ändert."

„Wow", kommentierte ich seinen kleinen Monolog. „Das klingt wirklich ziemlich hart." Ich klopfte ihm auf die Schulter, was ihn schmunzeln ließ.

„Ist schon okay. Ich bin cool damit."

Der Zug setzte sich ratternd in Bewegung und ich winkte meine Mutter. Miks Familie sah ich nirgends, aber ich verkniff mir die Frage ob sie nicht mitgekommen waren.

Wir waren kaum fünf Minuten gefahren, da öffnete sich die Abteiltür. Ein junge mit dunklen Augen und asiatischen Zügen kam in das Abteil. „Ähm, ist hier noch ein Platz für mich frei?", fragte er schüchtern. Ich nickte.

„Klar. Ich bin Dennis und das ist Mik", sellte ich uns kurz vor.

„Wailam", sagte er.

„Seid ihr...Seid auch neu in Hogwarts?"

„Ja", sagten Mik und ich im Chor. „Puh, ein Glück. Ich dachte schon ich bin der Einzige. Ich habe ein paar andere am Gleis gefragt, aber die sind alle schon in der fünften Klasse oder so. Das war richtig peinlich!"

Ich musste schmunzeln.

Die Fahrt verging eigentlich relativ unspektakulär. Wir redeten etwas, spekulierten, wie Hogwarts die neuen Schüler aufteilen würde und erzählten uns von unseren Familie. Wailam war ein Halbblut, aber seinen Vater hatte er nie kennengelernt.

Als die Frau mit dem Servierwagen vorbei kam, hatte die Ruhe ein Ende. Wir kaufen von allem etwas und probierten uns durch die magischen Süßigkeiten. Wailam und ich hatten eine Menge Spaß mit Bertie Botts Bohnen in allen Geschmacksrichtungen, während Mik nur daneben saß und bei all dem kindischen Gekicher mit den Augen rollte. Ab und zu probierte er aber auch eine. Das Spiel war so lange witzig, bis Wailam sich fast übergab, als er eine Bohne erwischte die nach Surströmming (schwedischem Gammelfisch) schmeckte.

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So ihr lieben, hier endlich mal das neue Kapitel! Ich hoffe ihr mögt es. Leider wird es in nächster Zeit nicht regelmäßiger, da ich im Moment null Zeit habe zum Schreiben. Dass bei "Human Toy" öfter uploads kommen, liegt daran, dass ich da schon mehr Kapitel vorbereitet hatte.

Also leider wird es hier nicht regelmäßiger werden, aber keine Angst, ich werde auch diese Geschichte weiter schreiben. Tut mir wirklich leid, dass die Abstände zur Zeit so groß sind, das war auch nie der Plan. Leider geht es jetzt nicht anders :(

Magical Moments - KostoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt