Gemeinsam

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Mik

Ich ging so schnell ich konnte die Gänge entlang, ohne rennen zu müssen. Sobald ich die Toilette erreicht hatte, sperrte ich die Tür hinter mir zu und ließ mich an der hölzernen Trennwand hinunter gleiten. Ich presste die Lippen aufeinander, um nicht vor Wut loszuschreien. Ich konnte es einfach nicht. Jeder in diesem Klassenraum hatte irgendein Zeichen seiner Magie abgeben können. Und wenn es nur ein einzelner Funke war. Warum ich nicht? Warum war immer ich derjenige, der nichts auf die Reihe bekam? Der Spätzünder unter den Spätzündern? Vielleicht war ich einfach falsch hier. Möglicherweise wäre es besser wenn ich aufhörte mir etwas vor zu machen und den nächsten Zug nach Hause nahm. Meinen Abschluss hatte ich bereits. Es wäre also ein leichtes mich einfach für eine Ausbildung zu bewerben und zu vergessen, dass ich jemals hier gewesen bin. Und ob mein Vater nun Stolz auf mich war oder nicht, konnte mir ja egal sein. Es sollte mir eigentlich egal sein. Leider war es das aber nicht.

Ich hob den Kopf, den ich gegen meine Knie gelehnt hatte, als ich Schritte vor der Kabine hörte.

„Mik, bist du da drin?", fragte Kostas Stimme unsicher.

„Hau ab.", sagte ich forsch.

„Ist es wegen Zauberkunst grade? Das ist doch nicht schlimm. Professor Flitwick hat gesagt, jeder hat sein eigenes Tempo. Keiner erwartet von dir, dass das sofort alles klappt."

„Bei dir hat es funktioniert. Sogar schon bei Ollivander, als du kaum wusstest was du tust!" giftete ich zurück. „Und die anderen haben es auch alle hinbekommen. Nur ich war die Lachnummer des Tages!"

„Aber..." Kostas klang traurig und hilflos. Und mit einem Mal war ich wütend auf mich selbst, weil ich ihn angeschrien hatte. Er war der Letzte der etwas für meine schlechte Laune konnte.

„Tut mir leid", flüsterte ich heiser. „Ist einfach nicht mein Tag."

„Komm doch einfach mit zu Pflege magischer Geschöpfe. Da müssen wir bestimmt nicht zaubern. Und wenn du willst, versuchen wir das mit den Funken heute Abend nochmal zusammen.", sagte er sanft.

„Wir haben nicht mal den selben Gemeinschaftsraum.", konterte ich, nach wie vor grummelig.

„Nein, aber wir können uns draußen treffen. Und falls es regnet, suchen wir einfach ein leeres Klassenzimmer." Ich biss mir auf die Lippe. Warum war er bloß so nett zu mir?

„Von mir aus", sagte ich schließlich. Ich stand auf, atmete einmal tief durch und öffnete dann die Tür. Kostas schenkte mir ein schüchternes Lächeln und ich versuchte es zu erwidern. Keine Ahnung ob das auch gelang. Vermutlich sah ich ziemlich kläglich aus. Kostas klopfte mir auf die Schulter, bevor wir uns auf den Weg zu den Schlossgründen machten. Wie kacke es mir auch gerade ging... ein bisschen erleichtert war ich schon, dass ich auf ihn zählen konnte. Wie es aussah hatte ich mit dem Frischling einen echten Freund gewonnen.

Kostas

Pflege magischer Geschöpfe munterte Mik wieder ein wenig auf. Es war eine einfache Einführung in das Unterrichtsfach, uns wurde erklärt warum Zauberer sich überhaupt mit magischen Geschöpfen auseinander setzten, wie nützlich einige, und wie gefährlich andere waren und dass wir ganz Sachte mit dem Untersuchen von Flubberwürmern beginnen würden. Nach der Doppelstunde Pflege magischer Geschöpfe hatten wir Zaubertränke, wo Mik ein kleines Erfolgserlebnis hatte, als er nach der 2. Stunde eine gute, durchaus wirkungsvolle Schluckauf-Essenz abliefern konnte. Er war einer von nur 2 Schülern die das hinbekommen hatten.

Wailam hatte bereits nach der ersten Hälfte aufgegeben, weil sein Gebräu Farbe und Konsistenz von Teer angenommen hatte, und Anika hatte das Handtuch geworfen, nachdem eine Stichflamme, die aus ihrem Kessel aufgegangen war, ihr die Haare versenkt hatte.

Ich hatte meinen Trank zwar bis zum bitteren Ende fertig gemischt, allerdings konnte ich mich leider trotzdem nicht mit Erfolg rühmen, da mein Trank nach faulen Eiern roch und eher braun und trüb war, statt klar mit einem Hauch von Rose, sowie im Buch beschrieben. Außerdem riet Professor Slughorn mir davon ab den Trank zu testen, also entschied ich mich dafür, es Wailam und Anika gleich zu tun, und meinen Trank in den Abfluss zu befördern.

Beim Mittagessen, war Mik dann also wieder ganz der Alte, allerdings war ich ziemlich erschöpft inzwischen.

„Nur noch Verwandlung nach dem Mittagessen, dann haben wirs geschafft!", sagte Nico, während er sich eine Gemüsetasche im Ganzen in den Mund schob.

„Ja, ich freu mich auch irgendwie drauf... Trotzdem hab ich das Gefühl mein Kopf platzt gleich", sagte ich schulterzuckend.

„Wenn du willst, können wir auch ein andermal das mit den Funken üben", sagte Mik zu mir gewandt, so dass nur ich ihn verstehen konnte.

„Nene, das ziehen wir durch. Treffen wir uns dann später am See? So gegen 17 Uhr?"

Er grinste mich an. Freute er sich so, dass ich mit ihm üben wollte? Sein seeliges Grinsen verunsicherte mich ein bisschen, anderer Seits war ich echt froh, dass es ihm inzwischen so viel besser ging.

„Klar, sehr gerne. Und diesmal wird's funken. Du wirst schon sehen. Ich schaff das!"

Magical Moments - KostoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt