The holy trinity

Februar 2014

„Hör auf damit, das kitzelt!" rufe ich lachend und rücke ein Stück von Matt weg. Er legt seine Hände um meine Hüfte und zieht mich auf der Bank wieder zu sich um mir einen Kuss zu geben, den ich natürlich erwidere.

„Rosie, die Leute gucken schon!" sagt Tom leise und ich löse mich von Matt. „Na und? Sollen sie doch gucken. Dann sehen sie wie glücklich ich bin. Solltest du auch mal ausprobieren, so schlecht gelaunt wie du in letzter Zeit bist" erwidere ich und gebe Matt erneut einen Kuss.

Es klingelt zum Ende der Mittagspause und wir gehen aus der Cafeteria raus, zu unseren Spinden. Nachdem ich Matt einen Abschiedskuss gegeben habe, hake ich mich bei Tom und Haz ein und wir gehen über den Flur. Ich bin nun seit ein paar Wochen mit Matt zusammen, er ist in der Stufe über uns und wir haben uns auf der Weihnachtsparty der Schule kennengelernt. Ich bin einfach glücklich und auch Haz hat seit 2 Monaten eine Freundin, mit der er jede freie Minute schreibt oder telefoniert, da sie etwas weiter weg wohnt. Nur Tom ist der ewige Single und seit ich mit Matt zusammen bin, sehe ich ihn immer nur schlecht gelaunt.

„Treffen wir uns heute Nachmittag?" frage ich, obwohl es eigentlich schon klar ist, da wir uns jeden Freitagnachmittag treffen. Die beiden nicken und wir betreten die Klasse.

Am Nachmittag werde ich von meinem Vater abgeholt und wir gehen zusammen Mittag essen. Er fragt mich wie es in der Schule so läuft und was ich so für den Sommer plane. „Ich hätte da eventuell einen Job für dich" sagt mein Vater und steckt sich ein Stück Fleisch in den Mund. „Und der wäre?" frage ich nach, als er nicht weiterredet. „Ich drehe im Sommer einen Film, ein Familiendrama und ich spiele den Vater. Die Rolle der 16-jährigen Tochter ist noch unbesetzt. Sie ist wie auf dich zugeschnitten und wenn ich dich vorschlage, bekommst du die Rolle bestimmt."

Ich überlege einen Moment. Eigentlich wollte ich meine Karriere doch allein machen und nicht mit der Unterstützung meines Vaters. Aber der Gedanke, den ganzen Sommer über mit meinem Vater zu drehen und Zeit mit ihm zu verbringen ist sehr verlockend und ich würde bestimmt viel lernen. „Wie groß ist die Rolle denn?" frage ich vorsichtshalber nach und er antwortet: „Es ist quasi die Hauptrolle." Ich reiße überrascht die Augen auf und sehe ihn an. Er muss anfangen zu lachen und fragt: „Würdest du es machen wollen, oder nicht?" „Natürlich will ich es machen! Aber denkst du wirklich ich kriege die Rolle? Und wie denkst du würde es ablaufen? Würden alle wissen, dass ich deine Tochter bin oder nutzen wir weiterhin die ‚Nichten'-Story?" sage ich erfreut und aufgeregt. „Ganz wie du möchtest, Schätzchen. Und natürlich bekommst du die Rolle! Ich rufe gleich mal den Produzenten an" erwidert er und zückt sein Telefon.

Ein paar Minuten später legt er lächelnd auf. „Er schaut sich ein paar deiner bisherigen Arbeiten an, aber er findet die Idee gut und hat erstmal keine Einwände" sagt mein Vater auf meinen fragenden Blick hin. Ich quietsche auf vor Freude und zur Feier des Tages bestellen wir uns noch meinen Lieblingsnachtisch.

Nach dem Essen fährt mich mein Vater dann zu Tom und ich stehe vor der Tür und möchte gerade die Klingel drücken, als Toms Vater mir schon die Tür öffnet. „Die Jungs sind schon oben" sagt er nur und ich ziehe meine Schuhe aus, bevor ich die Treppe hochgehe.

Die Tür zu Toms Zimmer ist nur angelehnt und ich höre Tom und Haz schon von weitem diskutieren. Eigentlich will ich sie ja gar nicht belauschen, aber es geht um mich und Matt und ich kann einfach nicht anders als vor der Tür stehen zu bleiben und zuzuhören. „Ich kann es einfach nicht Haz! Ich kann ihr nicht dabei zusehen, wie sie einen anderen küsst. Das konnte ich schon bei dir nicht und erst recht nicht bei diesem Macho Matt! Es zerstört mich und ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte" sagt Tom. Es verwirrt mich was er da sagt. Steht er etwa auf mich? Das kann doch nicht sein. Es dauert einen Moment bis Haz ruhig antwortet: „Du musst über sie hinweg kommen Tom. Erinnerst du dich nicht an unseren Pakt? Wir sind nur ihre besten Freunde und nicht mehr. Seit ich Lilli kenne, habe ich kein einziges Mal mehr an Rosie gedacht. Wir müssen dir nur eine Freundin besorgen, dann kommst du auch über sie hinweg. Ist ja nicht so als wäre sie die einzige Frau auf diesem Planeten." Ich spüre wie mir leise die Tränen über die Wangen laufen. Ich weiß nicht wieso, denn meine Gefühle spielen im Moment komplett verrückt.

Ich stoße leise die Tür auf und in diesem Moment sagt Tom: „Aber sie ist die einzige für mich." Haz sitzt auf dem Bett und Tom steht mitten im Raum. Sie schauen mich beide an und ich starre auf Tom. Nach ein paar Sekunden stille drehe ich mich um und renne die Treppe hinunter. Ich muss einfach nur hier raus! Schnell schlüpfe ich in meine Schuhe und Jacke, nehme die Tasche in die Hand, reiße die Tür auf und renne raus.

Am Ende der Einfahrt werde ich am Arm gepackt und ich drehe mich um. Tom steht vor mir, er hat nur Socken und ein T-Shirt an und ich sehe die Gänsehaut auf seinem Arm. „Bitte lass uns darüber reden Rosie" bittet Tom und ich schaue mit tränenüberflutetem Gesicht auf den Boden. „Worüber willst du reden?" frage ich mit erstickter Stimme. Es entsteht eine unangenehme Stille zwischen uns bis ich erneut frage: „Worüber willst du reden Tom?" Ich schreie es schon fast in sein Gesicht, löse mich dann aus seinem Griff und drehe mich um, um davon zu gehen.

„Darüber, dass ich dich liebe Rosie!" ruft er mir hinterher und ich bleibe abrupt stehen. „Ich liebe dich seit unserer ersten Begegnung. Und ich kann es einfach nicht mit ansehen, dass du mit so einem Idioten wie Matt zusammen bist, der dich nicht mal ansatzweise so gerne mag, wie ich dich." Ich reiße mich kurz zusammen bevor ich mich umdrehe und sage: „Ich liebe Matt. Und er liebt mich auch. Und ich werde mich nicht von ihm trennen, nur weil du es nicht gut findest. So etwas macht ein Freund nicht und schon gar nicht ein bester Freund. Kannst du mich nicht einfach glücklich sein lassen? Auf so einen Freund kann ich gerne verzichten." Bevor er etwas antworten kann rausche ich schon davon.

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