The holy trinity

Juli 2014

Heute ist der letzte Tag des zweiten Schuljahres und es herrscht seit Monaten Eiszeit zwischen Tom und mir. Auch mit Haz rede ich nur noch selten. Nicht, dass sie nicht versucht hätten mit mir zu reden, aber ich blocke alles ab. Am Anfang habe ich einfach viel Zeit mit Matt verbracht, aber dann hat er mit mir Schluss gemacht und ich bin sehr gut darin geworden allein und unsichtbar in der Schule zu sein, so wie ich es früher einmal war.

Wir sitzen in unserem Klassenraum und Ms. Adams teilt uns unsere Zeugnisse aus. Ich habe fast überall Einsen, nur in Geschichte und Politik habe ich eine Zwei. „So und bevor ich euch nun in die Ferien entlasse, würde ich sagen, wir verabschieden uns noch kurz von Rosie. Wie viele von euch mitbekommen haben, wird sie diesen Sommer die Hauptrolle in einem Film spielen und im vergangenen Schuljahr hatte Sie so gute Noten, dass sie bereits an der Abschlussprüfung teilgenommen und so ihren Abschluss schon ein Jahr früher gemacht hat" sagt Ms. Adams und ich spüre wie alle Blicke auf mir liegen. Die meisten sind überrascht, murmeln aber Glückwünsche. Ich würde zu gern die Blicke von Tom und Haz betrachten, die davon natürlich auch nichts wussten, aber ich traue mich nicht in Ihre Richtung zu sehen. Ms. Adams gibt mir die Hand und wünscht mir viel Glück für die Zukunft, bevor wir in die Ferien entlassen werden und ich so schnell wie möglich von hier verschwinde.

Mein Vater wartet schon vor dem Gebäude und ich springe schnell ins Auto, bevor ich noch von irgendwem abgefangen werde. „Bereit?" fragt mein Vater und ich nicke. Die Koffer liegen schon fertig gepackt im Auto und wir fahren von der Schule aus direkt zum Flughafen. Während der Fahrt klingelt mein Handy und ich schaue auf das Display: es ist Liv, meine Freundin aus dem Schauspielkurs. Anscheinend hat die Neuigkeit schnell die Runde gemacht. „Hallo?" frage ich und Liv meldet sich: „Rosie? Stimmt es was alle sagen? Du kommst nächstes Jahr nicht wieder?" „Ja, es stimmt, ich durfte meinen Abschluss jetzt schon machen. Sorry, dass ich mich nicht verabschiedet habe, aber ich bin froh, dass ich mit dem Kapitel meines Lebens einfach abschließen konnte und außerdem musste ich direkt weg. Ich fliege heute noch mit meinem Dad nach LA" antworte ich. „Oh, das ist wirklich schade. Aber dann wünsche ich dir viel Spaß und Erfolg bei dem Film!" sagt Liv noch, bevor wir uns verabschieden und auflegen.

Entspannt lehne ich mich zurück und denke daran, wie es in LA wird. „Dad?" frage ich und er sagt: „Ja, mein Schatz?" „Ich habe viel darüber nachgedacht und vielleicht sollten wir es öffentlich machen, dass du mein Vater bist." Das schlägt ein wie eine Bombe und es ist erst mal still im Auto bis auf das Radio was leise im Hintergrund läuft. „Bist du dir sicher?" fragt er nach und ich nicke. „Wärst du damit einverstanden?" frage ich und er antwortet: „Aber natürlich. Ich wollte es von Anfang an öffentlich machen und an meiner Meinung hat sich nie etwas geändert." Er legt eine Hand auf mein Bein und ich schaue ihn an. Er lächelt und ich beuge mich zu ihm rüber um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben.

Am Flughafen angekommen checken wir ein, geben unser Gepäck ab und gehen zur Sicherheitskontrolle. Auf dem Weg müssen wir ein paar Mal anhalten, weil Fans ein Foto mit meinem Dad machen wollen. Kurz bevor wir durch die Passkontrolle gehen höre ich meinen Namen und drehe mich um. Harrison läuft außer Atem auf mich zu und bleibt knapp vor mir stehen. Ich signalisiere meinem Vater, dass er schon mal weitergehen kann und wende mich dann wieder Harrison zu, der auf seine Knie gestützt ist und versucht Luft zu holen. „Was machst du hier?" frage ich Haz und als er wieder einigermaßen atmen kann antwortet er: „Ich wollte mich von dir verabschieden, was denkst du denn? Liv hat auf meine Bitte hin angerufen und mir dann gesagt, dass du hier bist. Bei mir wärst du ja wahrscheinlich nicht dran gegangen. Und glaub mir es war wirklich nicht leicht hierher zu kommen, aber nun bin ich hier und... naja... wollte Tschüss sagen." „Na das hast du ja jetzt" sage ich und drehe mich um, aber er hält mich fest. Ehe ich mich versehen kann, zieht er mich in eine feste Umarmung. „Wir vermissen dich und wir lieben dich, als Freunde" flüstert Haz in mein Ohr und ich spüre wie meine Augen feucht werden. Als er mich loslässt drehe ich mich direkt um und gehe davon. Diesmal lässt er mich gehen, aber er sieht mir bestimmt hinterher, deswegen schaue ich nicht zurück, damit er meine Tränen nicht sieht, die hemmungslos über meine Wangen kullern.

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