Nervenraubendes Gespräche ✔️

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Laras Sicht

Der Gerichtssaal ist etwas anders Aufgebaut wie andere. Vorne sitzt der Richter und vor ihm stehen drei Tische. In der Mitte sitze ich mit Amber und Dr. Benet. Rechts von uns sitzen Katharina und Oliver und links von uns meine Dads. Zwischen den Tischen ist immer eine größere Lücke, also sie stehen nicht zusammengeschoben. Als ich rein gekommen bin, wäre ich am liebsten zu Drew und Rick in die Arme gelaufen, doch ich durfte nicht. Sie schenken mir nur ein ermunterndes Lächeln. Meine Eltern beachte ich gar nicht. Der Richter lässt nicht lange warten, als alle da sind und fängt sofort an. Zuerst erzählt er jedem wer, wer ist, vorauf wir achten müssen und wie der Fall aussieht. »Also Katharina und Oliver. Wieso wollen sie Lara wieder zurück?« fragt der Richter neutral. »Lara ist mein Mädchen, meine Tochter und auch wenn es schwierig war habe ich nie aufgehört sie zu lieben. Wir sind eine tolle Familie und es wird Zeit, dass wir uns wieder näher kommen.« Ich schaue sie gar nicht an, doch weiß genau wie überzeugt sie von dem ist was sie erzählt. »Darf ich was dazu sagen und fragen?« frage ich den Richter. Er gibt mir ein Zeichen fort zu fahren und sagt dazu »Nur zu, sagen sie ihren Eltern, was sie schon immer mal sagen wollten.«

»Warum bin ich auf einmal deine Tochter? Hast du die Tage, Monate vergessen, wo du mir jeden Tag erzählt hast, dass ich nicht deine Tochter bin, sondern nur ein nutzloses Ding? Von Liebe war nie die Rede und mit näher kommen meinst du, dass Dad uns wieder schlägt, oder wie soll ich das deuten?«

»So was habe ich nie zu dir gesagt!« rechtfertigt sie sich gleich mit Tränen in den Augen. »Ja und weißt du warum, weil du dir dein Hirn so weggeblasen hast, dass du dich an nichts mehr erinnern kannst und das ist traurig?« antworte ich ihr knallhart. »Lara achte bitte auf deine Ausdrucksweise!« sagt der Richter zu mir und überlässt meiner Mam das Wort. »In diesem Moment war ich unfähig.« Ich kann es nicht glauben und stehe vom Stuhl auf. »In diesem Moment? Das warst du Jahre lang, unfähig! Und warum solltest du jetzt fähig sein, um auf mich aufzupassen? Du hast es nicht einmal geschafft dich im Krankenhaus zu verabschieden.« Jetzt mischt sich auch noch Oliver ein. »Denke vorher, bevor du mit deiner Mutter redest.« kackt er mich wütend von der Seite an. Meine Mam sitzt weinend auf ihrem Stuhl. »Ich soll nachdenken? Du solltest mal überlegen damit anzufangen!« antworte ich ihm und setze mich wieder auf meine vier Buchstaben, wenn auch nicht lange. »Oliver was ist ihr Standpunkt?« fragt ihn der Richter. »Lara ist mein Fleisch und Blut. Meine Tochter. Sie hat an meinem Tisch zu sitzen. Wir biegen alles wieder gerade und dann klappt das schon. In jeder Familie gibt es Ungleichheiten.«

»Genau und eine Familie hält zusammen!« sagt Mam, die sich wieder etwas beruhigt hat. »Mam ich verstehe einfach nicht wie du dich immer wieder auf diesen Typen einlassen kannst. Hast du vergessen was er getan hat? Er hat deinen, euren Sohn und meinen Bruder umgebracht! Wie kannst du ihm in die Augen schauen geschweige denn mit ihm eine Familie wollen? Er ist ein Mörder und du hast so einen ekelerregenden Kerl nicht verdient!« sage ich ehrlich und traurig. »Und ich verstehe nicht warum du immer wieder mit Liam an kommst, schwamm drüber. Er kommt nicht mehr zurück und ich bin das Beste was deiner Mutter je passiert ist!« sagt er wütend und überhoben. »Du bist das Beste?« frage ich lachend. »Du bist Abschaum für die ganze Welt! Und ich sage dir so oft wie ich will, dass du Liam, deinen eigenen Sohn umgebracht hast. Wie kannst du es wagen so über ihn zu reden? Wie kannst du nachts schlafen? Er war dein Sohn! Er war dein Fleisch und Blut und er saß an deinem Tisch! Trotzdem hast du ihn eiskalt ermordet!« sage ich laut und wütend zu ihm. Er steht direkt vor mir. Der Richter und der Rest schauen sich das Schauspiel genau an. »Du hast doch keine Ahnung, was auf der Straße alles so abging. Liam steckte in großen Schwierigkeiten!« sagt er laut zurück. »Du denkst wirklich ich habe keine Ahnung? Ich habe da genauso gelebt wie du! Ich bin genauso auf die Straße gegangen wie du! Ich bin genauso vor der Polizei weggerannt wie du! Ich habe genau wie du den Kiosk geplündert oder habe mich mit anderen geprügelt! Ich habe genauso mit meinen Leuten getrunken wie du mit deinen und ich bin genauso oft wie du auf dem Polizeirevier aufgewacht! Also sage mir nicht ich habe keine Ahnung!« schreie ich in an. »Du denkst wirklich ich habe keine Ahnung davon, was du in der oder in der Bar gemacht hast? Ich wusste genau, dass wenn du da rein gehst du mit irgendeiner Nutte schläfst. Ich wusste genau an welchen Ecken du die Drogen verkaufst hast und ich dort nie etwas zu suchen hatte. Jedes Mal wenn ein Schuss gefallen ist bin ich los gerannt, um zu schauen ob du dort blutend auf der Straße liegst und jedes Mal habe ich gehofft die nächste Kugel trifft dich, damit ich keine Angst mehr haben muss. Ich wusste genau wo du warst und immer wenn du nach Hause gekommen bist hast du stärker zugeschlagen!« Der ganze Saal ist ruhig und hört mir zu. Oliver hat Tränen in den Augen und findet keine Worte, also fahre ich fort. »Ich wusste ganz genau, dass wenn du in diese Gasse gehst du wie ein kleines Baby weinst, weil du nicht mehr konntest! Glaubst du wirklich ich hätte deine leeren Augen an Liams Todestag nicht gesehen? Und heute sind sie immer noch genauso leer. Ich wusste alles nur du hattest nie einen Plan von mir!« sage ich ihm wütend ins Gesicht. »Doch ich weiß, dass du den Rekord gehalten hast.«

»Ja und weißt du auch, dass ich an manchen Tagen nicht wegrennen konnte, weil du es mal wieder übertrieben hast? Wusstest du, dass ich Mam zweimal vor einer Überdosis bewahrt habe? Weißt du, dass ich dich hasse? Warum ich auf die Straße gegangen bin? Das ich vergewaltigt wurde? Das Liam alles für mich ist? Ich nach seinem Tod ein Drogenproblem hatte? Ich deine blutigen Sachen aufbewahrt habe? Ich Angst vor dir habe, weil ich nicht weiß wann du das nächste Mal wieder zuschlägst? Ich als ich klein war zu dir aufgesehen habe und genauso werden wollte wie du? Ich Angst davor hatte dich zu enttäuschen? Und im Endeffekt hast du mich enttäuscht!« sage ich mit Tränen, die mir die Wangen runter laufen. Ich zeige zu Drew und Rick und sage »Sie haben mich gerettet! Sie haben mir gezeigt was Liebe, Geborgenheit und Vertrauen ist! Sie haben mich beschützt und jeden Moment mit mir geschätzt! Sie haben mir gezeigt, warum Schule wichtig ist! Warum eine Familie wichtig ist! Sie waren jeden Abend und jeden Tag für mich da und haben für mich alles liegen gelassen! Sie haben mir gezeigt wie man glücklich sein kann! Dass man auch ohne streiten, schreien und Schläge reden kann! Sie haben mir so viel gezeigt, gelehrt und vor allem Gefühle gezeigt, die ich vorher nicht kannte! Sie haben mir zugehört und mir Zeit gelassen, beim erzählen! Sie wissen mehr über mich, als ihr je wissen werdet! Denn ihr wisst gar nichts! Du bist nicht mein Vater und ich hasse dich wie die Pest! Ich habe Angst vor meinen eigenen Eltern! Ich bin nicht eure Tochter!« sage ich zum Schluss und setze mich endgültig auf meinen Stuhl. Nicht nur Katharina und Oliver sind sprachlos, der ganze Saal und der Richter selbst finden keine Worte. Außer meine Dads. Drew fängt an zu erzählen »Als ich zu einem Einsatz gerufen wurde, hätte ich nie gedacht, dass so etwas heraus kommt. Lara lag auf dem Boden am aufgeben. Sie hat einfach nicht mehr kämpfen wollen, doch als ich sagte, dass sie kämpfen soll, muss sie sich an irgendwas erinnert haben wofür es sich zu kämpfen lohnt. Heute habe ich verstanden wofür sie gekämpft hat, nicht nur um Liam stolz machen zu können, sondern dass sie ihren Eltern gegenüberstehen kann und ihnen alles sagen kann, zum Abschied. Lara ist ein tolles Mädchen. Sie ist richtig bei uns aufgegangen und hat Sachen erlebt die für meinen Mann und mich selbstverständlich waren. Sie hat uns gezeigt Dinge anders zu sehen und anders an sie ran zu gehen.«

»Es war nicht leicht, das wollen wir gar nicht abstreiten, aber wir haben immer einen guten Weg oder eine Lösung zusammen gefunden. Uns war sofort klar, dass nie etwas über Lara stehen wird und je mehr sie uns aus ihrem Leben erzählt hat und wie viel Angst sie hatte oder wie alleine sie war, wurde uns klar wir können nicht zulassen, dass sie zurück zu ihren Eltern geht. Das hätte sie nicht noch einmal geschafft. Wir haben auch Unterstützung von Danny, Krista, Topher, meine Eltern, Amber und Dr. Benet. An die wir uns jederzeit wenden konnten oder auch Lara selbst. Wir freuen uns auf jeden weiteren Schritt mit Lara. Sie kann jeder Zeit ihre Eltern besuchen oder sie treffen soweit sie es möchte und soweit es für sie in Ordnung ist. Wir lieben sie und würden uns auf eine weitere Zeit mit ihr freuen.« sagt Rick. »Lara jetzt wurde ja viel von deinen Eltern und Dads berichtet. Was möchtest du?« fragt mich der Richter. Ich habe mich sehr gefreut über diese Frage und sage mit einem Lächeln im Gesicht »Ich möchte bei meinen Dads bleiben!« ich schaue zu ihnen rüber und wir Lächeln uns an. »Ich denke das Ergebnis ist eindeutig. Lara bleibt bei Drew und Rick. Wenn noch Fragen anstehen oder widersprochen werden will kann sie noch die nächsten Tage bei mir melden. Ich wünschen Ihnen allen noch einen schönen Tag und weiterhin alles Gute für euch drei!« Ich kann es gar nicht glauben und mir laufen die Tränen über die Wangen. Drew und Rick kommen zu mir und nehmen mich in die Arme. »Siehst du wir geben dich nicht auf!« sagt Drew und ich sage »Ich danke euch!«

Mein Leben, nachdem ich nicht mehr leben wollte Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt