Die Tage nach dem Unfall ✔️

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Laras Sicht

Ich werde wach, weil eine Schwester rein kommt und mir mein Frühstück bringt. Sie öffnet noch die Gardinen vom Fenster und verlässt dann das Zimmer. Ich genieße die Sonne, die durch das Fenstern scheint und schließe für einige Zeit meine Augen, um die Wärme zu spüren. In diesem Moment geht mir nichts durch den Kopf. Für diesen Moment bin ich einfach nur zufrieden die Wärme zu genießen. Der Baum vor dem Fenster wiegt sich im leichten Wind und die grünen Blätter leuchten durch die Sonne wunderschön. Ich will unbedingt wieder raus, ich war noch nie länger als drei Tage hintereinander nicht draußen. Nach einer Weile kommt eine andere Krankenschwester und untersucht mich. Sie misst meinen Blutdruck, schaut sich meine Verletzungen an und tut neue Salbe auf die Prellungen. Mir geht es schon viel besser, aber mein geprellter Oberkörper tut immer noch weh. »Heute bleibst du noch im Bett!« sagt die Krankenschwester zu mir, »Denn du solltest dich noch ein bisschen schonen.« Sie nimmt mein nicht angerührtes Frühstück mit und verlässt das Zimmer.

Es klopft an der Tür. Ich schaue zur Tür und sehe wie Danny in mein Zimmer kommt. Er trägt wie üblich seine Polizeiuniform, denn er ist Polizist. Er hat mich früher fast jeden Tag von der Straße aufgesammelt oder ist mir mit Blaulicht hinterher gejagt. Ja, ich muss sagen, dass wir ein komisches Verhältnis haben. In einem Moment lasse ich zu, dass er mir hilft und im nächsten renne ich wieder vor ihm weg. Ich habe Danny angerufen und ihn darum gebeten meine Sachen vorbei zu bringen, denn ich halte es in diesem blöden Krankenhaushemd nicht mehr aus. »Na Kleine, wie geht es dir? Ich habe gehört was passiert ist.« Er kommt auf mich zu und stellt eine Reisetasche an mein Fußende. »Es geht mir gut. Keine Sorge!« Danny schaut mich skeptisch und sagt in seinem "Ich weiß alles besser" Ton »Du liegst im Krankenhaus. Du hättest sterben können!« Ich muss schmunzeln und sage mit einem Unterton »Wäre vielleicht besser gewesen.«

»Sag so was nicht!« sagt er zu mir lauter und zeigt mit seinem Zeigefinger auf mich. Ich will nicht weiter auf die Diskussion eingehen und setze mich somit langsam auf, um die Reisetasche zu öffnen. »Danke fürs vorbeibringen.« Danny nickt mir nur zu und setzt sich in einen von drein Besucherstühlen. Ich suche mir einen Pulli, eine graue Jogginghose und neue Unterwäsche raus. Danny hat mir beim aufstehen geholfen und dann humpele ich ins Bad, um duschen zu gehen. Danny sitzt die ganze Zeit auf dem Stuhl und hat gewartet bis ich fertig bin.

»Ich bring dich noch runter!« sage ich zu Danny, er weiß ganz genau, dass er meine Meinung nicht ändern kann. Unten aus der Tür raus habe ich einen langen frischen Atemzug gemacht. Wie ich das vermisst habe. Es tut richtig gut, nicht nur den Krankhausgeruch zu riechen. »Hey! Bleib stark, gib jetzt nicht auf! Du hast die letzten Jahre so gekämpft, du kannst stolz auf dich sein! Die restlichen Sachen von dir stehen in meiner Garage. Ich muss jetzt los.« Er nimmt mich nochmal in den Arm und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.

Ich setze mich auf die Bank vor dem Eingang und schaue sein Auto hinterher. »Hey! Was machst du denn hier draußen?« Ich drehe mich langsam um, da steht Drew und noch eine Ärztin neben ihm. »Nur an die frische Luft.«

»Solltest du dich nicht lieber ausruhen? Und zwar in deinem Bett?« Ich schüttele nur mit meinem Kopf. »Ich komme heute Abend wieder zu dir, wenn ich Schicht habe. Das ist übrigens Krista, sie arbeitet auch in der Nachschicht. Sie kann dir also noch öfter über den Weg laufen.«

»Hey.« sage ich leise zu ihr und sie begrüßt mich ebenfalls. Krista hat schulterlange, braune, volumige Haare und dazu braune Augen. Ihre Haut ist etwas bräunlicher und sie hat ein wunderschönes, glattes Gesicht. »Komm ich bring dich noch hoch.« sagt Drew zu mir. »Schon gut! Ich kenne den Weg!« Beide verabschieden sich von mir und gehen in ihren verspäteten Feierabend. Ich sitze noch eine Weile auf der Bank bis eine Schwester mich wieder ins Zimmer schickt.

Ich zappe gerade durch das langweilige Fernsehprogramm, als es an der Tür klopft. Ich denke es kommt wieder eine Schwester, um mich zu untersuchen, aber es ist Amber vom Jugendamt. In ihrer Hand hält sie wieder eine Akte, aber dieses Mal ist sie dicker, als beim ersten Mal. »Hallo Lara. Wie geht es dir?« fragt sie mich freundlich, doch ich antworte nur mit einem leisen »Hallo.« Amber setzt sich wie Danny auf einen Besucherstuhl, nur das sie den Stuhl neben mein Bett schiebt. »Also Lara, du hast noch einmal die Chance mir zu erzählen wer du bist und was mit deinen Eltern los ist.« Ich schnaube genervt aus und sage arrogant zu ihr »Das habe ich Ihnen doch schon erzählt.« Amber schaut mich durchdringend an, doch ich sage kein Wort. »Wenn du meinst. Ich habe mir deine Akte von der Polizei besorgt.« Meine Augen hätten nicht mehr größer werden können, so starre ich sie mit offenem Mund an. »Warum fragen Sie dann? Wenn Sie eh schon alles wissen?«

»Ich wollte es nur von dir hören, Lara. Dein Vater sitzt im Gefängnis und bei deiner Mutter kannst du jetzt für eine Weile nicht mehr leben. Ich würde es wirklich gerne vermeiden dich in ein Heim stecken zu müssen, aber eine Familie zu finden, die dich aufnimmt, wird auch nicht leicht. Du warst in einer Jugendstrafanstalt und da kommt man nicht rein, weil man mal ein paar Autos kaputt macht. Du bleibst solange du kannst hier im Krankenhaus, bis ich eine Lösung gefunden habe, aber du musst auch zulassen, dass ich oder jemand anderes dir helfen möchte.«

Mein Leben, nachdem ich nicht mehr leben wollte Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt