Kapitel Zwei - Der Feldweg

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Am nächsten Morgen entschloss ich mich nicht zurück zu kehren. Die Nacht verbrachte ich in einem kleinen, verlassenen Jägerhäuschen. Ich trat vor die Tür und blickte zum Himmel. Von dem Sturm letzte Nacht ist nichts mehr zu sehen. Stattdessen kitzelten mich die Sonnenstrahlen. Ich schloss langsam meine Augen. Das war wieder einer dieser magischen Momente im Wald. Als ich meine Augen wieder öffnete stand nur 20 meter entfernt ein Wildschwein. Schnell nahm ich mein Bogen. Ich spannte ihn. Ich zielte,und schoss. Ein kurzes zischendes Geräusch und das Tier fiel zu Boden. Ich pirschte mich heran um sicher zu gehen dass es tot war. Es war tot. Ich hatte genau in sein Herz getroffen. Langsam zog ich den blutigen Pfeil heraus. Jetzt erst realisiere ich dass ich heute richtig viel Glück hatte. Es kommt selten vor das ich so etwas großes erlege. Mein Hungerproblem wäre somit also gelöst gewesen. Aber wo sollte ich hin? Hier im Wald ist es viel zu gefährlich. Es gibt viele Kanibalen hier. Ich beschloss in Richtung Norden zu gehen. Ich wusste dass ich hier zu einem Ort kommen würde der mystischer als alles andere hier war: Dem Feldweg.

So lief ich also seit einem halben Tag, orientierungslos, mit einem Wildschwein auf den Rücken gebunden, durch den Wald. Den einzigen ich folgen konnte war dem Feldweg. Die Sonne ging schon fast unter als ich endlich ankam. Ich traute meinen Augen nicht. Kedoroth. Die Stadt der Küsten-Elben. Ich musste also schon 150 Kilometer gelaufen sein. Okay, bei uns Licht-Elben geht das schneller, aber trotzdem war es ein langer Weg bis hierher. Das einste Dorf war schon lange kein Dorf mehr. In meinen 16 Lebensjahren ist es zu einer Metropole für ganz Gaeron geworden. Zwerge,Trolle, Elben und Zauberer kommen von ganz Gaeron hier her um in den Krieg gegen Olodhmir zu ziehen.

Ich ging durch das große Tor von Kedoroth und steuerte direkt auf eine kleine Pension namens "Zum alten Drachen" zu. Inzwischen ist es dunkel geworden und die Krieger und Einwohner laufen mit Fackeln durch die Straßen um etwas zu sehen. Als ich die Tür aufmachte stieß mir ein Geruch von Lavendel und Zimt in die Nase.

Als ich meinen Zimmerschlüssel bekam, begegnete ich einen langhaarigen jungen Mann. Ich bemerkte ihn erst als ich in ihn rein gelaufen war.

"Tut mir leid. Ich hatte Sie nicht gesehen." ,entschuligte ich mich rasch.

"Kein Problem. Das passiert mir andauernd. Ich bin Tilamir." , antwortete er.

"Siami, freut mich."

"Ebenso. Wollt Ihr mit runter gehen zum Abendmahl?"

"Ja, ich habe aber nicht genug Geld." , sagte ich bekümmert.

"Kein Problem ich habe genug Für uns beide."

So gingen wir(nachdem ich das Wildschwein in meinem Zimmer verbunkert hatte) in den Essenssaal. Es war ziemlich voll und wir mussten uns einen Platz an einem zweier Tisch erkämpfen. Hinter uns saß ein altes Ehepaar. Als sie meinen Namen erwähnten wurde ich hellhörig.

Mann: "Siami, dieser Name kommt mir so bekannt vor."

Frau:"Sie ist dieses Mädchen von den Parth."

Mann:"Ihre Mutter war eine mystische Person."

Frau:"Von ihrem Vater ganz zu schweigen. Er soll ja 1445 im Krieg gegen die Drachen gefallen sein."

Mann:"Psst,sei nicht so laut. Dieser Krieg wird doch bis heute verschwiegen."

Frau:"Aber was ist mit der Prophezeiung?"

Mann:"Wir müssen jetzt gehen. Dieses Gespräch hat nie stattgefunden!"

Das Ehepaar verschwand. Was für eine Prophezeiung? Es war bestimmt eine Verwechslung. Die meinten garnicht mich. Es gab keinen Krieg gegen die Drachen um 1445. Drachen sind laut der Überlieferung schon seit 1240 ausgestorben. Ich stand einfach auf und ging auf mein Zimmer. Ich konnte nichts mehr um mich drumherum hören. Es war wieder so weit. Ich würde Schlafwandeln. Schnell schloss ich mich ein. Dann verschwamm alles.

Gaeron - Der OzeanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt