Kapitel 4 | Ameih

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„Häuptling, Ameih hat ihre Prüfungen absolviert und sehr erfolgreich bestanden", sprach Storm, während er in das Tipi des Häuptlings trat, der sich normalerweise immer dort aufhielt.

Da Storm vor Ameih war und ihr so die Sicht versperrte, sah das Mädchen zunächst nicht, was, beziehungsweise wer, sich im Tipi befand. Sie dachte sich aber schon, dass sich weder Häuptling noch der Schamane dort aufhielten, da die beiden, vor allem zusammen, meist ziemlich laut waren.

„Was zum ...", fragte Storm erstaunt, mehr zu sich selbst als zu Ameih, nachdem er kurz ins Tipi geschaut hatte. „Was ist los?", wollte das Mädchen daraufhin wissen und drängte Storm etwas auf die Seite, damit sie auch das sehen konnte, was den Krieger so erstaunte.

„Ich denke -", wollte Storm gerade ansetzen, als Ameih einen leisen, erschreckten Schrei von sich gab, den Krieger vollends zur Seite schob und ins Tipi stürzte.

„Nein! Lyra, was ... was haben sie mit dir gemacht?", rief das Mädchen panisch aus, als sie ihre gefesselte, bewusstlose Schwester umarmte, die völlig verdreckt und verwundet am Rande des Tipis zusammengekauert da lag.

Sie versuchte ihre Schwester wachzurütteln, doch Lyra wollte einfach nicht aufwachen. „Nein, nein. Das darf nicht sein. Was haben sie dir nur angetan? Bitte, bitte lebe noch!"

Ameih sah das staubige, mit Schmutz bedeckte Gesicht ihrer geliebten Schwester. Sie konnte sehen, dass Lyra geweint haben musste, da getrocknete Tränen feine, noch saubere Spuren auf ihren Wangen hinterlassen hatten.

Das Mädchen zerrte an den Fesseln ihrer Schwester, um diese zu lockern oder gar ganz zu entfernen, sie schaffte es aber nicht, im Gegenteil, durch Ameihs ziehen und zerren machte sie alles nur noch schlimmer und zog Lyras Fesseln dadurch noch fester.

Aus Panik, da das Mädchen dies bemerkte, stolperte sie ein paar Schritte zurück und viel ein paar Meter von Lyras Körper entfernt zu Boden. Durch das Adrenalin in ihrem Körper merkte sie jedoch nicht die leicht aufgeschürften Wunden an ihren Ellenbogen, die der Sturz hinterlassen hatte und stand direkt wieder auf, um wieder bei ihrer Schwester zu sein.

Verzweifelt versuchte sie, Storm zu Hilfe zu holen, der sich mittlerweile auch im Tipi befand, sich aber bis jetzt noch nicht den beiden angenähert hatte: „Jetzt komm schon, hilf mir! Sie haben ... was haben sie ihr nur angetan? Du musst doch was tun, so kaltherzig kannst du nicht sein!"

„Ich weiß nicht, ob -", wollte der Krieger gerade ansetzen, als der Häuptling, dicht gefolgt von dem Schamanen, langsam verspottend klatschend das Tipi betrat.

„Ah, wenn das mal nicht die Schwester der Satansbraut ist. Und sie versucht, sie zu befreien! Auf frischer Tat ertappt, würde ich mal sagen. Das ist Hochverrat! Aber keine Sorge, meine Liebe, du darfst hier bleiben, wenn du bei den Prüfungen gut genug warst", sagte der Häuptling verächtlich, bevor er sich zu Storm wandte und diesen fragte, wie Ameihs Prüfungsergebnisse waren, jedoch nicht, ohne davor die beiden Schwestern einmal mit einem hasserfüllten Blick angesehen zu haben.

Der etwas verwirrte Storm antwortete darauf: „Ja also ... Ameih hat 35 Punkte. Sie würde also Jägerin werden". „Ha! Prima, wir hatten schon länger keine neuen Jäger mehr. Damit steht es fest: Lyra wird verbannt, Ameih werden ihre Taten verziehen und im Stamm bleiben", sprach der Häuptling daraufhin erfreut und schaute Ameih mit freundlicher Miene an.

Das Mädchen erstarrte kurz, nachdem sie dies gehört hatte. Sie hatte immer geglaubt, dass, wenn ihre Schwester verbannt werden würde, sie auch ausgestoßen wird und es so leichter für sie beide sein würde, zu überleben.

Sie hatte ihr ja schließlich geholfen und, wie der Häuptling gerade eben noch gesagt hatte, bevor er diese spontane Stimmungsänderung hatte und sie plötzlich freundlich angelächelt hatte, Hochverrat begangen.

Und auch wenn sie jetzt vielleicht seine gute, sichere Zukunft haben könnte, konnte sie ihre Schwester verdammt nochmal nicht im Stich lassen.

„Und was, wenn ich nicht im Stamm bleiben will?", fragte Ameih deshalb vorsichtig, auch wenn sie sich die Antwort darauf eigentlich schon denken konnte. „Du willst doch nicht etwa freiwillig auch in den Wald verbannt werden, und das auch noch mit diesem vom Teufel befallenen Miststück?!", rief der Schamane entsetzt aus.

„Sie ist auch des Teufels! Der Teufel hat sich bei beiden Schwestern ausgebreitet. Wir sollten sie verbrennen, sodass der Teufel nicht auch noch uns anderen, reinen Mitglieder befällt!", erwiderte der Häuptling, nachdem er das gehört hatte, an Storm und den Schamanen gewandt.

Ameih konnte die Worte der beiden kaum glauben. Sie hatte die beiden immer sehr respektiert, da sie sie für weise Männer gehalten hatte, doch das, was sie gerade eben von ihnen gehört hatte, war weder weise, noch vernünftig.

‚Vom Teufel befallen, so ein Schwachsinn. Ich und Lyra sind ganz bestimmt nicht vom Teufel oder irgendeiner anderen dunklen Kreatur befallen. Die beiden verstehen wohl gar nichts von Geschwisterliebe oder Treue'.

Ameihs Gedanken wurden von Storms angespannter Stimme unterbrochen: „Bei allem Respekt, aber ich denke nicht, dass Ameih vom Teufel befallen ist. Bei den Prüfungen hat sie einen wachen Eindruck gemacht, was bei vom Teufel Befallenen normalerweise nicht so ist. Ameih ist lediglich etwas von den Prüfungen erschöpft".

Erstaunt blickte das Mädchen Storm an. Sie hätte nicht gedacht, dass er sie in Schutz nehmen würde, denn sie bezweifelte, dass Storm wirklich glaubte, dass sie nur etwas von den Prüfungen erschöpft war und deshalb mit ihrer Schwester verbannt werden wollte.

„Nun, dem könnte wirklich so sein. Außerdem könnten wir wirklich noch eine Jägerin im Stamm gebrauchen; seitdem Kaila getötet wurde, hat sich unsere tägliche Beute deutlich verringert. Wenn die Satansbraut erst einmal weg ist, wird sie ihr schon nicht in den sicheren Tod folgen. Und notfalls können wir sie auch immer noch verbannen", sprach der Häuptling daraufhin nach kurzem Überlegen zum Schamanen.

„Nun gut. Dann bleibt sie halt hier. Aber wir sollten Ameih bewachen lassen, bis das Miststück, das mal ihre Schwester war, weg ist. Ich denke, Storm sollte das erledigen", antwortete der Schamane.

Mit einem Nicken stimmte der Häuptling zu und forderte dann mit einer Handbewegung Storm und Ameih auf, das Tipi zu verlassen und so ihn und den Schamanen allein zu lassen.

„Und Storm, du wirst Ameih erst wieder Morgen nach dem Sonnenaufgang aus den Augen lassen. Man kann schließlich nie wissen, auf was für Einfälle ein Mädchen in so einem Zustand kommen kann", sagte der Häuptling noch, bevor die beiden aus dem Tipi treten konnten.

,Als wäre ich labil oder so was. Ich will doch nur meine Schwester beschützen, was ist daran falsch? Warum verstehen sie das nicht?', fragte sich Ameih, während Storm sie sanft an die Hand nahm und sie so nach draußen begleitete.

Das Mädchen wehrte sich nicht, was zwar ganz und gar nicht zu ihr passte, sie war jedoch auch nicht dumm und wusste, dass rebellieren in dieser Situation alles nur noch schlimmer machen würde.

Heyhoo!

Der vierte Teil ist endlich da! Hat auch nur ein Monat gedauert *hust*. Das ist der erste Teil, den ich auf dem Handy und nicht auf dem Laptop abgetippt hab, könnten also mehr Fehler drin sein als sonst. Außerdem les ich mir das Kapitel außnahmsweise mal nicht direkt nach dem Upload nochmal durch, um mögliche Fehler zu entdecken, da es doch später wurde als gedacht und ich dann doch irgendwo müde bin. Auch wenn ich bezweifle, dass irgendjemand dieses Kapitel noch heute Nacht liest.
Naja, man liest sich vielleicht wieder in einem Monat. Vielleicht schaff ichs ja diesmal sogar etwas früher xD.

Joa, dann bye!

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