Indianerschwestern

Kapitel 15 | Ameih

Ameih war gerade dabei, ein paar Beeren zu essen, die sie zuvor in der Mitte geholt hat, als Lyra in ihr Tipi trat und fragte, ob sie da war. Glücklich lächelte Ameih daraufhin und bat sie herein. Die Abende mit ihrer Schwester zu verbringen und sich mir ihr über den Tag auszutauschen, gefiel ihr. So hatte sie nicht das Gefühl, sich von ihr zu entfernen, aber trotzdem konnte sie auch eigene Sachen machen.

„Und, wie war dein Tag?", fragte Ameih, nachdem sich ihre Schwester neben sie auf ein paar Bisonfelle gesetzt hat, „Also meiner war fantastisch. Ich war mit Daylin an einem der Trainingsplätze im Wald und er hat mir ein paar Techniken im Kampf beigebracht.

Wusstest du, dass bei den Verbannten jeder, der alt genug ist, im Kampf unterrichtet wird? Außer natürlich die, die dazu nicht in der Lage sind ... aber selbst für die gibt es ein paar Kniffe, mit denen sie sich verteidigen können."

Lyra lächelte ihre Ameih an: „Es freut mich, dass dir dein Tag heute so gefallen hat. Ich wusste ja schon immer, dass du eine Kämpferin bist. Und mein Tag hat mir heute auch gut gefallen. Ich habe Unity und Beyla kennengelernt. Du weißt schon, Unity ist das andere blinde Mädchen und Beyla ist die Sonnengeborene, von der Daylin uns erzählt hat.

Ich habe mit den beiden etwas gespielt und dann kam sogar Tray dazu, die - du wirst es kaum glauben - nett war. Ich wusste doch, dass sie ein gutes Herz hat." Erstaunt blickte Ameih ihre Schwester an.

„Tray und nett? Nein, das passt nicht zusammen. Bist du dir sicher, dass das Tray war und nicht jemand anderes?", fragte das Mädchen lachend. Dass Tray wirklich nett sein konnte, konnte sie sich nicht wirklich vorstellen.

„Ja, wenn ich dir sage. Außer du kennst hier noch jemand anderen der Tray heißt und sich genauso wie sie anhört", antwortet ihr daraufhin Lyra, auch lachend. Ameih schüttelte den Kopf und lachte weiter. „Du, Ameih? Wie sieht Tray eigentlich aus?", hörte das Mädchen irgendwann ihre Schwester mit leiser, fragender Stimme hören.

Verwundert hob Ameih ihre Augenbrauen. Warum wollte ihre Schwester das wissen? Bevor Ameih jedoch nachfragen konnte, sagte Lyra schnell: „Sie ist ja meine Begleiterin und ich verbring ja schließlich auch recht viel Zeit mit ihr. Da will ich einfach wissen wie sie aussieht."

Ameih zuckte mit ihren Schultern. Lyra hätte Tray sicherlich auch fragen können, aber sie hatte ihrer Schwester ja auch schon früher immer die Stammesmitglieder beschrieben. Also fing sie an, das Aussehen der Verbannten zu beschreiben:

„Tray ist so ungefähr einen halben Kopf größer als du, auch wenn du das vermutlich schon gemerkt hast. Sie ist recht schlank und sportlich gebaut, was ja auch nicht verwunderlich ist, da sie wirklich gut im Kämpfen ist, wie Daylin mir zumindest gesagt hat. Sie hat schwarze Haare, die ihr bis zu den Schultern gehen und grüne Augen."

Ameih hatte es sich angewöhnt für jede Person, die sie traf, eine kurze Beschreibung in ihrem Kopf zu machen, einfach, da sie es gewohnt war, ihrer Schwester die Menschen zu erklären. Deshalb hatte sie nicht lange nachdenken müssen, als sie Tray beschrieben hatte.

„Danke", lächelte Lyra und legte ihren Kopf auf Ameihs linker Schulter ab. Nachdem sie eine Weile schweigend nebeneinander gesessen hatten, verabschiedete sich Lyra von Ameih, damit sie schlafen gehen konnte. Zufrieden lächelte Ameih, als sie sich schließlich hinlegte und schlief in freudiger Erwartung auf den nächsten Tag ein.

Als Ameih aufwachte, war es schon hell. Das Trainieren mit Daylin hatte sie angestrengt und nun schmerzten ihre Muskeln. Trotzdem hatte das Mädchen gute Laune, weshalb sie sofort aufstand und sich streckte.

Nachdem sie zur Mitte gelaufen war und sich etwas zu essen geholt hatte, kam Daylin auf sie zugelaufen: „Hey Ameih. Gut, dass ich dich hier finde. Ich soll eine Grenzüberwachung machen und du wirst mir dabei helfen. Natürlich kannst du davor fertig essen." „Gerne gehe ich mit", antwortete das Mädchen darauf mit einem Lächeln.