Wow und Bitchalarm

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Als Tom und ich auf den Roller am Parkplatz stiegen, hatte ich noch immer das Bild von Matty und dem Mädchen im Kopf.

War sie nun wirklich seine Freundin?

Oder nur ... eifersüchtig ?

Aber, ich meine, auf mich? Ich bin normal hübsch, normalgewichtig, normal intelligent und generell bloß normal und langweilig. Zumindest wenn man mich nicht wirklich kennt. Bei meinen Freundinnen war ich immer anders als in der Öffentlichkeit. Ich versuchte das zu vermeiden; mein Auftreten nicht nach den Leuten die um mich herum waren zu richten, doch manchmal funktionierte das nicht.

Und sollte Tom mich wirklich kennenlernen wollen, dann auch richtig.

Oder, wenn das das letzte Mal sein sollte, dass wir überhaupt miteinander reden, dann sollte er mich als die Isi in Erinnerung behalten und nicht als eine von vielen.

Doch wie sollte ich mich von der Masse abheben ohne mich bis auf die Knochen zu blamieren?

Diese Gedanken beschäftigten mich während Tom auf die Straße fuhr. Ich presste mich an ihn wobei ich dieses Mal Helm und Jacke abgelehnt hatte.

Mama würde mir den Kopf abreißen, wenn sie mich so sehen würde. In dem Moment, in dem wir an dem Café vorbeifuhren, öffnete sich die Eingangstür. Das Mädchen stand dort, mit Tränen in den Augen und einem Ausdruck im Gesicht, der so viel sagte wie: "Kommst du noch einmal wieder,
drehe ich dir deinen scheiß Hals rum"

Es schienen also Wuttränen zu sein. Trotzdem ließ mich dieses beklemmende Schuldgefühl die ganze Fahrt über nicht los. Und dass ich meine Arme wohl oder übel um Tom schlingen musste, war keine große Hilfe. Ja, wohl oder übel, denn der Fahrtwind peitschte mir entgegen und ich suchte hinter seinem Rücken Schutz.

Nach 10 Minuten die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, kamen wir im Zentrum von Köln an. Die Straßen und auch Gassen waren zu dieser Uhrzeit komplett überfüllt. Aus dem kleinem Dorf, in dem ich wohnte, kannte ich das nicht. Dort kannte jeder jeden und die paar Geschäfte, die da standen mussten einen riesigen Umsatz machen.

Tom stellte seinen Roller auf einem Parkplatz ab und in diesem Moment

fiel mir ein, dass ich das wohl wichtigste vergessen hatte.

"Oh fuck, Tom", setzte ich an und er drehte sich zu mir um.

"Ich hab mein Geld und mein Handy vergessen!"

In solchen Situationen begann ich zu verzweifeln.

Generell war in dieser Situation ziemlich aufgeschmissen, mit Kaffeefleck auf der Bluse, leeren Taschen und miesem Gefühl im Magen.

Statt einer Antwort schenkte er mir nur ein Grinsen. Na gut, bei meinem gequälten Gesichtsausdruck hätte wohl jeder gelacht.

Dann lief er schon in Richtung Fußgängerzone und ich trottete ihm lustlos hinterher.

Ohne Geld machte shoppen bestimmt Spaß ...

Wir liefen eine Weile durch die Gassen und ich hielt an jedem zweiten Geschäft an um einen Blick in das Schaufenster zu werfen. Ich weiß nicht, wie viele tausend Male Tom die Augen verdrehte und ich ihn an seiner Jacke festhalten musste, damit er nicht fliehen konnte. Nach einer Weile, liefen wir ein einem kleinen Laden vorbei und mir fiel fast das Herz aus der Brust. Tom bemerkte nicht wie gefesselt ich war und lief einige Meter weiter. Ich hörte nur wie er auf einmal anfing zu labern und auch wenn ich nicht verstand was er sagte, folgerte ich aus seinem umherschweifenden Blick, dass er eine Frage an mich gestellt hatte. Als ich nicht antwortete drehte er sich um und sah mich - mit den Händen und der Nase an die Fensterscheibe gepresst. Aus dem Augenwinkel sah ich ihn grinsend auf mich zukommen. Er stellte sich dicht hinter mich und warf über meine Schulter ebenfalls einen Blick durch die Scheibe.

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