Grelles Licht

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Meine Lunge brannte und ich sah ein grelles Licht am Himmel und folgte ihm. Ein Mann mit langen Bart unr weißem Gewand kam mir entgegen und reichte mir die Hand, welche ich lächelnd ergriff.

Na gut ok das war ein Scherz. Ich hatte keine Ahnung vom Sterben und darüber war ich relativ froh ... Trotzdem war ich nicht richtig bei Sinnen. Ich öffnete meine Augen ein Stück doch konnte nur Dunkelheit sehen. Das Bild wurde nach ein paar Mal Blinzeln klarer und ich sah ein verschwommenes Gesicht. Doch ich musste kein scharfes Auge haben um zu sehen was für ein verzweifelter Gesichtsausdruck sich mir bot.

Plötzlich stieg der Schmerz von der Lunge aber auf meine Brust und nach einer Zeit merkte ich, dass Tom über mir kniete und versuchte mich zu beleben. Ich schätze zwar, dass ich nicht tot war, doch meine Augenlider waren zu schwer und mein Körper starr und eingefroren. Als er sich dann über mich beugte versuchte durch eine Mund-Zu-Mund-Beatmung wieder zu beleben, riss ich die Augen auf.

Tom seufzte auf. "Verdammt, Isi, du bringst mich noch um!!!"

"Gut dass du Sanitäter bist...", flüsterte ich und versuchte irgendwie zu lächeln. Schmerzverzerrt aber besser als gar nichts.

"Du bist das einzige Mädchen das ich kenne, das lächelt obwohl es gerade fast gestorben wäre", meinte Tom , griff eilig zu seiner Jacke, welche ich glücklicher weise nicht mit in den Fluss gerissen hatte. er half mir mich aufzusetzen und legte sie mir um. Sie wärmte mich nicht ansatzweise doch allein der Gedanke, daran, dass es seine war ließ meinen ganzen Körper glühen.

"Kannst du aufstehen?", fragte er und ich versuchte langsam mich am Stamm der Trauerweide hochzuziehen doch mein Magen verkrampfte sich augenblicklich und ich sank inmitten eines Hustenanfalls wieder zu Boden.

"Komm her", meinte Tom und hielt mir die Hand hin.

"Nein, nein keine sorge ich habs gleich wieder, alles - ..." Ich musste wegen weiteren Hustern abbrechen doch Tom ließ mich gar nichz erst ausreden, sondern hob mich vom Boden auf, wie vor dem Parkplatz der Schule, und trug mich auf dem Arm den weg am Rhein zurück.

Zum dritten mal also heute schon ... langsam hatte ich wirklich Angst das Laufen verlernt zu haben.

Ich zitterte am ganzen Körper doch vergaß das wohl wichtigeste am Ufer.

"Wie spät ist es?", nuschelte ich irgendwann in seine Schulter an die ich mich drückte.

"Halb elf."

"Was?!", rief ich entgeistert und hob den Kopf an.

"Keine sorge wir rufen gleich deine Mom an..."

Ich lehnte meinen Kopf wieder gegen ihn und Verstand was er meinte. Ich war den ganzen Tag weg gewesen und er hatte auch keinen Bock mehr auf mich. Schließlich konnte ich ihm einfach nur auf die nerven gehen. Erst in der Sportstunde, dann auf den Treppen und gerade nocheinmal, hatte ich bewiesen dass ich ein unbewusst lebensmüdes Mädchen war. Super...

"Sicher stimmt sie mir zu, dass es keinen Sinn mehr hat, dass du nach Hause gehst...? "

Das hatte er nicht wirklich gesagt oder? Vor lauter Schreck fiel mir keine Antwort darauf ein und ich schwieg einfach in Gedanken versunken während wir beim namenlosen Café ankamen.

"Ist Pam da?", fragte ich leise, als ob uns jemand hören könnte.

"Nein sie ist ... bei ihrem Freund."

"Oh ...also ist dein Dad auch nicht hier?"

"Nein, der ist gleich in den Staaten geblieben.", meinte Tom ausdruckslos.

"Oh, ... das tut mir leid."

"Muss es nicht, ich kenne ihn ja selber kaum.", sagte er und warf mir ein flüchtiges Lächeln zu.

"Es geht schon", murmelte ich denn er hatte mich schon mehr als genug heute getragen. Zwar war ich dünn (sowie er, nur weniger muskulös warscheinlich ) doch trotzdem fand ich, dass man das keinem zumuten konnte. Also ließ er mich runter und ich taumelte etwas im Raum umher bis er mich festhielt und mich durch das Café führte. Wir gingen eine Treppe hoch  an der eine Tür grenzte. Tom hob die Topfpflanze hoch die neben der Tür in einer Ecke stand und holte den Schlüssel drunter her. Ich grinste ihn an und er öffnete.

Pam und Tom lebten in einer kleinen Wohnung mit großzügigem Eingangsbereich und ebenso viel Dekoration wie im Café. Pam musste wirklich einen guten Geschmack haben.

Tom führte mich den Flur entlang und öffnete die Tür zu seinem Zimmer. Es war nicht riesig aber trotzdem ziemlich geräumig; mit einem Schreibtisch, einem Bett, einem Sofa mit Fernseher und einem Schrank. Diesen öffnete er und holte eine Jogginghose, sowie einen dicken Pullover heraus.

"Könnte eine Nummer zu groß sein, aber die Klamotten kanst du nicht anlassen.", sagte er und ich merkte was er meinte. Meine Kleidung war vollgesogen mit Wasser und ich fror total.

"Ich hole dann mal deine sachen. Ach und hast du Hunger? Ich bring gleich was hoch. Lass dir ruhig zeit und dort ist das Badezimmer." Er zeigte auf eine weitere Tür neben dem Schrank und bevor er das Zimmer verließ fragte ich noch schnell: "Warte, was ist mit dir?"

Schließlich hatte auch er durchnässte Klamotten und ihm schien auch nicht weniger kalt zu sein.

"Das hat Zeit, nach 'nem warmen Kakao geht das eh schon wieder", sagte er und fügte, bevor er die Tür zu zog, noch hinzu: "Kakao. Nicht Kaffee den find ich ekelhaft."

Lächelnd ging ich mit Toms Klamotten ins Bad. Es war ziemlich groß mit Tageslicht. Oder jetzt eher Nachtlicht.

Ich war eiskalt und da Tom gesagt hatte, ich hätte Zeit, ging ich schnell unter die Dusche. Danach war er immernoch nicht wieder da also konnte ich mir in Ruhe die Haare föhnen und auch meine eigenen Sportsachen trockneten nach einer Weile. Trotzdem war ich froh keine Sekunde länger in kurzer Hose rumlaufen zu müssen und mir wurde in seinem Pullover gleich viel wärmer. Meine halb trockenen Haare band ich ohne sie zu kämmen zu einem Dödel hoch. Also genauer gesagt wieder zu einem etwas. Ich konnte nun gut die Naht an meinem kopf sehen, aber bis der Faden gezogen würde, würde ich die haare einfach nur noch offen tragen.

Meine eigenen Sachen legte ich trotzdem noch auf die Heizung im Badezimmer und sah mich um. Ich war ein Mensch der in Chaos lebte, doch davon, dass ich hier war, blieb kaum eine spur.

Nach einer Weile, fing ich an, an mir selbst zu zweifeln. Wollte er hochkommen oder nicht?

Ich hatte sowieso hier oben nichts mehr zu tun also verließ ich die Wohnung und stieg die Treppe wieder runter . Dabei stolperte ich fast über Toms Hose doch fing mich in letzter Sekunde am Geländer ab. Dieser Tag war ein reines Desaster, wo ein Pech dem anderen folgte. Naja schlimmer konnte es zumindest nicht werden.

"Diagnose: lebensmüde.", kam es plötzlich von Tom der jetzt am unteren Ende der Treppe stand und mir entgegen lachte.

Ich lächelte.

Oh nein, dachte ich.

Nicht lebensmüde.

Nur verliebt.

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