Kapitel 16 || Übernahme

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Mik POV

Zum Glück war die Fahrt relativ angenehm. Ali hatte eine Roadtrip - Playlist erstellt, die nicht zu laut und nicht zu leise lief, um noch mit Kopfhörern gut Musik hören zu können, wenn man es denn wollte. Ich war nach etwa einer Stunde wieder aufgetaut und unterhielt mich mit Ali, weil ihm als Fahrer irgendwann so langweilig geworden war, dass er mich gebeten hatte, ihm Gesellschaft zu leisten. Ich saß schließlich neben ihm auf dem Beifahrersitz, da war das eben am naheliegendsten. Kostas und Nikki saßen hinten auf der Rückbank.

Kostas war eingeschlafen; Mit aufgesetzten Kopfhörern ruhte sein Kopf an der Fensterscheibe, während ein kontinuierlicher, dünner Speichelfaden aus seinem geöffneten Mund hing, der schon einen Fleck auf dem T-Shirt hinterlassen hatte. Wie kann man nur so niedlich sein?! Vorsichtig holte ich mein Handy heraus und machte mit der Innenkamera ein Foto, sodass es nicht so auffiel.
Nikki war wach, schaute aber eher abwesend nach draußen, wie eine Katze, die auf der Fensterbank sitzt und den Garten bewacht. Hin und wieder ließ er einige Worte in Alis und meine Diskussion einrieseln, war aber ansonsten relativ still.

„Sollen wir mal 'ne Pause machen? Ich müsste mal aufs Klo, und wir können danach wechseln, wenn du willst, Ali", schlug ich vor. „Dat fänd' ich gut, ich muss nämlich auch mal. Und ich hätte so langsam dann auch Hunger, ehrlich gesagt", räumte Nikki ein. „Also gut, dann halten wir beim nächsten McDonald's an, der sich anbietet. Wie sieht's bei dir aus, Kostas? ...Kostas?" Ali drehte sich etwas verwundert um, nachdem er den Namen wiederholt hatte. „Oh. Na dann weckt ihn mal, da vorne ist die Ausfahrt."

Nach der Pause hatten Ali und ich den Platz getauscht, und diesmal ist Nikki eingeschlafen, aber dafür war Kostas wach. Er beteiligte sich häufiger an Alis und meiner Konversation. Als wir uns der Stadt näherten, in der meine Tante und mein Onkel wohnten, wurde ich zunehmend aufgeregt. Ich freute mich tatsächlich jetzt etwas mehr, als dass ich mir Sorgen machte. Ich hatte die beiden und ihre Söhne lange nicht gesehen. „Wir sind bald da, guys", sagte ich mit einem großen Lächeln auf den Lippen, welches Kostas durch den Rückspiegel auffiel. Instinktiv fing er meinen Blick durch den Spiegel auf, dass sich seine Mundwinkel hoben und er auf- und abwippte. „Nice, ich bin richtig aufgeregt! Wie lange denn noch?" - „Vielleicht fünf Minuten." Ich machte eine abwinkende Handgeste.

Endlich fuhren wir auf dem Hof vor, und meine Verwandten standen bereits in der Tür, als wir aus dem Wagen ausstiegen. „Hey, hallo!", begrüßte ich die beiden. Ich war glücklich, sie seit so langer Zeit mal wieder persönlich zu sehen. Sie empfingen mich beide mit einer herzlichen Umarmung. „Da ist ja schon die ganze Meute, na, hattet ihr eine gute Fahrt?", fragte Onkel Rüdiger. „Hat aber lange gedauert. Ihr seid bestimmt 6 Stunden gefahren", fügte Tante Iris besorgt hinzu. „Naja, fünfeinhalb. Hat aber ganz gut geklappt mit dem Verkehr, und jetzt sind wir ja da", antwortete ich stellvertretend. Meine Freunde hatten sich in einer Reihe hinter mir positioniert und stellten sich nacheinander mit einem Händedruck vor, nachdem ich mit meiner Begrüßung fertig war.

Wir wurden hineingebeten, ehe wir die Chance hatten, uns für unser Gepäck wieder dem Auto zuwenden konnten. Iris schloss die Tür und schob uns ins Wohnzimmer, wo ihre Söhne warteten. David schien desinteressiert; Anstatt uns zu grüßen, warf er uns nur kurz einen prüfenden Blick zu, schenkte dann aber weiter dem Fernseher Aufmerksamkeit. Alexander, der jüngere der beiden, war bereits aufgesprungen und stellte sich mit einem verschmitzten Grinsen vor.

Uns wurde etwas zu Essen angeboten, das wir gar nicht ablehnen konnten. Allerdings gab es Iris und Rüdiger die Chance, mit meinen Freunden etwas warm zu werden. Vor allem Nikkis Introversion zeigte sich besonders in solchen Situationen. Ich erhoffte mir, dass es dann weniger von diesen unangenehmen Gesprächen gibt, bei denen sie sich nach einer beantworteten Smalltalkfrage gegenseitig anschwiegen. Ich kannte das ja selber ziemlich gut, und ich hasste diese Lage wie die Pest. Rüdiger half uns dann noch, unsere Zelte aufzubauen; Ich würde zusammen mit Ali in einem Zelt schlafen, Kostas mit Nikki. Ich war zwar enttäuscht, wollte es mir aber auf keinen Fall anmerken lassen, damit niemand Verdacht schöpft...

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