Mik POV
Ich wusste nicht recht, ob ich das gerade richtig einordnete. Vielleicht tippt er auch einfach einen langen Text, in dem er sich für sein gefühlsloses Verhalten entschuldigt... Zumindest wäre das mal wünschenswert. Ach, was machte ich mir vor... ich wusste es schließlich nicht. Davon mal abgesehen – wie zur Hölle sollte ICH mit dieser Situation umgehen? Seufzend ließ ich mich auf mein Bett fallen, den Blick noch immer auf das Handy geheftet. Bin ich ihm noch böse? Hundertprozentig. Kann ich zumindest an was anderes denken? Kurzzeitig vielleicht. Sollte ich ihm was schreiben? Werde ich über ihn hinweg kommen...?
Eine Schmerzwelle durchzuckte meinen Rücken. Sie riss mich aus meinem Gedankenfluss, sodass ich mich auch wieder an meinen Hunger und meinen Drang, aufs Klo zu gehen, erinnerte. Dennoch lag ich gedankenverloren da und starrte auf den kleinen Bildschirm in meinen schwitzigen Händen. Immer wieder tippte ich auf den Chat, ging aber genauso schnell wieder zurück. Schreib ihm nicht. Dann musste ich mir sein Profilbild ansehen. Verdammt, warum musste er auch so gut aussehen...? Wieder zurück. Der Chat ploppte wieder auf, und als ich die letzten Nachrichten, die ich ihm vor ein paar Tagen geschrieben hatte, zum wiederholten Male durchlas, erschien wieder der grüne Schriftzug neben seinem Namen.
Er verschwand und erschien mehrmals. Er war wohl genauso planlos und verwirrt wie ich gerade... Allerdings sah ihm das sehr viel ähnlicher als mir. Ich hatte lange genug Verständnis dafür, dass er nicht wusste, was er fühlte. Aber ich spürte es, diese Anziehung war nicht einseitig. Sein Problem, das er vor sich herschob, war nun in unerreichbare Ferne gerückt; Es war zu spät. Und trotzdem fehlt ihm der Mumm, seinen Fehler jetzt wenigstens über Textnachricht einzuräumen.
Und doch konnte ich ihm nicht wirklich böse sein... Ich lag selbst paralysiert herum, einfach nur weil ein anderer Mensch über WhatsApp Nachrichten verfasste, sie aber nicht abschickte. Ich war es satt – aber trotz allem sah ich ein, dass mein Ultimatum nicht fair war, und dass ich jetzt nicht mehr weiter wusste, war eine Quittung von Heuchelei. Und auf einmal hatte ich Verständnis. Ich begann, zu tippen...
[WhatsApp – Chat mit Kostas]
Mik: Hey... Ich hätte dich nicht rauswerfen dürfen... Das tut mir leid. Generell, dich vor die „Alles – oder – Nichts" – Entscheidung zu stellen, war unfair von mir. Ich bereue das... Ich konnte gar nicht lange nachtragend sein...Mik: Ich hatte ja noch das Zugticket fürs kommende Wochenende gebucht... Hättest du was dagegen, wenn ich trotz allem kommen würde? Ich kann vollkommen verstehen, wenn du das nicht willst, und das wäre okay für mich. Nur war es nicht so billig, und ich würde es lieber nicht verfallen lassen. Sag einfach Bescheid...
Mik: Ich muss die ganze Zeit an dich denken... Ablenkungen helfen nie lange...
Mik: Ach ich weiß auch nicht... Ich bin ratlos...
Mik: Ich vermisse dich...
Mik: Ich will dich wieder umarmen können
... aber ich sendete nicht eine einzige Nachricht. Jedes Mal löschte ich wieder, was ich geschrieben hatte. Ich brachte es einfach nicht über mich.
Kostas POV
Im Laufe des Schultages fand ich meine Konzentration langsam wieder; Und glücklicherweise erwies sich die Tatsache, nur lückenhaft zugehört zu haben, am ersten Tag als nicht so schlimm. Laura, wie sich das Mädchen neben mir vorstellte, erklärte mir knapp, wie der Stundenplan aussah, welche praktischen Übungen geplant waren und wo ich dafür überall hinmusste. Wir tauschten noch Nummern aus, und damit hatte ich direkt meinen ersten Kontakt geknüpft.
DU LIEST GERADE
Thanks for the memories - #Kostory
RomantizmKostas und Mik sind Schüler der 12. Klasse eines Gymnasiums in einem Vorort Berlins. Eigentlich ist ihnen beiden klar, nach was sie bei der Liebe suchen - aufgrund vieler Hindernisse läuft es aber nie so glatt, wie sie sich das vorstellen. Doch was...