Kostas POV
Seit den Vorkommnissen zwischen Mik und Myriam, Mina und mir waren nun einige Tage vergangen, und obwohl sich alles mehr oder weniger geklärt hatte, stand ich immernoch etwas neben mir, wenn ich daran dachte. Nach wie vor machte ich mir Gedanken, ob ich vielleicht nun doch wieder eine Chance hätte, weil ich nun wusste, dass doch nichts zwischen den beiden läuft. Eine Annahme, die mir die andere Stimme in meinem Kopf meist augenblicklich widerlegte. Mik hatte mir deutlich gemacht, dass Myriam nach wie vor seine beste Freundin war, und dass er nie Interesse daran hatte, mit ihr zusammen zu kommen, diese Tatsache täuschte allerdings nicht darüber hinweg, wie authentisch Mik in einer heterosexuellen Beziehung aussah. Und so drehte sich diese Gedankenspirale weiter und weiter, obwohl Miks Erklärung mir mehr Einsicht geben sollte, hat sie alles nur noch komplizierter gemacht.
Freitagabend bei mir zu Hause. Nach der Schule empfand ich es als mein gutes Recht, den Nachmittag auf YouTube und Twitter zu verbringen. Und bevor ich mich versah, war es schon spät abends, 22 Uhr, als ich das nächste Mal auf die Armbanduhr schaute. Julie hatte sich mit einer Freundin in der Stadt zum Shoppen verabredet, während meine Eltern, tatsächlich seit langer Zeit wieder zusammen, auf eine Party in der Nachbarschaft gegangen sind. Flo war mit mir allein zu Hause. In Anbetracht der Zeit wunderte ich mich, dass Julie noch nicht zurück war, aber dass ich mal nach Flo sehen sollte, war erstmal wichtiger. Also stand ich von meinem Bett auf und rief seinen Namen durchs ganze Haus. „Flooo! Florian, wo bist du?", doch es kam keine Antwort. Bevor ich mir aber ernsthafte Sorgen machen musste, fand ich ihn schlafend vor dem laufenden Fernseher im Wohnzimmer wieder.
„Hey, Flo. Willst du nicht ins Bett gehen, wenn du so müde bist, dass du sogar schon vorm Fernseher einschläfst?" fragte ich lachend, während ich meinen kleinen Bruder sanft rüttelte, um ihn zu wecken. Komischerweise funktionierte das besser als morgens, wenn er in die Schule sollte. Er sah mir erst erschrocken in die Augen, sagte aber nichts. Genauso schnell, wie er sie öffnete, klappten seine Augenlider auch wieder herunter, und er nickte träge. Also schaltete ich den Fernseher aus und trug ihn hoch, zog ihn aber noch um und putzte seine Zähne, erst dann legte ich ihn in sein Bett.
Gerade, als ich mich wieder auf meinem Bett niederlassen wollte, hörte ich unten die Tür aufgehen. Es waren meine Eltern, die so wild durcheinander redeten, dass ich sie weder durch meine geschlossene Zimmertür verstehen konnte, noch dass sie mein gerufenes „Hallo" hörten und darauf antworteten. Zwar verstand ich nicht, worüber sie genau diskutieren, aber es reichte, um zu wissen, dass sie beide ziemlich angetrunken waren. Diese Erkenntnis nahm mir dann auch die Entscheidung, sie persönlich zu begrüßen, endgültig ab. Wenn man nicht selber voll war, waren angeheiterte Menschen kaum zu ertragen. Zwischenzeitlich wurden sie etwas lauter, ich ging davon aus, dass sie die Treppe hochkamen, und an meinem Zimmer vorbeigingen, um zu ihrem Schlafzimmer zu kommen. Ich versuchte wirklich, sie so gut es ging auszublenden, aber ganz leicht war es nicht. Irgendwann zog ich dann meine Kopfhörer an und hörte Musik.
Meine Zimmertür öffnete sich langsam, gebremst durch den Zugluftstopper, der sanft über den Parkettboden strich. Flo stand mit besorgtem Gesichtsausdruck im Türrahmen, doch bevor ich ihn fragen konnte, warum er aufgestanden war, erklärte er sich. „Mama und Papa streiten so laut. Ich kann nicht schlafen", er guckte mich traurig an, und jede Intention, ihn zu kritisieren, weil er nicht mehr im Bett lag, verflog augenblicklich. „Oh nein, stimmt ja, du hörst das ja noch lauter als ich. Dein Zimmer ist direkt neben ihrem Schlafzimmer. Sind die dadrin echt am Streiten?" eigentlich wunderte es mich gar nicht mehr. „Komm erstmal her. Sie werden bestimmt gleich leiser, solange kannst du hier bleiben. Wenn du willst, kannst aber auch in meinem Bett schlafen heute Nacht." Da erhellte sich das Gesicht meines kleinen Bruders, der sofort nickte. Ich schloss die Tür hinter ihm und wir legten uns nebeneinander aufs Bett, um YouTube – Videos zu schauen.
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Thanks for the memories - #Kostory
RomanceKostas und Mik sind Schüler der 12. Klasse eines Gymnasiums in einem Vorort Berlins. Eigentlich ist ihnen beiden klar, nach was sie bei der Liebe suchen - aufgrund vieler Hindernisse läuft es aber nie so glatt, wie sie sich das vorstellen. Doch was...