Kostas POV
„Ich... liebe dich, Mik", flüsterte ich, gerade so hörbar, als wir uns lösten. Mik musste grinsen und kniff seine Augen zu. Dabei lief ihm eine Träne die Wange herunter, die ich sofort behutsam wegwischte. „Nein! Warum weinst du denn jetzt?", unruhig und bangend, etwas Falsches gesagt zu haben, wartete ich, bis er sich fing und mich wieder durch seine glasigen Augen anschaute. „Ich wusste, du verliebst dich locker noch in mich", antwortete er wimmernd, aber herausfordernd.
Ich musste lachen, aber ich war trotzdem etwas fassungslos und stieß ihn sanft von mir weg. „Wow, mann Mik! Und ich dachte ich hab' was falsches gesagt" – „Im Gegenteil", er trat wieder näher, „das war das Beste, was du gerade hättest sagen können." Im ersten Moment freute ich mich, aber dann verzog ich das Gesicht. „Eww. Mega kitschig", sagte ich angeekelt. Mik lachte. „Mir egal."
Endlich war der Umgang zwischen uns nicht mehr so angespannt. Offensichtlich hatten wir beide gelitten unter unserem eigens auferlegten Kontaktabbruch. Aber bereits davor, als ich Miks Annäherungsdates, sozial inkompetent wie ich eben war, nur halb akzeptiert und es damit awkward gemacht habe... Er hatte recht. Sandra hatte recht. Ich war so glücklich, dass ich mich drauf eingelassen hatte.
Mik und ich redeten den ganzen restlichen Tag. Ich berichtete von meinem Umzug, der neuen Schule und wie es mir bisher so damit geht, von meiner nicht so gewissenhaften Haushaltsführung. Er erzählte, er habe wenig Lust, noch länger Bildung zu ertragen, weshalb er dem Zeichnen und Animieren seiner eigenen Geschichten nachgehen wollte. Dass er gerade eine Serie mit Ali plante, hörte ich nun auch zum ersten Mal, was mich sogar etwas eifersüchtig machte.
Ich sagte aber nichts davon, sondern freute mich für ihn und seinen enormen Fortschritt und das, was er aus seiner Leidenschaft schon gemacht hatte. Es tat gut, egal, worüber wir redeten. Hauptsache, Mik war hier, bei mir. Kaum zu glauben, dass das das letzte war, was ich mir noch gewünscht hatte, als ich heute Morgen mit dem Plan, nach Hause zu fahren, aufgestanden war.
Ich hatte gar keine Lust mehr, die Wohnung zu verlassen oder auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, den Koffer auszupacken oder zu kochen. Es war auch viel einladender, sich neben Mik aufs Bett zu setzen. „Sorry, habe leider kein Sofa oder 'nen Sessel oder so", sagte ich verlegen, als ich mich neben ihm niederließ. „Nicht schlimm. Habe so gar nichts dagegen, wenn du nah bei mir bist." Der großspurige Spruch ließ mich meinen Kopf in seine Richtung herumreißen, um sein dazu passendes, verschmitztes Grinsen zu sehen.
Ich versuchte, so gut es ging, meine Scham mit einem Augenrollen zu kaschieren und mich schnell wieder wegzudrehen. „Sollen wir noch 'nen Film gucken?", wechselte ich dann ebenso elegant das Thema. Mik kicherte leise, und ehe ich mir wegen der Bettdeckengeräusche Sorgen machen konnte, spürte ich einen sanften Kuss in meinem Nacken und seine Arme um meinen Oberkörper, die mich wohl noch roter werden ließen.
So saßen wir dann aber letztendlich nicht, als ich auf Netflix den nächstbesten, vorgeschlagenen Film anmachte. Ich wollte mich einfach jetzt nicht in einer hitzigen Filmdiskussion mit Mik verfangen, mit dem ich mich doch gerade erst versöhnt hatte. Naja... mehr als nur versöhnt... Wir saßen nur nebeneinander, aber ich war immer mehr in mich zusammengesackt und an seine Seite angelehnt. Er hatte den Arm um mich gelegt und enger zu sich gezogen. Obwohl ich es nicht so sehr mochte, an jemandem dranzuhängen, war es bei ihm eine unerklärliche Ausnahme.
„Hast du gar keinen Hunger?", fragte mich Mik nach einer Weile vorsichtig. „Doch, aber ich habe gerade keine Lust zu kochen", gab ich etwas peinlich berührt zurück. Weder konnte ich vernünftig kochen, noch wollte ich mich aus meiner gemütlichen Lage lösen. „Hätte ich jetzt zugegebenermaßen auch nicht", Mik streichelte meinen Arm, während er redete. „Wir könnten doch aber einfach Pizza bestellen, oder?"
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Thanks for the memories - #Kostory
RomanceKostas und Mik sind Schüler der 12. Klasse eines Gymnasiums in einem Vorort Berlins. Eigentlich ist ihnen beiden klar, nach was sie bei der Liebe suchen - aufgrund vieler Hindernisse läuft es aber nie so glatt, wie sie sich das vorstellen. Doch was...