Kostas POV
Ich wusste immernoch nicht, was hier gerade vor sich ging. Miks Hand fühlte sich warm an, und es kitzelte ein bisschen, weil er ständig kreisförmig mit seinem Daumen über meinen Fingernagel streichelte. Ich musste mich konzentrieren, um noch richtig Fuß vor Fuß setzen und das beiläufige Gespräch aufrecht erhalten zu können. Ich hatte mich anfangs umgesehen, aber es war hoffnungslos. Zwar war es nicht so voll wie in der Innenstadt, aber wir befanden uns immer noch im Kölner Stadtzentrum. Ich verwarf den Gedanken mit der Notiz, dass uns hier keiner kannte.
„So schön find' ich es hier gar nicht, ehrlich gesagt", meinte Mik irgendwann. Ich schaute abschätzig zu ihm herunter; Wir hatten doch nach den ganzen Problemen keinen Plan, was wir machen sollen, und jetzt sowas? „Wo willst du denn sonst hin? Wir konnten uns doch nicht entscheiden, weißt du noch?" fragte ich mit fester Stimme, den störrischen Ton möglichst ausräumend: Eigentlich wollte ihm mit der Faust an den Kopf, wie bei einer Tür, klopfen, was ich aber unterdrückte. Ich wollte ihn nicht noch provozieren, nachdem wir gerade von einer Konfliktlösung kamen.
Der kleinere schaute mich mit gehobener Augenbraue an und versetzte unsere Hände wie eine Schaukel in Schwung. „Was? Nein, das mein' ich nicht... aber du weißt schon. Köln und der Rhein wird doch immer so eine Schönheit nachgesagt, das hört man doch auch immer von Touristen und so. Aber ich finde, es ist eine stinknormale, volle Stadt ohne viele schöne Bauwerke, wenn man mal vom Dom absieht." Ich seufzte erleichtert: „Ich dachte schon...", doch der kleinere lachte darauf nur.
Ich stimmte ein; Die Atmosphäre wurde schnell unangenehm, als wir nach und nach verstummten. Auf einmal fühlte meine Hand sich schwitzig an, mir wurde wärmer, und mein Kopf rief sich Miks Verheimlichung wieder ins Gedächtnis. „Sag mal, ich hab' mit Myriam geschrieben, als wir gestern noch einkaufen waren", setzte ich an und riskierte einen kurzen Seitenblick. Mik schien sich sehr für seine Füße zu interessieren, nickte aber passend zu seinem Schrittrhythmus. „Bevor ich dich mit dem kleinen Mädchen gesehen habe." Darauf erschauderte Mik und zog sich zusammen wie eine verwelkende Blume.
Anstatt vergeblich auf eine Antwort zu warten, machte ich weiter: „Sie hat mir gesagt, ich soll mich zusammenreißen...", ich hob seine Hand hoch und zog seinen verunsicherten Blick darauf, „deswegen." Mik schien sich wieder zu entspannen. „Wieso denn zusammenreißen? Ist doch ein ganz normaler Tag, an dem wir Zeit verbringen", meinte er aufmunternd, „nur der Rahmen ist vielleicht ein anderer. Aber du solltest dich deshalb nicht anders verhalten. Das will ich auch gar nicht."
„Jaja, das hat sie mir auch gesagt. Hab' ich vielleicht missverständlich formuliert", entschuldigte ich mich, wobei ich resigniert den Kopf schüttelte. „Was ich eigentlich fragen wollte, war... wusste sie davon?" – „Wovon?" – „Na von YouTube. Dass du ihr von diesem Tag erzählt hattest, hab' ich schon mitbekommen. Warum sonst hätte sie mir versucht, Tipps zu geben...", genervt raufte ich mir die Haare. Warum konnte ich nicht ruhig bleiben bei dem Thema? Warum musste ich das wieder zur Sprache bringen?
„Nein, wusste sie nicht", seufzte Mik nach einer Zeit des Schweigens, in der ich wieder etwas heruntergekommen war. „Vor euch beiden hatte ich Angst, dass mich auf der Gamescom jemand erkennen könnte. Ihr muss ich das dann auch noch erzählen" – „Wohl oder übel", mahnte ich und schaute ihm dabei einschüchternd in die Augen. Er hatte keine Angst vor mir, aber trotzdem schien ihn meine Miene nicht kalt zu lassen. Er zog wieder den Kopf ein, und wir spazierten weiter, die Hände noch immer verschränkt, bis Mik einräumte, dass er Hunger hat. Er führte mich zu dem Restaurant, welches er ausgesucht hatte. Und ich ließ seine Hand erst los, als ich ein Tablett nahm, um mir Essen vom Buffettisch holen zu können.
Mik POV
Das Restaurant erreichten wir nach einer Viertelstunde Fußweg vom Rhein. Es lag zwar zentral, war aber allem Anschein nach nicht besonders groß oder beliebt. Hier konnte man sich Teller nehmen und von einem Buffet Essen aussuchen, dabei hing der Preis nicht vom Gewicht sondern von der Tellergröße ab. Die Besonderheit daran war, dass es hier ausschließlich veganes Essen gab, was mich allerdings wenig kümmerte; Ich hatte das Restaurant vor allem wegen der guten Bewertungen und der Preise ausgewählt – solange das beides stimmte, war ich experimentierfreudig.
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Thanks for the memories - #Kostory
RomanceKostas und Mik sind Schüler der 12. Klasse eines Gymnasiums in einem Vorort Berlins. Eigentlich ist ihnen beiden klar, nach was sie bei der Liebe suchen - aufgrund vieler Hindernisse läuft es aber nie so glatt, wie sie sich das vorstellen. Doch was...