28. Kapitel: Alles vermasselt

1.6K 116 14
                                    

„Das kannst du nicht machen!", schreie ich. „Du hast mir versprochen, dass Sam kommen darf. Du kannst sie mir nicht wieder wegnehmen."

„Und wie ich das kann." Mein Vater steht auf und brüllt: „Samantha? Samantha! Pack deine Sachen!" Er läuft aus dem Wohnzimmer und ich folgte ihm, so schnell meine verbundenen Füße mich lassen.

Sam kommt aus dem Badezimmer gestürmt, ihren schmalen Körper in ein Handtuch eingewickelt und die nassen Haare wirr im Gesicht. „Was ist los?", fragt sie. „Was soll das Geschrei?"

„Du hast Dany dazu verführt, dass sie sich nicht an unseren Deal gehalten hat. Also, musst du jetzt auch die Konsequenzen tragen. Föhn' dir die Haare, wir fahren in einer Stunde los."

„Bitte was?" Sam guckt erst entgeistert zu meinem Vater, dann zu mir. „Das ist jetzt ein schlechter Scherz, oder?"

„Ist es nicht", sage ich mit erstickter Stimme. In meiner Kehle steckt ein fetter Kloß, den ich auch durch mehrmaliges Schlucken nicht wegkriege. Ich bin kurz davor, loszuheulen, doch ich reiße mich zusammen. Ich will jetzt keine Schwäche zeigen.

Sam rollt mit den Augen. „Na, toll. Nur, weil wir ein bisschen rumgepimpert haben?"

Ich sehe förmlich Dampf aus den Ohren meines Vaters steigen. Mit hochrotem Kopf brüllt er: „Ihr sollt in meinem Haus nicht rumpimpern."

„Hatten Sie in ihrer Jugend keinen Sex? Nein, lassen Sie mich raten. Sie haben gewartet bis zur Ehe." Sam funkelt meinen Vater wütend an. „Oder noch besser: Ihre Frau hat Dany jungfräulich empfangen. Hallelujah, sie ist eine Heilige, die keiner berühren darf!"

Mein Vater starrt Sam an, als würde er ihr am liebsten den Kopf abreißen. Seine Lippen beben, doch er bringt kein Wort heraus. Offenbar hat Sam ihn sprachlos gemacht – und mich auch. Ich fühle mich auf einmal furchtbar fehl am Platz.

„Du unverfrorene Göre!", zischt Papa leise. „Was fällt dir ein, in diesem Ton mit mir zu reden. Hab gefälligst Respekt vor Erwachsenen."

Sam stößt einen Lacher aus. „Respekt?" Sie schnaubt. „Glauben Sie mir, ich habe vor vielen Leuten Respekt. Vor den meisten, um genau zu sein. Aber Sie sind für mich einfach nur ein homophobes Arschloch." Mit diesen Worten dreht sie sich um und stampft zurück ins Badezimmer.

Mein Vater ringt sichtlich um Fassung. „Unverschämtheit!", japst er. „So eine Unverschämtheit!" Er sieht mich an. „Und mit so jemandem bist du zusammen? Wow, Dany, wie tief kann man sinken?" Kopfschüttelnd poltert er an mir vorbei ins Wohnzimmer.

Erst als er weg ist, lasse ich meinen Gefühlen freien Lauf. Ich sinke auf den Treppenabsatz und heule wie ein Baby, dem man den Schnuller weggenommen hat. Ich lasse alles heraus, all den Schmerz, all die Enttäuschung, all die Wut. Schritte nähern sich. Ich schlage die Hände vors Gesicht. Ich will nicht mit meinem Vater reden, er hat es endgültig mit mir verscherzt. Ich bin absolut fertig mit der Welt. Die Person kniet sich neben mich, berührt meine Schulter.
Ich zucke zusammen.

„Was ist los, Dany?"

Ich schaue auf. Sabines besorgte Augen mustern mich.

„Papa will Sam zurückfahren. Sie haben sich gestritten und ich ..." Meine Stimme versagt und ich schluchze laut auf.

„Was, warum das denn?"

„Hast du das nicht mitgekriegt?"

„Nein, ich war bis eben draußen und habe mit der Nachbarin geplaudert. Hat er etwa ... nein, oder?"

„Doch. Er hat uns nackt im Bett erwischt."

Sabine zieht scharf die Luft ein. „Verdammte Scheiße!"

Freche Mädchen küssen besser (GirlxGirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt