Kapitel 7

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Langsam wurde Jamie wach.

Bevor ihr Bewusstsein zurück kehrte, erhob sich Theo von dem Sofa in Jamies Zimmer und setzte sich auf ihre Bettkante. "Du bist wach. Wie schön", flüsterte er leise. Sie sah ihn an. Die Sonne war schon aufgegangen und schimmerte in seine leuchtend grünen Augen. Er wartete nicht auf eine Antwort. "Ich geh runter und mache Frühstück. Möchtest du etwas bestimmtes trinken?" "Kakao.", sagte sie kurz angebunden. Dann stand er auf und verließ ihr Zimmer. Man hörte noch gedämpfte Schritte, während er die Treppe runter ging. Sie blieb einfach liegen, ohne Anstalten aufzustehen oder sich zu bewegen. Und dann fiel ihr ein, was gestern passiert war. Obwohl sie ihn dort auf dem Dachboden so furchtbar behandelt hatte, war er trotzdem noch da und kümmerte sich um sie. Sie bekam ein schlechtes Gewissen und schmiss die Decke über ihren Kopf. Das alles konnte nicht wahr sein. Er hat ihr ein Märchen aufgetischt. Ganz bestimmt. Aber wieso denn? Sie war so verunsichert über das, was er ihr erzählt hat. Ein dumpfer seufzer erfüllte den Raum.

*Rückblende

Jamie sah ihn an. Sie sah ihn einfach nur an, als hätte er ihr gerade gesagt, den Weihnachtsmann würde es tatsächlich geben. Natürlich wollte sie kein Wort davon glauben, aber woher wusste er, dass ihre Naturhaarfarbe blond gewesen ist. "Du... Du hast doch nicht mehr alle Tassen im Schrank. Warum erzählst du mir diesen Mist? Ich gehe.", wütend wollte sie aufstehen und weg rennen. Aber er packte sie am Handgelenk und zerrte sie zurück auf den Boden. Sie quietschte erschrocken auf, sah ihn dann aber mit einem so wütenden Blick an, bei dem er schlucken musste. "Ich habe Beweise!", versuchte er die Situation zu retten. Dann griff er in seine Jackentasche und holte ein kleines kurvert raus. Er öffnete den Umschlag und zog ein paar papiere und Fotos herraus. Zuerst drückte er ihr ein Kinderfoto in die Hand. "Das bist du. Damals warst du 5. Und zu diesem Zeitpunkt wurde entschieden, dass du bei den Menschen aufwachsen sollst. Du bisz die Prinzessin von Octulpa. Deine Eltern sind die Herrscher. Sie haben sich entschieden mit dir hier her zu kommen, damit du in Frieden aufwachsen kannst. In Octulpa war zu dieser Zeit Krieg und alle wollten dich, ihre zukünftige Herrscherin, vor dem sicheren Tod retten.", sie sah das Foto an. Das kleine Mädchen, dass darauf zu sehen war, lächelte seltsam und hielt einen kleinen Octupus im Arm. Er war nur schlecht zusammengenäht und überall waren kleine Löcher. Der Fischwanz war blau, mit vereinzelten Lila Schuppen. Sie hatte irgendwie Ähnlichkeit mit Jamie. Trotzdem drückte sie ihm das Foto in die Hand und schüttelte den Kopf. "Das ist kein Beweis. Fotos kann man bearbeiten.", dann drückte er ihr einen Zettel in die Hand. "Den haben deine Eltern mir kurz vor ihrer Abreise gegeben. Sie wussten, dass du mir nicht glauben wirst. Immerhin bist du ein schlaues Mädchen.", sie öffnete den Zettel und las, was dort geschrieben stand.

Mein lieber kleiner Engel, Bitte lies dir diesen Zettel gut durch. Theo sitzt vermutlich gerade mit dir irgendwo und erklärt dir, was du wissen musst. Er hat Recht, mit dem, was er sagt. Du bist eine Meerjungfrau aus Octulpa und er ist auch aus Octulpa. Wir haben ihn gebeten, acht auf dich zu geben und dich, wenn es soweit ist, hier her zu bringen. Bald sind Ferien und wir würden uns wünschen, dass du hier her kommst. Denn es gibt noch sehr viel, worüber wir reden müssen. Du wirst jetzt vermutlich aufgewühlt sein. Aber bitte vergiss eines nie, wir lieben dich sehr und wollten dich vor dem Krieg hier nur beschützen. Theo wird dir alles weitere erklären. Wir warten auf deine Ankunft. In Liebe, Mama und Papa.

*

Sie warf die Decke zurück über ihren Körper und atmete einmal tief ein. Dann drehte sie sich in Richtung Nachttisch und krallte sich den Brief ihrer Eltern. Wieder und wieder las sie ihn durch. Tränen der Einsamkeit und der Angst schossen ihr in die Augen. Aber sie hatten recht. Sie hatte jetzt Ferien. Und trotzdem war sie völlig durcheinander und wollte eigentlich garnicht in dieses Octulpa.

Destiny BlueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt