Alles in allem war es ein erholsamer Schlaf. Geschützt von Büschen und Bäumen.
Stimmen wurden laut und rissen beide aus ihren Träumen. „Hier ist auch nichts", rief eine Stimme, die ihnen sehr nah war. Wahrscheinlich vor den Büschen. Man konnte kurz Hunde bellen hören und dann zogen die aufgeregt diskutierenden Stimmen weiter.
„Hast du das gehört?", fragte Haru leise, als er davon wach geworden war. Sie selbst konnten nichts sehen, aber sein Herz schlug ihm bis zum Hals. „Was machen wir nun?"
„Abwarten", murmelte Sezuna gegen seine Brust. „Und leise sein. Sie werden uns hier drin nicht finden."
„Aber meine Kleidung ...", sagte Haru verzweifelt und wollte aufstehen. Sie durften diese einfach nicht finden, denn die waren ein Indiz darauf.
„So wie das hier gewuchert ist, werden sie nichts finden", flüsterte Sezuna leise und versuchte ihn zurückzuhalten. „Selbst wir werden ohne Magie Schwierigkeiten bekommen", erklärte sie leise und setzte sich nur vorsichtig auf. Der Kokon aus Gestrüpp umgab sie noch immer, als würde er sie schützen wollen.
„Also haben sie es doch gemerkt ...", flüsterte er heiser und vergrub nun sein Gesicht in den Händen. Konnte denn auch nur einmal etwas einfach sein? Er war sich durchaus bewusst, dass er eine Menge Energie freigesetzt hatte. Dennoch hatte er gehofft, dass es nicht so auffallen würde, wenn er sie in den Boden leitete. Vor allem wunderte er sich darüber, dass die Hunde sie anscheinend nicht gerochen hatten.
„Sieht aus, als gäbe es keine Verletzten", erklang der Ruf eines Mannes.
„Bei allen Göttern sei Dank! Dieser verdammte Dämonenwald. Wir müssen dringend diesen Priester herbestellen. Das muss ein Ende haben", rief ein weiterer Mann nicht begeistert.
„Aber dann verlieren wir unsere Einnahmequelle. Wir brauchen die Rohstoffe."
„Warum ist der Wald dieses Mal gewachsen? Es ist doch noch gar nicht seine Zeit."
Die Stimmen bewegten sich von Haru und Sezuna weg, bis sie schließlich nicht mehr zu hören waren.
„Dämonenwald?", fragte Haru entsetzt, aber auch erleichtert, denn dann wussten sie vielleicht wirklich nicht, dass er das Chaos hier angerichtet hatte. Vielleicht kam ihm das nun zu Gute. Allerdings würde er gut hierher passen, fand er. „Hast du schon mal davon gehört?", fragte er Sezuna dann leise.
Diese nickte leicht, antwortete aber nicht sofort. Sie brauchte ein bisschen, um die Informationen in ihrem Kopf zu ordnen. Irgendwie war sie langsamer als sonst und sie hatte noch immer Kopfschmerzen. Aber wahrscheinlich waren das die Nachwirkungen von Harus Magie, als er sie geheilt hatte.
„Es gibt eine Geschichte über den Dämonenwald. Aber der ist nicht hier. Der Legende nach wachsen die Pflanzen in diesem Wald sehr, sehr schnell und ein Mann, der sein Dorf retten wollte, ging hinein, um einen Zweig mitzunehmen, den er einpflanzte. Der Wald wuchs in wenigen Jahren, so dass sie plötzlich wieder Holz, Pflanzen und Wild hatten, um sich zu versorgen. Diese Ableger gibt es wohl überall auf der Welt. Wo jedoch der originale Dämonenwald liegt, weiß keiner so genau."
„Na klasse ... Und ausgerechnet wir sind hier gelandet, wobei ich gut hier rein passen würde", bemerkte er sarkastisch. Vielleicht hatten sie dieses Mal allerdings Glück, wenn die Stadtbewohner glaubten, dass es der Wald selbst gewesen war. „Lass uns noch kurz warten, dann suche ich meine Kleidung. Mir ist kalt", sagte Haru leise.
„Ja, das ist gut. Aber sieh es so: Der Wald ist ein guter Ort für dich, deine Magie loszuwerden", murmelte Sezuna und schmiegte sich wieder an seine Brust. Ihr war ebenfalls kalt, denn der Wärmezauber auf der Decke hatte nachgelassen und sie fühlte sich noch immer erschöpft.
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Galdur - Fenua (Band 2)
FantasyGaldur Band 2 Haru und Sezunas Reise geht weiter. Weg von der Mahou Akademie reisen sie durch Fenua und dabei treffen sie nicht nur auf Freunde. Wer ist Akira und was ist es, was er verbirgt?