Kapitel 8

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Es war zwar ein warmer Tag, doch ich konnte ihn nicht so genießen wie manch anderer. Mit meinem dritten Wäschekorb, voll beladen mit edlen Stoffen und buntschillernden Farben, machte ich mich auf den Weg zu der "Wäscherei". Die "Wäscherei" wie es alle hier nannten, war ein großer Raum etwas abseits der Küche, die man über eine kleinen Gang durch den Hof erreichte. Ich steuerte auf das braune kleine Häuschen zu und versuchte mit dem Fuß die Tür aufzumachen, was kläglich scheiterte. Wütend stellte ich den vollen Wäschekorb ab, um die braune,verwitterte Holztür aufzuschieben. Zornig blies ich mir eine braune Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich von meiner Flechtfrisur gelöst hatte. Ich nahm den Wäschekorb wieder auf und betrat den einzigen Raum dieses Gebäudes. Da es heute nicht so viel Wäsche zu waschen gab (ein Wunder!) war ich die einzige im Wäschehaus. Vor mir sah ich ein paar zerstreute Bottiche und an der Wand zu meiner linken standen Waschbretter. Sie waren in allen Formen vertreten:Groß,Klein,breit, hoch. Ich stakste mit meinem schmerzenden Rücken zu einem Bottich, stellte den Wäschekorb ab und raffte mein Kleid auf , um mir ein Waschbrett zu schnappen. Nachdem ich Wasser in den großen Bottich gelassen hatte, machte ich mich ans Werk.Ich zog ein langes gelbes Überkleid mit kleinen Vögeln raus und fing an das Kleid über das Waschbrett zu ziehen. Während dem Vorgang drifteten meine Gedanken ab. 2 Wochen. Seit 2 Wochen war ich schon hier und spielte die Dienstmagd. Seitdem saß ich hier fest und konnte nicht zurück zu meiner Familie. Zu meinen Freunden. Und zu Max. Seit meiner sehr unsanften Ankunft im Tower und der unangenehmen Begegnung mit James, war schon so viel Zeit vergangen. Während ich mir die Finger wund rieb, bis sie blau wurden und vom schweren Schleppen der Wäschekörbe Rückenschmerzen bekam, sah ich James meistens draußen im Garten spazieren gehen oder lesen. Die Arbeit eines Dienstmädchen war mehr als nur Arbeit...es war die verdammte körperliche Hölle. Doch Gott sei Dank waren meine zwei neunen Freundinnen auch in der Wäscherei. Wir unterhielten uns viel, sangen und lachten. Bei dem Gedanken an die quirlige Olivia mit ihren schwarzen langen Haar und ihrer spindeldürren Figur und ihrem Zwilling Lucy, die eher in sich gekehrt und etwas kleiner und rundlicher  war, musste ich unwillkürlich lächeln. Seit dem Tag, als die beiden sich mir vorgestellt hatten, waren wir immer mehr zusammen gewachsen. Von Lucy stammte auch die aufwendige Flechtfrisur, die auf meinem Kopf thronte. Es war ein kompliziertes Geflecht aus Haarsträhnen, Haarnadeln und meiner Dienstmädchenhaube. Sie liebte es Mir und Oliv die Haare zu flechten,bzw. zu frisieren. Jeden früh wartete sie bis wir fertig waren und drückte uns behutsam auf das Bett ehe sie anfing einem von uns beiden die Haare zu frisieren. Ich seufzte. Leider waren weder Lucy noch Olivia bei mir, da sie in der Küche gebraucht wurden. Denn heute veranstalteten die Herrschaften eine Soiree für die Freundinnen von Diana Perkins, die Mutter von James. Ich hatte sie nur ein paar mal kurz sehen können, bei dem Cynthia-Vorfall. Unwilllkürlich zog ich meine Augenbrauen zusammen und schnaubte. Gerade wusch ich ein jadegrünes Kleid mit Brokataufsätzen. Ich verlangsamte mein Tempo, denn ich hatte das Kleid sehr aggressiv über das Brett gezogen. Hoffentlich ist nichts aufgetrennt. Hektisch untersuchte ich das nasse Kleidungsstück, fand aber keine schlimm aufgeriebenen Stellen. Da ich nichts finden konnte, schrubbte ich weiter. Diesmal nicht so fest und schnell. Aber der Cynthia-Vorfall brachte mich immer so in Rage. Der Vorfall war vor ein paar Tagen passiert. Da ich ja für alles einsetzbar war, nach James Worten, kam Mrs.Bimblebie eines Tages zu mir und sagte :"Kind, bring deine Haare in Ordnung und hilf den anderen das Dinner aufzutragen." Ich vollkommen fertig mit blauen Fingern zerstörter Frisur und Schmerzen im Rücken, nickte ich der rundlichen Hausfrau nur leicht zu und begab mich zu den Dienstmädchen-Zimmern.Ich fasste mein Haar in einen einfachen Dutt, kniff mir kurz in die Wangen um wach zu werden und begab mich zurück zu Mrs. Bimblebie die mit verschränkten Armen die Jungen und Mädchen herumkommandierte. Schnell gab sie mir eine Platte voller Gemüse und flüsterte mir eindringlich zu:"Mach da oben keinen Unsinn, Mädchen. Die Herrschaften sind sehr penibel. Halt dich im Hintergrund und sprich nur wenn du aufgefordert wirst."  Sie schaute mir kurz in die Augen, nickte und verschwand im Getümmel von hektischen Dienern und Dienstmädchen.

Der Tower  ~ Gefangen in der Zeit ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt