Die aufgehende Sonne fiel durch das kleine Fenster der Küche und kitzelte mit ihrer Wärme mein Gesicht. Ich saß vor der riesigen Tafel der Küche des Personals und pickte in meinem unangerührten Haferbrei herum. Mir tat der Rücken von der schweren Arbeit in der Wäscherei weh und ich dachte über passendere Konter gegenüber Berta nach.Natürlich fielen mir diese erst NACH der Auseinandersetzung ein. es waren schon drei Tage vergangen, seitdem ich diese Auseinandersetzung mit Berta und ihrer Terrorgruppe hatte. Drei Tage, in denen ich den gleichen langweiligen und schmerzhaften Ablauf tat: Wäsche waschen, Wäsche aufhängen, Wäsche abnehmen, Wäsche bügeln. Ich konnte es gar nicht mehr nachzählen, wie oft ich das am Tag tat. Aber eins wusste ich: Ich vermisste Waschmaschinen. Seufzend nahm ich einen Löffel Haferbrei und führte ihn zu meinem Mund. Doch ein etwas aufgehetzter Dienstbote ließ mich in meiner Geste innehalten. Besonders auffällig war sein Nachtgewand und seine ungemachte Frisur. Er hielt nach irgendetwas Ausschau. Besser gesagt nach jemanden. Hektisch schaute er jeden anderen Teilnehmer an dieser etwas kargen "Tischrunde" an. "Die Miss hat mich gerade aus dem Bett gerufen und verlangt nach ihrer neuen Kammerzofe. Eine Miss Evans, wie sie sagte. Ist hier eine Miss Evans anwesend?", fragte der Butler. Ich legte meinen Löffel beiseite und stand langsam von meinem Stuhl auf. Konnte es wirklich sein, dass ich aus meiner Wäsche-Hölle erlöst wurde? Ich musste mir ein Quieken verkneifen, als ich dem Mann in die Augen schaute und sagte, dass ich Miss Evons bin. "Gut gut", antwortete dieser," gehen sie bitte sofort zu der Miss in ihren Raum. Rede nur wenn du etwas gefragt wirst oder dazu aufgefordert wirst." Er warf mir noch einen scharfen Blick zu. Dabei sah ich diese riesige Narbe , die seine Augenbraue teilte. Von seiner Art her, erinnerte er mich etwas an die kleine Mrs. Bimblebie. Ohne den Haferbrei angerührt zu haben, steuerte ich auf die riesige Eichentür zu, die die Küche von dem Weg zur Empfangshalle trennte. Mit zügigen Schritt eilte ich durch den Flur. Eigentlich durfte man sich als Bedienstete hier nicht blicken lassen. Doch es war 6 Uhr am Sonntag. Also wagte ich das Risiko. Meine Schritte knallten auf dem Marmor, wie Pistolenschüsse. Mit ernsten Blick musterte ich die vorbeiziehenden Vasen mit aufwendigen Blumengestecken, unscharfe Fotos von Familie Perkins und steinernen Ornamenten. Langsam stieg ich die großen marmornen Stufen empor. Oben angekommen musste ich aber leise sein. Die Herrschaften schliefen höchstwahrscheinlich noch. Und was war mit James? Schlief er auch noch? Ein Bild von James mit verwuschelten Haaren und ein Kissen umarmend schlich sich in meine Gedanken. Ich musste schmunzeln, als ich gerade um die Ecke bog und vor der Tür von Odette stand. Odette, war die 3 Jahre jüngere Schwester von James und das dritte Kind von Arthur und Diana Perkins. Seit den 3 Wochen, in denen ich schon hier festsitze, habe ich Odette erst einmal gesehen und dass war beim Cynthia-Vorfall. Etwas zu fest klopfe ich an die Tür von Odette. Ein leises Herein ertönt und ich öffne die Tür, welche leise knarzt. Es scheint als öffne sich die Türe in Zeitlupe. Zuerst sah ich das riesige blaue Himmelbett, welches in der Mitte des Raumes thronte. Daneben stand ein ebenfalls riesiger Schminktisch. Die etwas "unwichtigen" Regale wie Bücherregale und standen etwas eingeengt in dem Raum. Auf dem Himmelbett thronte sie wie eine Königin, Odette. Sie war das komplette Gegenteil von ihrem älteren Brüder. Mit ihrem langen, dunkelbraunen Haar,ihren hellen blauen Augen und ihrer Größe, würde sich Odette Charlotte Perkins perfekt in den Hofstadt der Queen einfügen. " Ah, da bist du ja endlich", sagte der Sonnenschein in Person vor mir. Langsam erhob sie sich von ihrem Bett und kam auf mich zu. Ich war etwas nervös. Hätte ich doch nur Lucy wegen neuen Frisuren gefragt. Was ist wen sie etwas total kompliziertes möchte? Oh Gott, was ist wenn sie mich feuert? Während die ganzen Fragen in meinem Kopf rumspukten, merkte ich langsam, dass mir langsam der Schweiß ausbrach. Aber was Odette dann tat, damit hätte ich nie gerechnet. Sie umarmte mich. Ich stand einfach nur stocksteif da, während sie ihre Arme um mich legte."Ich freue mich wirklich auf die gemeinsame Zeit von uns." Sie trat einen Schritt zurück und schaute mir kurz in die Augen. Dann löste sie ihre Hände von mir und steuerte auf eine weiße Tür zu. Mit langsamen Schritten folgte ich ihr. War es normal, dass sie jemanden wie mich umarmte? Als ich bei dem Cynthia-Unfall einen kurzen Blick auf sie erhaschen konnte, besser gesagt ihre geschockte Miene, nachdem ich voller Soße war, wirkte sie sehr viel ernster. Aber man konnte sich immer in Menschen täuschen. Nachdem ich hinter Odette die Tür durchquerter, schillerten mir die verschiedensten Farben entgegen. Wir befanden uns in ihrem Ankleidezimmer, was wirklich riesig war. Die lange Wand gegenüber von uns, war von links nach rechts mit allen möglichen Kleidern behängt. an den beiden Seiten standen zwei Regale voller Schuhe. Es war atemberaubend und auch etwas angsteinflößend zugleich. Wie konnte man so viele Kleider besitzen? Staunend sah ich mich um. Ich bemerkte Odettes Blick auf mir. "Also...äh...", Odettte räusperte sich vernehmlich. " Victoria Evons.", half ich ihr auf die Sprünge. "Ja, also Victoria, ich möchte, dass du mir ein Kleid für heute aussuchst. Ich möchte mich zum Frühstück mit meinen Freundinnen in der Innenstadt treffen. Ich warte vor meinem Spiegel auf dich." Mit großen Schritten ließ mich die große Schönheit alleine. Ich wusste nicht wo ich anfangen sollte. Langsam bewegte ich mich zu der Mitte des Kleiderschranks zu. Sofort fiel mir ein lilanes Überkleid auf, dass mit kleinen weißen Primeln bestickt war. Ich zog es heraus und lief schnell zu meiner Herrin. Sie saß seelenruhig vor einem gigantischen Spiegel und bürstete sich das Haar." Ich habe dir schon mein Korsett rausgelegt. Die nächsten Male musst du das aber übernehmen." Ich schaute auf das Bett und entdeckte alle Kleidungsstücke, die zusammen ein riesiges Ausgehkleid formten. Doch einzelnt betrachtet, sah es nach nichts aus. Okay.... Erst das Korsett, dann Tornüre, dann Unterkleid... Nach einer kurzen Überlegungspause, begann ich die Sachen zu ordnen und half Odette beim Einkleiden.Doch bevor ich ihr das lilane Überkleid überziehen konnte, schüttelte sie entschlossen den Kopf. " Dieses Kleid ist vom letzten Jahr. So kann ich mich nicht blicken lassen!" Verwirrt hob ich eine Augenbraue. " Aber es würde perfekt zu ihren Haaren passen, Miss" "Nenn ich mich einfach Odette. Das ganze höfliche Geplänkel zerrt an meinen Nerven." Sie machte eine wegwerfende Bewegung in meine Richtung. "Und jetzt hol mir ein anderes Kleid." "Nein, hören Sie, dieses würde perfekt zu ihnen passen. Vielleicht wird ein netter Gentleman auf sie aufmerksam."Schnell schloss ich meinen Mund. Das hätte ich nicht sagen sollen, man widersprach den Herrschaften nicht, das hatte ich auf die harte Tour gelernt. Odette schaute mich nur perplex an. Die Luft war so dick, dass man sie hätte zerschneiden können. Doch dann plötzlich, lachte sie. Ihr glockenhelles Lachen perlte von den Wänden des Zimmers." Na dann, muss ich es wohl tragen", sagte sie, noch immer kichernd. Ich lachte nervös. Nachdem ich ihr auch das Kleid übergezogen hatte, setzte sie sich vor den Spiegel und ich flocht ihr zwei französische Zöpfe. Staunend betrachtete sie sich im Spiegel. Ich stand weiterhin nervös neben ihr. Ich bis mir so doll auf die Lippe, dass ich schon Blut schmeckte."Du bist jetzt entlassen. Ich erzähle dir morgen,wie meine Freundinnen es fanden.", erzählte Odette mit einem Augenzwinkern. Ich entschuldigte mich und verließ so schnell wie möglich den Raum. Nach ein paar Schritten atmete ich auf. Odette unterschied sich wirklich von anderen. Ich hoffte, ich würde bei ihr, nach meiner Aktion , nicht in Ungnade fallen. Zügig lief ich wieder in Richtung Küche. Der Flur füllte sich allmählich mit Dienern und Dienstmädchen. Es roch nach Kuchen. Doch ein was musste ich morgen besser machen... Ich muss Lucy unbedingt nach Frisuren-Techniken fragen.
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Der Tower ~ Gefangen in der Zeit ~
Teen FictionVictoria fährt mit ihrer Klasse in das schöne und historische London. Jetzt hätte sie die Chance, mit ihrem Schwarm Max zusammenzukommen. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit ihr. Plötzlich findet sie sich in einer anderen Zeit wieder, bei einem...