Als wir im Aufzug standen, bemerkte ich erst, wie gut er ohne seine Arbeitskleidung aussah. Er trug eine schwarze und enge Jeans, wogegen ich nur eine kurze Joghinghose trug, da es heute sehr heiß war und ich mit meinem Gips wohl kaum in eine Hose reinkäme. Das Thermometer in meinem Zimmer hatte vor einer Stunde 26 Grad angezeigt, meine ich mich zu erinnern. Aber ist ja auch egal.
Zu der Jeans trug er ein Hellbaues T-Shirt, dass seinen Bizeps betonte. Ich fühlte mich etwas komisch, weil er so gut aussah, naja bis auf seine Haare, die in alle Richtungen standen, was ihn aber sehr süß und unschuldig aussehen lässt und ich nur im Gammel-Look war.
Über den Knöpfen des Aufzugs stand immer die Etage und daneben, was sich dort befand. Der Knopf unter "1. Etage" leuchtete und daneben stand "Orthopädie und Unfallchirurgie". Das war logisch, da ich mein Bein gebrochen hatte. Alec drückte nun einen Knopf, hinter dem nichts stand. Über ihm stand "OP" und darunter "Keller". Ich fragte ihn, warum dort nichts stand und er antwortete:
"Das ist der Leichenkeller. Da steht nichts, da nicht nur Ärzte, sondern auch Patienten und Besucher den Aufzug benutzen. Es ist besser, wenn sie nicht wissen, wo die Leichen sind, dann machen sie sich nämlich gar nicht erst Gedanken und es beunruhigt sie nicht. Denn manche hatten Angst, dass sie dort selber bald liegen. Deshalb haben wir es übermalt, aber ohne eine Karte, die nur Mitarbeiter hier haben, kommt man dort eh nicht hin. Auch nicht in den OP."
Als ich genauer hinsah, konnte ich eine eingravierte, aber übermalte Stelle neben dem Knopf sehen.
"Ist dir schon mal jemand gestorben, außer meine Mutter?", mir wurde erst danach klar, dass das wahrscheinlich nicht sein Lieblingsthema war, aber es interessierte mich, ob er sowas mit jedem Patienten machte. Sein Blick fiel auf den Boden, er atmete tief durch und fing dann an:"Nein, deine Mutter war mein erstes Todesfall und deshalb versuche ich auch alles, damit du sie noch ein letztes Mal sehen kannst. Es tut mir so unendlich leid, Magnus. Ich hoffe du weißt das!"
Er kniete sich zu mir runter und legte eine Hand auf mein Oberschenkel.
"Es war so, ich und ein paar andere Anfänger aus meinem Jahrgang hatten mit einem Oberarzt der Traumathologie Dienst in der Notaufnahme. Es war nichts los, bis deine Mutter schwerverletzt eingeliefert wurde. Die Norärzte, die sie gebracht haben, meinten dass sie sofort in den OP muss, da sie ein Metallstück im Bauch stecken hat und deshalb Organe beschädigt sein könnten.Wir haben unseren Oberarzt gefühlt tausendmal angepiept aber er kam einfach nicht. Ich beschloss, dass wir sie operieren, ohne ihn. Doch die anderen haben gekniffen. Ich konnte ja nicht einfach zusehen, wie sie verblutete ohne etwas versucht zu haben, also beschloss ich, sie selber zu operieren.
Natürlich war ich überfordert, ich meine, davor hatte ich noch nie jemanden alleine operiert. Als ich das Metallstück dann entfernt hatte, ich weiß es klingt nicht beruhigend, aber ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so viel Blut gesehen. Sie verlor so viel davon, mehr als sie wieder aufnehmen konnte. Irgendwann viel dann ihr Blutdruck und ihr Puls wurde immer schwächer, bis er auf dem Monitor schließlich eine Null-Linie war. Ich will, dass du weißt, dass ich alles getan habe, was ich konnte und ich nur helfen wollte. Das alles hatte ich nie gewollt!"
Da er vor mir kniete, waren wir auf Augenhöhe. Zum Ende hin war er immer schneller geworden und atmete deshalb jetzt unregelmäßig. Ich strich ihm mit meiner Hand über die Wange und sagte dann:
"Ich weiß! Ich weiß, dass du nur helfen wolltest und das war verdammt mutig von dir."
Erleichtert über meine Reaktion lächelte er mich schwach an.Als der Aufzugs sich nach dem "Bing" öffnete, schob Alec mich einen langen Gang entlang, der an den Seiten mehrere Türen hatte. Ich versuchte nicht daran zu denken, dass hinter diesen ganzen Türen Leichen waren. Aber viel Zeit hatte ich auch nicht dazu, weil Alec nämlich vor einer Tür stehen blieb.
"Bist du bereit?"
Nun realisierte ich erst, dass es soweit war. Natürlich war ich nicht bereit, aber ich wollte mich auch von ihr verabschieden.
"Ich denke schon.", gab ich ihm als Antwort zurück und daraufhin schob er mich hinein. Eigentlich sah es gar nicht aus, wie ein Leichenkeller. Naja, wahrscheinlich war es ein ganz normaler, nur habe ich ihn mir irgendwie anders vorgestellt. Oder es lag einfach daran, dass nicht überall noch Blut war, wie in den meisten Horrorfilmen. Die Wand, die gegenüber von mir lag war nur weiß, keine Fenster oder sonstiges. An den anderen zwei Wänden befanden sich Spinde. Dort lagen höchstwahrscheinlich die Leichen drinnen, sonst würde es wohl kaum "Leichenkeller" heißen.Ich war leicht angespannt, aber Alec konnte mich beruhigen, auch wenn er nichts tat. Es war einfach seine Anwesenheit. Dann ließ er mich stehen und suchte eine bestimmte Zahl, denn oben rechts an den Spindtüren standen Ziffern. Schließlich blieb er an Einem stehen und sah mich an. Ich nickte ihm nur zu.
Daraufhin öffnete er ihn und schob mich zu ihr. Meine Mutter war noch mit einem Tuch bedeckt, das Alec dann umklappte, damit ich ihr Gesicht sehen konnte. Sie sah so friedlich aus, aber auch sehr blass.
Es roch gar nicht schlecht hier drinnen und als ich ihre Hand nahm, bemerkte ich, dass sie eiskalt war. Eine Leiche eben. Und als ich das realisierte, liefen mir ein paar Tränen über die Wangen, ohne dass ich es verhindern konnte. Dann blickte ich auf uns sah, wie Alec mich mitleidig ansah.
"Sie war nie eine wirklich gute Mutter gewesen. Immer hat sie nur das nötigste getan, bis sie meinem Vater fremd ging und er sie rausgeschmissen hatte. Seit Jahren hat sie sich nicht mehr gemeldet, aber ich glaube mein Vater hat es ihr auch verboten. Aber sie ist nun mal meine Mutter, meine Liebe zu ihr ist größer, als der Hass auf sie."
Ich lächelte Alec an, damit er wusste, dass er sich keine Sorgen um mich machen brauchte. Mein Blick fiel wieder zu meiner Mutter.
"Leb wohl! Und wenn mein Vater eines Tages zu dir kommt, dann zeig ihm deine gute Seite und pass auf ihn auf!", flüsterte ich ihr zum Abschied und gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn. Alec sah, dass ich mich verabschiedet hatte, deckte sie zu und schob sie somit wieder in den Spind.Tränen liefen mir immer noch über meine Wangen und wir beschlossen uns auf den Boden zu setzten. Natürlich half er mir, da es sehr schwer mit einem dicken Gips um mein Bein war. Nun lehnten wir an der Wand, an der keine Spinde waren. Langsam beruhigte ich mich wieder und Alec, der links neben mir saß, legte seine Hand an meine Wange und strich mit seinem Daumen meine Tränen weg.
Die Haut, die er mit seiner Hand berührte, fing sofort an zu kribbeln. Wir schauten uns tief in die Augen und genossen die angenehme Stille. Ich beobachtete, wir er mit seinem Gesicht immer näher kam und sein Blick zwischen meinen Augen und Lippen hin und her schwankte.
Was als nächstes passieren würde, konnte ich mir erschließen, doch dann fiel mir wieder ein, was Clary gesagt hatte. Aber das war doch meine Entscheidung! Sie wollte nicht, dass ich verletzt werde, aber was, wenn er mein Mr. Right ist? Wahrscheinlich interpretierte ich sowieso zu viel hinein, aber wie sollte ich es herausfinden, wenn ich es nicht versuchte.
Überzeugt von meiner Entscheidung ließ ich es auf mich zukommen und kurz bevor sich unsere Lippen berührten, stoppte er und sah von meinen Lippen auf und direkt in meine Augen.
"Darf ich?", fragte er mich leise.Ich wollte etwas sagen, aber konnte nicht. Ich war sprachlos von der ganzen Situation und den ganzen Schmetterlingen in meinem Bauch. Also nickte ich nur und spürte im nächsten Moment auch schon seine Lippen auf meinen. Seine Lippen waren die weichsten, die ich je gespürt hatte. Langsam fing er an seine Lippen gegen meine zu bewegen und ich stieg in den Rhythmus ein. Wir fanden ein Tempo, das nicht sehr schnell war, aber dafür war der Kuss voller Leidenschaft.
Alexander nahm meine Unterlippe zwischen seine Zähne und saugte daran, woraufhin ich leicht seufzen musste. Ich sog schnell etwas Luft ein und tat dann das gleiche bei ihm, was auch ihm eine Seufzen entlockte. Der Kuss wurde immer schneller und leidenschaftlicher, bis wir uns schließlich voneinander lösten, um nach Luft zu schnappen.
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IT'S HAPPENING!! 😱😂
Habt alle einen schönen Sonntag! ❤
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Unfall mit positiven Folgen - MALEC
FanfictionMagnus ging zur Schule, hing mit seinen Freunden ab, konzentrierte sich auf sein Abitur - bis er einen Unfall hatte, er sich bis über beide Ohren in seinen behandelnden Arzt Dr. Lightwood verliebte, der sein Leben mit einer erstmals schlechten Nachr...