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"Wo fährst du mich hin?", fragte ich, als wir im Aufzug standen und ich immer noch keinen Schimmer davon hatte, wo es hingeht.
"Überraschung!", grinste er mich wieder an, da er wusste, es würde mich ärgern. Ich wollte gerade nachhaken, doch das bing vom Aufzug unterbrach mich. Alexander nahm die Griffe vom Rollstuhl und fing an mich durch einen abgedunkelten Gang im Erdgeschoss zu schieben. Wo er mich wohl hinbringt? Am Ende des Ganges war eine Tür, durch die mich Alexander in die Außenwelt schob.
Es war überhaupt nicht kalt - obwohl ich nur ein T-Shirt und eine Jogginghose anhatte - eher angenehm warm.

Wir waren nun in dem Park vor dem Krankenhaus, den ich bis jetzt immer nur von meinem Fenster aus beobachten konnte. Alexander hielt an einer Bank an, die so lang war, dass man sich auf sie legen konnte, und half mir, genau das zu tun. Er legte sich neben mich und winkelte seine Beine an, damit ich mein Eingegipstes und Normales darüber legen konnte.

Er war immer so liebevoll mit mir. Plötzlich kam er in mein Leben und ich fühle mich so, als ob ich seine Zuneigung gar nicht verdient hätte. Ich kenne ihn noch nicht sehr gut, aber es fühlt sich alles so echt an. Als ob wir uns schon ein Leben lang kennen würden und vertraut seien. Wir beide starrte einfach gedankenverloren in den Sternenhimmel und genossen die Nähe des anderen.

"Woran denkst du?", fragte er nun, drehte seinen Kopf in meine Richtung und fing an, kleine Kreise mit seinem Finger auf meinem Arm zu zeichnen.
"Wer bist du?"
"Was?" Alexander schaute mich verwirrt an.
"Ich meine wer bist du, wenn du nicht im Krankenhaus bist oder was machst du dann? Ich weiß so wenig über dich und du hast quasi meinen ganzen Lebenslauf in meiner Krankenakte."
Alexander grinste leicht und antwortete mir dann:
"Also ich bin Alexander Gideon Lightwood und ich bin Assistenzarzt, das heißt, wenn ich nicht gerade im Krankenhaus bin, lerne ich für Prüfungen. Aber seit du hier bist, lässt es sich eigentlich ganz gut aushalten.", er grinste mich an.
"Eigentlich?", fragte ich gespielt entsetzt.
"Nein Magnus, wirklich. Ich weiß nicht genau, was das zwischen uns ist oder wie lange es hält, aber ich bin mir sicher, dass es etwas besonderes ist. Noch nie habe ich nach so kurzer Zeit etwas für jemanden empfunden."

Eine Weile lächeln wir uns einfach nur an und schauen uns in die Augen. Seine sind tiefblau, wie ein Ozean, wunderschön. Alexanders Kopf lag auf seinem ausgestreckten Arm, auf dem auch meiner lag. Unsere Gesichter kamen sich von Sekunde zu Sekunde näher. Immer wieder unterbrach er den Blickkontakt und starrte auf meine Lippen. Ich tat es ihm gleich und konnte mich mit der Zeit nicht mehr zurück halten. Also legte ich meine Hand an seine Wange und überbrückte die letzten Millimeter zwischen uns. Ganz sanft saugte ich an seiner Unterlippe, während er das gleiche mit meiner Oberlippe tat. Es fühlte sich an, als wären unsere Lippen für einander bestimmt, einfach perfekt. Alexander lies kurz von meinen Lippen ab, um Luft zu holen und um sie anschließend wieder auf meine zu legen, doch diesmal waren seine Lippen nicht das einzige, was ich an meinen spüren konnte. Er stupste mit seiner Zunge gegen meinen Mund und einen Moment später war sie auch schon in mir. Hitze breitete sich nun nicht nur in meinem Mund aus, sondern auch weiter unten. Und seine Hand an meiner Taille machte es auch nicht besser. All mein Blut floss nun in meine untere Körperhälfte, weswegen ich nicht mehr klar denken konnte. Ich machte ihm nach und strecke ihm auch mein Zunge entgegen, die er sofort in seinen heißen Mund aufnahm. Das Gefühl war einfach unbeschreiblich und ich wollte nicht, dass es jemals endete, doch nach einiger Zeit, als unser Kuss immer leidenschaftlicher wurde, lies Alexander wieder von mir ab.

"Wir sollten lieber aufhören, nicht dass wir noch irgendetwas machen, das wir später bereuen." Was meinte er denn bitte mit bereuen? Bereute er das hier gerade? Fühlte es sich für ihn nicht so gut an wie für mich? Wahrscheinlich war ich einfach nicht gut genug für ihn, da er höchstwahrscheinlich viel mehr Erfahrung hatte, als ich. Ich hatte Angst, dass er mein trauriges Gesicht sehen und daraufhin nachfrage würde, also wendete ich meinen Blick von ihm ab und sah stattdessen auf meine Hände.

"Wie ist es bei dir?", fragte er nach einer kurzen Weile, doch was meinte er?
"Was?"
"Ich hab dir gesagt, dass ich ernsthaft etwas für dich empfinde, ich mir aber erst noch Gedanken drüber machen muss, weil das alles so neu ist und bis jetzt sehr schnell ging." 'Gedanken darüber machen, was ich für dich empfinde', netter Ausdruck dafür, dass er es bereut, mich geküsst zu haben. Kann er nicht gleich sagen, dass er beim Küssen nichts empfindet?!

"Ich schätze, ich muss erst eine Nacht darüber schlafen. Kannst du mich bitte wieder hinein bringen? Ich bin sehr müde." Ich wollte ihm nichts sagen, was ich in diesem Moment gar nicht empfinde. Es wäre uns beiden gegenüber unfair, weshalb das mein einziger Ausweg war.

"Ja, klar", antwortete er mir sichtlich traurig, nachdem er mich kurz etwas verwirrt ansah. Schweigend hob er mich in den Rollstuhl zurück und fuhr mich in mein Zimmer. Dort angekommen humpelte ich selber ins Bett.

"Gute Nacht, Magnus!", sagte er nur und ging mit dem Rollstuhl wieder aus dem Zimmer. Danach hörte ich nur noch einen Knall, der aber nicht von der Tür kam. Wieso musste ich immer alles kaputt machen? Er dachte bestimmt, ich hasse ihn jetzt. Bei dem Gedanken lief mir eine Träne die Wange hinunter. Auch wenn er mich verletzte hatte, fehlte mir seine Nähe jetzt schon. Vielleicht meinte er es gar nicht so und will jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben. Schließlich fiel ich in einen unruhigen Schlaf.

Bei der Morgenvisite versuchte ich nicht in Alecs Richtung zu sehen, denn ich spürte seinen Blick förmlich auf mir. Mein Fall war ihm zugeteilt, weswegen er den anderen Assistenzärzten und dem Oberarzt meinen Stand berichtete.

"Magnus Bane wurde vor 5 Tagen mit einem gebrochenem Bein und einer Platzwunde eingeliefert. Seine Platzwunde ist fast vollkommen verheilt und sein linkes Bein verheilt nun, nach der operativen Entfernung des Weichteilsarkoms, auch ohne Komplikationen.", er starrte die ganze Zeit auf die Krankenakte in seiner Hand, würdigte mich keines Blickes.
Was hatte ich nur getan?

Trotz der Stimmung zwischen uns, die mich förmlich ersticken ließ, fand ich ihn immer noch wunderschön. Seine dunklen Haare standen wie die letzten 7 Tage auch in alle Richtungen und seine Augen waren sogar noch blauer als die Arbeitskleidung unter seinem weißen Kittel. Wie gern ich meine Hände darunter schieben und ihn berühren würde. Wieso musste alles immer so kompliziert sein?

"Mr. Bane alles ok?", nahm ich die Stimme des Oberarztes wahr.
"Wie bitte?" Total in Gedanken versunken realisierte ich gerade erst, dass ich Alexander die ganze Zeit angestarrt hatte. Ich hob vorsichtig meinen Blick und schaute nun direkt in seine. Ich konnte eine Mischung aus Trauer und Sehnsucht in ihnen erkennen. Ob es wohl wegen mir war?

"Haben sie noch irgendwelche Fragen?", fragte mich der Oberarzt erneut.
"Nein, Doktor", antwortete ich und als sich alle Ärzte wieder aus dem Raum machten, traf mein Blick Alecs, bevor er die Tür hinter sich schloss.

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Hey Leute! Es tut mir soooo leid, dass ich seit einer (gefühlten) Ewigkeit nichts mehr hochgeladen habe. Letztes Jahr war echt ziemlich beschissen, ich gehe seit Oktober von einem Krankenhaus ins nächste. In dem Alten hatte ich Handyzeiten, weswegen ich gar nicht zum Schreiben gekommen bin. Hier habe ich jetzt den ganzen Tag mein Handy, aber wer weiß wann ich wieder verlegt werde 🤷‍♀️. Ich hoffe ich komme jetzt wieder öfters zum schreiben, weil es mir echt gefehlt hat. Ich hoffe ihr verzeiht mir bzw habt noch Lust diese Story weiterzulesen 🥺💘 Danke für euren Support!!!!
Eure Mira <3

Unfall mit positiven Folgen - MALECWo Geschichten leben. Entdecke jetzt