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Auch wenn ich wusste, dass ich bei ihm in guten Händen sein werde, hatte ich Angst und wollte nicht operiert werden, denn es war meine erste OP und da ist, wie schon gesagt, noch mein Abi.

Clary setzte sich zu mir auf das Bett und holte mich aus meinem Gedankengang wieder in die Realität.
"Ich sehe, dass du dir sehr viele Gedanken machst, Magnus. Aber du kannst mir vertrauen Alec, das ist sein Spitzname, ist einer unserer besten Ärzte hier im Krankenhaus. Er ist zwar noch ein Assistenzarzt, aber dafür der begabteste von allen. Er hat schon etliche Solo-Eingriffe gehabt und außerdem ist es ein Routineeingriff. Wir bekommen fast täglich Leute mit gebrochenen Armen und Beinen eingeliefert."

"Ok. Werde ich heute noch operiert?"
"Wahrscheinlich schon, da heute verhältnismäßig wenig hier los ist. Dein Vater wird jeden Moment eintreffen und er muss auch noch ein paar Formulare ausfüllen. Ich lasse dich jetzt mal allein, damit du dich ausruhen kannst. Du musst ganz schön erschöpft sein, nachdem was heute alles passiert war.", sagte sie mir und machte sich auf den Weg zur Tür.

"Clary!", hielt ich sie auf, bevor sie hinaus gehen konnte, "Danke! Danke, dass du mir Mut gemacht hast und den größten Teil meiner Ängste genommen hast."
"Das ist mein Job!", antwortete sie und zwinkerte mir einmal zu, bis sie dann mit einem breiten Grinsen schließlich auch verschwand. Der ganze Tag war bis jetzt sehr anstrengend für meinen Körper gewesen, weshalb ich versuchte etwas zu schlafen. Doch der Schlaf wollte einfach nicht kommen, weswegen ich mir eine halbwegs angenehme Position zum Liegen suchte und einfach aus dem Fenster schaute.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, öffnete sich die Tür und Cat, meine beste Feundin, kam sofort herein gestürmt und fiel mir direkt in die Arme.
"Man Mags, dich kann man nicht einmal alleine lassen!" Sie schüttelte ironisch mit dem Kopf und ich musste lachen.
Mein Vater und Alexander folgten ihr, doch blieben vor meinem Bett stehen. Zum Glück! Naja, ich würde mich sogar freuen, von Alexander eine Umarmung zu bekommen, doch höchstwahrscheinlich würde ich dann an einem Herzinfarkt sterben.

Dann fragte Alexander: "Kannst du dich noch daran erinnern, wie der Unfall passiert ist?" Wieder einmal erwischte ich mich dabei, wie ich ihn nur angestarrt hatte und somit seine Frage wieder nicht verstand. Noch nie hatte es ein Mann geschafft, mich in so kurzer Zeit komplett zu verwirren und mein Herz für sich zu gewinnen. Wie schaffte er das nur?

Ich öffnete meinen Mund, um etwas zu sagen, doch dann viel mir ein, dass ich die Frage gar nicht verstanden hatte und somit keine Antwort hatte. Also schloss ich meinen Mund wieder und schaute Hilfe suchend zu Cat. Sie kannte mich einfach zu gut und merkte gleich, dass ich mich total in Alexander verguckt hatte.

Sie antwortete sofort: "Ich habe den Unfall gesehen! Ich weiß, wie es passiert ist. Magnus ist in meiner parallel Klasse und ich wartete an der Bushaltestelle, um mit ihm nach Hause zu fahren. Er guckte etwas traurig auf den Boden und da passierte es auch schon. Rafael rief ihm noch etwas zu, doch es war zu spät. Der Bus kam um die Ecke und fuhr ihn an. Magnus blutete am Kopf und lag bewusstlos auf dem Boden, bis der Rettungswagen schließlich kam."

Alexander nickte und einen Moment lang war es still, bis mein Vater sie wieder unterbrach. "Und wieso traurig?", fragte mein Vater, "Verheimlichst du mir etwas? Magnus, du weißt doch, dass du mir alles sagen kannst." Ich wusste immer noch nicht, wie ich es ihm erklären sollte, aber um ehrlich zu sein, hatte ich mir die letzten Minuten darüber am wenigsten Sorgen gemacht. Ich nahm also meinen ganzen Mut zusammen und fing an.

"Ich.. ehm.. habe eine 6 in Mathe geschrieben. Ich wollte nicht, dass du von dem Unfall erfährst und auch nicht von der Note. Ich dachte du wirst sauer, weil ich in zwei Wochen Abi schreibe und jetzt nochmal wiederholen muss."

So schlimm war das ja gar nicht! Doch mich überkam doch ein schuldiges Gefühl. Seit meine Mom uns verlassen hatte, schotteten wir uns immer weiter voneinander ab. Die letzten Monate waren wir uns nicht sehr nahe gewesen; jeder hat sein eigenes Ding gemacht, aber ich habe versagt.

Mein Vater sah mich etwas verblüfft an, wahrscheinlich war das zu viel Information für ihn auf einmal gewesen. Dann aber fing er sich wieder und nahm meine Hand.
"Mein Junge, es ist doch egal, ob du das Abitur verhaust oder gar nicht erst schreibst. Ob es dir gut geht, das zählt!" Er lächelte mich an und ich konnte ihm ansehen, dass er mit den Tränen zu kämpfen hatte.
"Ich bin so froh, dass du den Unfall überlebt hast und keine bleibenden Schäden davon getragen hast. Weißt du eigentlich, was für eine heiden Angst du mir eingejagt hast, als ich einen Anruf aus der Notaufnahme bekommen habe?!" Er drückte meine Hand einmal etwas fester, lächelte mich an und wand sich dann Alexander zu, der die Formulare dabei hatte.

Mein Vater setzte sich und füllte sie auf einem kleinen Tisch in meinem Zimmer aus.
"Hast du auch eine Mutter, die wir verständigen sollten?"
Mein Vater antwortete für mich: "Nein, meine Frau, Citra, hat mich vor 8 Jahren verlassen. Seit 8 Jahren habe ich sie weder gesehen, noch etwas von ihr gehört, war mir aber auch egal, weil sie eine Affäre hatte. Magnus wird in 2 Wochen auch noch neunzehn, wird er bis dahin wieder entlassen?"
"Das kommt auf sein Bein an, wie schnell es heilt. Aber sehr wahrscheinlich muss er länger hierbleiben, als 2 Wochen."

Alexander nahm die Formulare von meinem Vater wieder entgegen und schaute auf einmal ganz erschrocken auf das Balt vor ihm. Ich fragte mich was los war, was so schlimm war. Hatte mein Vater eine schlimme Krankheit angegeben, von der ich nichts wusste?

"Wenn es ok ist, operiere ich heute noch, da sonst nicht so viel los ist."
"Das ist gut!", antwortete mein Vater.
Alexander wandte sich an mich. "Ich operiere dich in 2 Stunden. Die beiden können gerne hierbleiben, aber du solltest dich noch etwas ausruhen vor der OP. Bis später!", sagte er und ging, immer noch angespannt, aus dem Zimmer.

"Mein Junge, es tut mir leid, aber du weißt doch, es ist zur Zeit so viel los auf der Arbeit. Ich muss gehen. Cat ruf mich an, wenn etwas ist!" Und so verabschiedete er sich ebenfalls und nun war ich mit Cat allein. Ich ahnte schon, was jetzt passierte - und ich hatte Recht. Weil sie gleich gemerkt hatte, dass ich auf Alexander stand, bombardierte sie mich nur so mit Fragen.

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Ich hoffe euch gefällt das heutige Kapitel!❤
Kommentare sind genauso wie Feedback immer erlaubt und über ein paar Sternchen würde ich mich natürlich auch sehr freuen!😊

Unfall mit positiven Folgen - MALECWo Geschichten leben. Entdecke jetzt