#19 Koexistenz

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Es war einer jener friedlichen Samstage, an dem Amber vor allen anderen erwacht war. Es bedeutete: Stille im Haus!

Sie könnte in aller Ruhe ihren ersten Kaffee trinken und niemand würde sie dabei stören, an ihrem Morgenmantel zerren, oder ihre Haare mit rosafarbenen Spangen versehen und anschließend toupieren.

Verschlafen tappte sie zur Kaffemaschine um sie in Gang zu bringen, während ihr Blick die Küche streifte.

Auf dem Tisch standen noch ein paar Überreste des vergangenen Abends und sie erinnerte sich, dass es schön gewesen war so zusammen zu sitzen wie sie es getan hatten.

Ihren Bruder glücklich zu sehen, die Kinder mit den Eltern vereint und auch Zia, die sie mitgebracht hatten, waren eine angenehme Gesellschaft und hatte den Abend trotz all dem sichtbaren und unsichtbaren Gepäck, dass sie mitgebracht hatten zu einem schönen gemacht.

Das Owen zum ersten Mal wieder nach langer Zeit wirklich zufrieden wirkte, beruhigte die große Schwester in ihr am Meisten.

Auch wenn er nie viel davon preisgab, was sich in seinem Inneren abspielte, so war es ihm fast unmöglich etwas vor ihr zu verheimlichen.

Wenn er stets für andere das berühmte Buch mit sieben Siegeln blieb, so lag dieses vor ihr offen wie die Tageszeitung.

Sie brauchte ihn nur anzusehen, um zu wissen wie es ihm ging.

Und dass Claire davon gestürmt war, hatte ihn leiden lassen wie den sprichwörtlichen Hund.

Auch wenn man genau genommen nicht mal irgendein Wesen auf diese Weise quälte.

Dennoch wusste sie, dass auch Claire darunter gelitten hatte.

Es war nicht einfach die Frau an seiner Seite zu sein, niemand wusste das besser als sie, doch wenn eine dem gewachsen war, dann Claire!

Auch wenn es scheinbar mehrere Umwege gebraucht hatte, dass zu begreifen.

Es war Claire die ihren Bruder so glücklich gemacht hatte, wie keine Frau sonst, und genau deshalb hatte es ihn mehr getroffen, als jedes Schicksal, dass ihm je widerfahren war.

Umso besser wenn die Beiden vielleicht nun endlich ihren Weg gefunden hatten.

In ihrem Gedankenfluss verweilend räumte sie bedächtig den Tisch ab und nahm sich einen Kaffeebecher vom Board über dem Herd um ihn zu füllen.

Dann ging sie langsam zum Küchenfenster und blickte hinaus in den aufgehenden Morgen.

Die Zeitung klemmte bereits im Briefkasten und so zerrte sie den Morgenmantel zu und stiefelte mit der Kaffetasse in der Hand hinaus um sie zu holen.

Das rote Signalsegel der Mailbox war halbherzig nach oben geklappt und die Zeitung ragte weit heraus.

Amber klappte die Fahne herunter und zerrte an der Rolle Papier.

Ein sonderbares Zwitschern begleitete ihre Bemühungen.

Suchend blickte sie sich um, konnte aber in dem großen Ahornbaum neben ihrem Haus nichts entdecken und noch bevor sie den Blick wieder ihrem Tun zuwandte, gab der Briefkasten die Zeitung frei und mit ihm etwas, das nun noch ein wenig lauter zwitscherte, grün und eidechsenartig war und wie ein Pfeil heran schoss, um sich an ihrem Finger festzubeißen.

"Ahhhhh!"

Begleitet von einem wütenden Schmerzensschrei schüttelte sie den kleinen Angreifer ab, der sogleich die nächste Attacke startete und nun vom Boden aus, auf den er gefallen war, hinauf zu hüpfen, um den Saum ihres hellen Morgenmantels zu erhaschen und danach zu schnappen wie ein tollwütiger kleiner Köter.

Probably - We need more than thousand 2nd Dates Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt