Gedankenverloren streichelte ich immer wieder über das weiche Fell des kleinen Wunders, welches eigentlich nicht mehr so klein war. Pearl war mittlerweile um einiges größer geworden, als ich sie zum letzten Mal gesehen hatte. Dennoch war der Terrier noch immer so süß, wie beim ersten Mal.
Friedlich hatte sie es sich auf meinem Schoß gemütlich gemacht und hatte ihren Kopf auf meinem Oberschenkel abgelegt. Und während ich über ihr weiches Fell streichelte, merkte ich, wie sie ihr einziges Auge immer weiter schloss und ruhig in ihren Schlaf fiel.
Am frühen Vormittag hatte ich meine Schwester zuhause aufgesucht, wobei wir beide auch alleine waren. Leo war irgendwo im Land unterwegs und Lisa war mit Freunden verabredet.
Eigentlich wäre ich nicht so bei meiner Schwester aufgetaucht, doch im Moment ertrug ich meine eigenen Gedanken nicht, wenn ich alleine war.
>>Hier, dein Kaffee<<, sagte Debbie und stellte meine die Tasse auf dem Glastisch ab. Daraufhin setzte sie sich auf den Sessel neben mir in den Schneidersitz.
Debbie hielt ihre Tasse zwischen den Händen und sah immer wieder zwischen Pearl und mir hin und her. >>Sie fühlt sich bei dir wirklich wohl<<, meinte sie leise, aus Angst den Hund zu wecken. Mittlerweile schlief Pearl tief und fest, wobei sie ruhig und kaum hörbar atmete.
Leicht lächelnd sah ich das kleine Monster an. >>Wir beide haben viel Zeit miteinander verbracht.<< Ich hatte wirklich Spaß mit ihr gehabt, auch wenn sie viel Unsinn gemacht und nicht nur einmal mein Haus verwüstet hatte. Dennoch hatte ich das kleine Ding lieb gewonnen.
>>Jedes Mal wenn du wieder gehst, trauert sie dir nach. Sie vermisst dich. Du solltest öfters kommen, Joy.<<
Bei ihren Worten war ich mir nicht wirklich sicher, ob Debbie den Hund oder sich selbst meinte. Dennoch sah ich sie an und nickte. >>Das werde ich tun<<, versprach ich, was eine gewisse Erleichterung in die Gesichtszüge meiner Schwester brachte. >>Ich hab ja jetzt sonst nichts mehr zu tun<<, fügte ich gleich darauf seufzend hinzu.
Debra atmete tief durch und lehnte sich in den Sessel zurück. >>Hat er sich noch immer nicht gemeldet?<<
>>Nein.<< Ich schüttelte den Kopf und merkte wieder diesen Stich in meiner Brust. >>Und das wird er nicht mehr tun.<<
>>Also ich verstehe es nicht. Hat er etwas getan? Etwas, was mit dieser dämlichen Mafia zu tun hat, dass er verschwinden musste, oder ist er tatsächlich einfach nur ein Arschloch?<< Ihre Stimme wurde lauter, sodass Pearl auf meinem Schoß zusammenzuckte.
Wenn ich nur wüsste, was der tatsächliche Grund für sein verschwinden war, würde ich mich mit Sicherheit besser fühlen, als in dem Moment. Aber hätte es etwas mit der Mafia zu tun gehabt, hätte es mir Jackson erzählt. Nur hatte er leider auch nichts von seinem Bruder gehört. Genauso wenig, wie seine Eltern. Kian schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein. >>Es muss etwas anderes sein. Er würde so etwas nicht grundlos tun. Und schon gar nicht, würde er einfach aus dem Nichts sagen, dass er schlecht für mich wäre und dann verschwinden. Das ist einfach nicht seine Art.<<
>>Dann ist er also ein Arschloch<<, sie zuckte mit den Schultern. Ich hingegen sah sie vorwurfsvoll an. >>Was denn? Was besseres fällt mir nicht ein. Allein schon dafür, dass er dir so wehtut, möchte ich ihm alle Knochen brechen.<<
Vermutlich hätte sie es auch getan. Dennoch sah ich sie dankbar an. Oft waren wir beide nicht der gleichen Meinung gewesen, doch wenn es darum ging die Familie, die sie liebte, zu beschützen zu beschützen, war Debbie die größte.
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Midnight Games - Erlösung ✔️
Literatura FemininaTEIL 3 DER MIDNIGHT-TRILOGIE Joyces' Leben steht wieder einmal vor dem Abgrund. Erneut hat sie den Mann verloren, für den sie so viel empfindet. Mit allen Mitteln versucht sie zu verstehen, wieso Kian sie verlassen hat, wobei sie doch gerade erst...