Ich sah zu, wie Debbies Hand durch die Luft sauste und Regi voll ins Gesicht traf. Sein Kopf drehte sich, durch die Wucht, ruckartig zur Seite und ich befürchtete für einen Moment, er würde ihm gleich von den Schultern fliegen.
Die hatte echt gesessen.
>>Du elender Mistkerl<<, schnauzte sie ihn an und warf gleich einige unschöne Beleidigungen hinterher. Ja, sie war vollkommen außer sich. Aber konnte ich es ihr verübeln? Nein. Immerhin hatte Regi auch sie in dieser kranken Familie zurückgelassen.
Mein Bruder, so masochistisch wie er war, nahm alles still auf sich. Sogar die zweite Ohrfeige, die ihm gleich die andere Wange gefährlich rot färbte. >>Was willst du hier?!<<
>>Er ist hier, um mir zu helfen<<, warf ich ein, was ein großer Fehler war.
Debras mörderischer Blick traf mich so hart, dass sogar ich einen Schritt von ihr zurückwich, um mich in Sicherheit zu bringen. >>Dir helfen?<< Schon sah sie wieder zu Regi, wobei sie ihre Faust gleich gegen seine Brust donnerte. >>Ihr helfen?! Jahrelang habe ich versucht dich zu erreichen! Dich nach Hause zu holen und kaum ruft Joyce an, kommst du sofort hier her?! Was für ein Bruder bist du?!<<
Regi sah sie bedauernd und entschuldigend an. >>Es tut mir leid<<, sagte er, doch das verschaffte ihm nur einen weiteren Schlag.
Immer wieder schlug Debra auf ihn ein und ich bemerkte, wie ihre Stimme zu zittern begann. >>Du verdammtes Arschloch! Wir haben dich hier gebraucht! Du hättest bei uns sein sollen!<<, brachte sie heraus und auch ich merkte, wie sich mir bei ihren Worten, das Herz zusammenzog.
Alles, was mein Bruder tat, war die Schläge einzustecken. Doch dann legte er plötzlich seine Arme um sie und zog sie fest zu sich. Ich hörte nur, wie Debra die Luft scharf einzog. Bei seinem Griff hatte sie keine Möglichkeit mehr ihn anzugreifen. Für einen Moment wehrte sie sich noch gegen ihn und versuchte sich zu befreien, doch sie gab schnell nach, als sie merkte, dass es keinen Zweck hatte. >>Du hast uns im Stich gelassen<<, sagte sie mit rauer Stimme.
Ich sah zu, wie unser Bruder sie noch fester in den Arm nahm und sein Gesicht in ihrer Schulter vergrub. >>Ich weiß<<, hörte ich ihn sagen und merkte selbst diesen Schmerz in mir, den auch die beiden in dem Augenblick in sich trugen.
So standen wir eine Weile lang da, bis die Situation sich langsam beruhigte. Ehrlich, eigentlich hatte ich gedacht, dass Blut fließen würde, sobald ich Debra vor meiner Tür stehen sah. Und nein, ich hatte sie nicht angerufen, um ihr zu sagen, wer sich in meinem Haus befand. Sie war von alleine gekommen. So als hätte sie gespürt, das etwas nicht stimmte. Dafür hatte sie schon immer einen guten Riecher gehabt. Was ziemlich unheimlich war.
-
Nachdem sich alles wieder halbwegs gelegt hatte, verdonnerte ich beide auf die Couch. Klar, die Luft zwischen ihnen war noch immer angespannt aber wenigstens ging Debbie nicht länger auf ihn los.
Keiner von ihnen redete mehr miteinander, was das ganze noch merkwürdiger machte. Also verzog ich mich vorerst schnell in die Küche und brachte ihnen etwas zu Trinken, mit der Hoffnung, dass die beiden endlich den Mund aufmachen würden.
Daraufhin setzte ich mich zu ihnen. Mit meiner Teetasse in den Händen sah ich zwischen den beiden hin und her. Und je länger sie Stille im Raum herrschte, umso unangenehmer wurde es.
>>Könntet ihr endlich mal reden? Das ist ja gruselig<<, warf ich ein, worauf hin mich Debra sofort mit leicht zugekniffenen Augen ansah.
>>Was ist los mit dir Joyce?<<, ging sie gleich auf mich los. >>Erst lässt du Stanley in dein Haus und jetzt ihn? Hast du nicht schon genug?<<
DU LIEST GERADE
Midnight Games - Erlösung ✔️
Chick-LitTEIL 3 DER MIDNIGHT-TRILOGIE Joyces' Leben steht wieder einmal vor dem Abgrund. Erneut hat sie den Mann verloren, für den sie so viel empfindet. Mit allen Mitteln versucht sie zu verstehen, wieso Kian sie verlassen hat, wobei sie doch gerade erst...