Kapitel Sechzehn

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Joyce

Ich schlug langsam die Augen auf und starrte gleich an meine Schlafzimmerdecke. Diese Nacht war eine der schlimmsten, die ich je erdulden musste. Ich hatte kaum geschlafen. Meine Gedanken drehten sich noch immer um die vergangenen Geschehnisse. Und mein Herz fühlte sich noch immer an, als hätte man es mir in der Brust zerfetzt.

Noch immer hatte ich nicht richtig begriffen, was da eigentlich geschehen war. Aber ich wusste, dass ich meinem eigenen Bruder Unrecht getan hatte.

Man hatte mich jahrelang im Glauben gelassen er wäre ein Mörder. Dabei hatte er einfach nicht nachgedacht und sich mit dem Teufel angelegt. Mir war schon klar, dass es nicht Kians Idee gewesen war. Mein Bruder hatte früher zu viel Mist gebaut und war vermutlich entweder an Cooper oder Curtis geraten. Mit den Beiden hatte es schon damals begonnen. Diese beiden Verbrecher waren schon damals der Punkt für all das schlecht, was danach geschehen war.

Dennoch tat der Gedanke, Kian hatte an dieser Sache dennoch mitgewirkt, so verdammt weh. Er hatte sich in mein Leben geschlichen. In meine Gedanken.. In mein Herz. Er hatte mir etwas vorgemacht. Unsere erste Begegnung und die folgenden darauf. Kian war nie meinetwegen in diesen Club gewesen. Es war seinetwegen. Sein Gewissen hatte ihn dazu getrieben zu mir zu kommen.

Unsere gesamte Beziehung basierte auf einer Lüge und trotzdem fragte ich mich, ob tatsächlich alles von alldem gelogen war. Ich hatte seinen Blick gesehen. Ein Blick, welcher mich noch immer erschaudern ließ. Dieser Scherz.. So etwas konnte doch keiner vorspielen. Oder etwa doch?

Seufzend rieb ich mir mit der Hand über die Augen und wischte dabei die Tränen weg, die ihren Weg nach Draußen gefunden hatten. Ich wollte nicht weinen. Ich wollte stark sein. Doch es tat viel zu sehr weh.

Mit einem Blick auf die Uhr, erkannte ich, dass es noch immer recht früh war. Die Sonne musste bereits aufgegangen sein, doch das konnte ich nicht sehen, denn die dicken Vorhänge vor meinen Fenstern erlaubten es mir nicht.

Langsam setzte ich mich auf und schwang die Beine über die Bettkante. Für einen winzigen Moment wurde mir schwindelig und ich merkte meine Erschöpfung viel zu deutlich. Doch dieser Moment verflog recht schnell, sodass ich aufstehen und langsam mein Zimmer verlassen konnte.

Da es im restlichen Haus hell war, wusste ich, dass die Sonne tatsächlich aufgegangen war und sie blendete mich für einen Augenblick.

In der Küche angekommen stellte ich gleich die Kaffeemaschine ein und setzte mich an den Tisch, während ich wartete.

Noch immer wusste ich nicht, was ich jetzt mit alldem machen sollte. Mit den Informationen über meinen Bruder, über Kian und auch über Roy. Letzterer hatte sich ziemlich schnell aus dem Staub gemacht.

Nachdem Kian und Jackson gegangen waren und ich vollkommen aufgelöst mit Regi beschäftigt war, hatte Roy das als seine Gelegenheit genutzt und war geflohen. Doch ich wusste, dass ich ihn nicht zum letzten mal gesehen hatte. Aus irgendeinem Grund konnte ich es tief in mir spüren. Er würde zurückkommen, dessen war ich mir sicher. Und ich wusste auch, dass er nichts gutes mit sich bringen würde.

Ich war so wütend auf mich selbst. Wie hatte ich nicht bemerken können, wie es ihm tatsächlich ging; wie er sich jahrelang gefühlt hatte. Andererseits hatte er sich immer normal mir gegenüber verhalten. Keine Andeutungen, gar nichts. Natürlich war er in letzter Zeit anders gewesen. Vor allem auch, wenn es um Kian ging. Doch diese Momente waren so flüchtig, dass ich es nicht einmal für wichtig befunden hatte. Außerdem hatte er mir immer wieder gesagt, dass er sich nur Sorgen um mich machen würde. Er wollte nicht, dass ich wieder verletzt werden würde. Wie hätte mir das etwas sagen sollen, was für Gefühle er tatsächlich für mich hegte.

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