Crash

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"Verdammt, das hätte nicht passieren dürfen", jammert Colin vor sich hin, als er den schlafenden Jungen auf seiner Couch sieht.

Dabei war der Abend doch ein voller Erfolg gewesen. Er, der strahlende Held der ganzen Schule, der mit 18 schon ein eigenes Auto und eine eigene Wohnung hat, hatte es endlich geschafft Lara herumzubekommen. Das Mädchen war Colin eigentlich egal. Sie war für ihn nur eine weitere Trophäe.

Colin schaut auf den schlafenden Jungen und schließt dann seine Augen. Seine Gedanken gehen zurück zu dem verhängnisvollen Moment.

Es war erst vor ein paar Stunden gewesen. Voller Stolz, Lara geknackt zu haben, hatte er ein paar Bier getrunken. Natürlich hätte er nicht mehr fahren dürfen. Aber es war ja nicht so weit bis zu seiner Wohnung gewesen. Colin setzte sich also doch hinter das Steuer und fuhr los. Noch eben über den Feldweg und dann würde er ja schon fast zu Hause sein. Er wollte gerade eine Whatsapp an seinen besten Freund tippen und ihm schreiben, dass Lara nun keine Jungfrau mehr war. Da spürte er etwas gegen sein Auto knallen. Es war ein furchtbares Geräusch. Schockerstarrt umklammere Colin das Lenkrad. "Bestimmt so ein Scheiß-Reh", murmelte er vor sich hin. Vorsichtig öffnete er seine Autotür. Nein, das war kein Reh. Sondern ein völlig verbeultes Fahrrad. Daneben lag ein blonder Junge. Colin schätzte ihn so in seinem Alter. Ängstlich näherte er sich dem Jungen. Er schien äußerlich keine Verletzungen zu haben, rührte sich aber auch nicht. Vorsichtig stupste Colin ihn an: "Hallo, hörst du mich?" Doch der Junge reagierte nicht. Aber zumindest atmete er noch. Colin's Herz schlug ganz wild. "Fuck, was mache ich jetzt nur? Ich muss den Notarzt rufen. Und die Polizei? Aber was ist dann mit meinem Führerschein? Der ist ja noch auf Probe. Und die nehmen ihn mir bestimmt dann weg." All diese Gedanken schossen Colin durch seinen Kopf, als er ein leises stöhnen hörte. Der Junge. Er bewegte sich. "Wo bin ich?", fragte er ganz schwach. Colin drückte seine Hand, flüsterte leise: "Es tut mir leid. Es war ein ... ein Unfall. Kannst du dich bewegen?"

Der Junge nickte. Er stütze seine Hände auf den erdigen Boden. Es dauerte zwar etwas, aber dann rappelte er sich vorsichtig auf. Colin atmete tief durch. Zumindest schien er nicht besonders stark verletzt zu sein. Ein paar Schrammen waren zwar sichtbar, aber die würden bestimmt heilen. Colin fragte den Jungen: "Wie heißt du?"

"Ich ... ich weiß es nicht", stotterte der völlig verwirrt.

"Du weißt nicht, wie du heißt?"

"Ich ... ich erinnere mich nicht."

"Kannst du mir sagen, wo du wohnst?", fragte Colin dann.

Der Junge schüttelte mit dem Kopf. Er konnte sich an nichts mehr erinnern. Auch hatte er keinen Ausweis bei sich. Nichts. Gar nichts! Colin wusste, dass er einen Arzt hätte rufen müssen. Aber da der Junge nicht protestiere, nahm er ihn einfach erstmal mit nach Hause. Dort versorgte er ihn mit dem Notwendigsten. Dann schlief der Junge ein.

Colin legt noch eine Decke über den Jungen. "Morgen wird er sich bestimmt erinnern. Dann wird alles wieder wie vorher sein. Ich werde den schon überzeugen, dass er nichts von dem Unfall erzählt."

Dann geht Colin unter die Dusche. Seine Laune wird merklich besser, als er seinen athletischen Körper einseift. Er lächelt und denkt: "Ich bin schon ein toller Typ. Da wird auch Isabel nicht widerstehen können. Die knacke ich auch bald."

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