Crash oder Crush?

verpasst

Christian reagiert geistesgegenwärtig. Er überwältigt Tristan's Vater und fesselt seine Hände mit einem Telefonkabel. Dann kümmert er sich um Colin, der das Bewusstsein verloren hat. Gut, dass er bei der erste Hilfe Schulung für seinen Führerschein genau aufgepasst hat. Er reißt Colin's Shirt auf und verpasst ihm eine fachmännische Herz-Lungen-Massage.

Dazu kommt eine Mund zu Mund Beatmung. Normalerweise hätte er jetzt dazu einen blöden Spruch gebracht, doch dazu ist die Situation zu ernst. Ein paar Minuten später treffen Notarzt und Rettungssanitäter ein. Anerkennend nicken sie Christian zu: "Er ist stabil. Alles richtig gemacht." Dann kommt auch noch die Polizei.

Einige Zeit später kann Christian endlich durchatmen. Gut dass er Colin's Jacke mit Smartphone und Wohnungsschlüssel mitnehmen konnte. So kann er seinem Freund wenigstens noch ein paar Sachen für das Krankenhaus holen.

Hektisch biegt er in Colin's Straße ein. Er will einfach keine Zeit verlieren. Als er vor dem Wohnhaus ankommt, traut er seinen Augen kaum: Da sitzt Crush, völlig blass und zusammengekauert. Neben ihm zwei Einkaufstüten. Ganz behutsam geht Christian auf ihn zu. "Heyy, Crush", meint er. "Ich darf doch auch Crush sagen?" Tristan nickt und schaut zu Boden. "Was machst du denn hier?", fragt Christian besorgt und könnte sich auf die Zunge beißen. Irgendwie findet er die Frage dumm.

Traurig sieht Crush ihn an: "Ich weiß, dass Colin mich nicht mehr mag, weil er sich von mir verarscht fühlt. Und dass er jetzt mit Isabel zusammen ist. Aber ich wusste einfach nicht mehr wohin. Laurin hat mich blöde angegrapscht und mein Vater ist ein noch größeres Arschloch, als ich gedacht habe. Aber Colin scheint nicht zu Hause zu sein. Und du? Willst du Colin besuchen?"

Christian muss schlucken. Der Junge sieht so verzweifelt aus, da will er ihm jetzt nicht gleich sagen, was passiert ist. "Heyy Crush", sagt er schließlich. "Du irrst dich, wirklich! Colin weiß, dass er einen Fehler gemacht hat. Und mit Isabel, da ist nichts mehr gelaufen. Colin liebt nur dich!"

"Ehrlich?", fragt Crush hoffnungsvoll.
"Großes schwules Indianerehrenwort", versucht Christian möglichst witzig zu sagen, obwohl es ihm selbst miserabel geht. Er macht sich Vorwürfe. Hätte er Colin das, was Laurin gesagt hat, nur später gesagt. Oder am besten wären sie gar nicht zu Crush's Vater gefahren. Von Crush's Erzählungen war ja eigentlich klar gewesen, dass der irre ist.

Crush blinzelt und durchbricht Christians Gedanken: "Du siehst besorgt aus. Und wo ist eigentlich Colin? Ich will ihn sehen. Ich vermisse ihn so."

"Nun", windet Christian sich und überlegt, was er sagen soll, damit er Crush nicht anlügen muss. Und damit Crush nicht in Panik gerät. "Nun, er musste unvorhergesehen irgendwo hin. Ich habe seinen Schlüssel. Komm mit hoch."

Crush nimmt die Einkäufe, die er eigentlich für seinen Vater machen sollte, nickt erleichtert und folgt Christian durch das Treppenhaus. Natürlich steht die neugierige Nachbarin wieder vor ihrer Wohnungstür. "Das wird ja immer schlimmer hier mit dem Herrenbesuch", keift sie.

Christian verdreht genervt die Augen und fragt Crush: "Sag mal, hast du vielleicht auch eine Gurke gekauft? Dann hat die Alte wenigstens etwas, was sie sich reinschieben kann und hat auch mal ihren Spaß!"

Crush lächelt und zieht tatsächlich eine Gurke aus der Einkaufstasche. "Viel Spaß damit", grinst Christian, als er sie der Nachbarin überreicht. "Die war übrigens schon in unseren Ärschen", feixt er weiter. Die bösen Beschimpfungen der Nachbarin prallen an ihm ab.

Trotz der Scherze kommt der Schmerz über das, was Colin passiert ist, schnell wieder. Er steht mit Crush nun vor Colin's Wohnungstür und überlegt, was er nun tun soll.