Man lernt nie aus

6.6K 106 22
                                    

„Und was meinst du?", murmelte ich und spielte verträumt mit einer von Harrys Haarsträhnen.
„Bin ich jetzt eine richtige Sub?"
Belustigt sah er mich an als er mir liebevoll mit seiner Hand über die nackte Taille streichelte.
„Julia", sagte er und seine Stimme war süß und hart zugleich. Verführerisch und sexy.
„Es gehört schon ein wenig mehr dazu eine Sub zu sein als mir nur deinen geilen Arsch entgegen zu strecken wenn wir Sex haben"
Ich grinste und wurde puterrot. Auch wenn das ganze noch neu für mich war fühlte sich nichts auf der Welt richtiger an. Harry zeigte mir was leben war. Auf jeder nur erdenklicher Ebene.
„Hm", überlegte ich und biss mir währenddessen verführerisch auf die Lippen. Seit dieser einen Nacht war ich wie ausgewechselt. Und die lag mittlerweile schon drei Wochen zurück.
„Ich kann dir heute aber gerne zeigen was noch alles dazu gehört", raunte Harry und erhob sich aus dem Bett. Gekonnt drehte ich mich auf den Bauch und reckte ihm meinen Hintern entgegen. Ich wusste, dass er so nicht gehen würde, könnte.
„Julia", seine Stimme wurde tiefer als er mit der Hand begierig an meinen Arsch griff.
„Hey", murmelte ich als sein Griff fester und bestimmter wurde. „Habe ich gesagt, dass du das darfst?"
„Interessiert mich was du sagst?", er grinste mich breit an, drehte mich auf den Rücken und vereinte unsere Lippen zu einem berauschend intensiven Kuss.
Die letzten drei Wochen waren die schönsten meines Lebens gewesen. Ich konnte mich schlicht weg nicht mehr daran erinnern jemals so geliebt worden zu sein. Es war, als wäre die Zeit stehen geblieben. Als wäre ich in mein ganz persönliches Wunderland gefallen. Es war einfach alles perfekt. Die Aufruhr um AlexS verpuffte so schnell wie sie gekommen war und die Beliebtheit und Bekanntheit der Artikel und des Blogs stieg von Minute zu Minute. Die Uni lief fabelhaft und es waren nur noch wenige Wochen bis zu den ersten Abschlussprüfungen. Hätte man mich gefragt wie mein Jahr enden würde hätte ich mich selbst gesehen. Traurig und alleine zwischen staubigen alten Büchern an Neujahr in der Bibliothek sitzend. Mein Blog wäre erfolgreich. Aber nichts im Vergleich zu dem was gerade passierte. Und dann war da noch Mr. Unwiderstehlich. Mr. Harrison Morgan. Mein Mr. Harrison Morgan.
Stürmisch erwiderte ich seinen Kuss bevor ich ihn mit all meiner Kraft von mir herunter schubste und zügig und -das ist am wichtigsten- nackt in die Küche rannte.
Natürlich habe ich nichts anderes erwartet, als dass Harry mir in Boxershorts brav hinterher trottete und sich galant an den Türrahmen lehnte, als er meinen nackten Körper auf der Arbeitsplatte sitzend begutachtete. Mit langen Schritten eilte er auf mich zu und schlang seine muskulösen Arme um meinen kleinen zierlichen Körper.
„Eigentlich will ich dich hier und jetzt nehmen", flüsterte er dicht an meinem Ohr und begann verführerisch meinen Hals zu küssen. Genüsslich schloss ich die Augen und legte den Kopf in den Nacken, als er plötzlich und abrupt stoppte und belustigt in mein verdutztes Gesicht blickte.
„Zieh dich an. Ich mache Frühstück. Wir gehen jetzt in die Stadt"

Gab es etwas was dieser Mann nicht in absoluter Perfektion beherrschte? Zum Frühstück gab es die mit Abstand besten French Toast, die ich in meinem Ganzen leben je gegessen hatte. Mit Nutella und frischen Früchten fühlte ich mich wie ein Gast in einem noblen fünf Sternen Hotel mitten im Herzen von Paris.
Draußen war es bitter kalt und bevor ich auch nur ein einziges Wort sagen musste, reichte Harry mir seinen Pullover  zum überziehen. Der überdimensionale schwarze Hoodie ging mir zwar fast bis zu den Knien, roch allerdings verführerisch nach ihm. Und als seine Freundin stand mir der Pulli immerhin zu. Zumindest sagten das die ganzen Schnulzen und romantischen Komödien. Und AlexS schließlich auch. Also musste an der Sache sicherlich was dran sein.
Wir spazierten eine gute halbe Stunde entlang der Themse und genossen das fröstelnde Winterwetter bis wir über die Towerbright liefen und als nächstes einen Stadtteil Londons betraten, in dem ich in meinem ganzen Leben noch nie gewesen bin.
Alte Gebäude säumten die engen, mit Kopfsteinpflaster gepflasterten Straßen und leichter Nebel von dem vergangenen Unwetter hing tief und schwer wie eine Decke zwischen den Gassen.
Langsam und vor allem mit bebendem Herzen folgte ich Harry und blickte mich neugierig um. Menschen liefen hektisch auf und ab, telefonierten, stießen aneinander, verschütteten Kaffee oder Fluchten. Bis Weihnachten waren es nicht mal mehr 6 Tage. Langsam wurde es eng und auch verständlich, dass der Großteil der Menschheit nur noch abgefuckt war.
Himmlische Weihnachtsmusik klang aus den Geschäften und die warme Heizungsluft strömte in die Straßen. Wir bogen links ab und schlenderten noch ein wenig die Straße entlang, als Harry langsam, vor einem großen, schwarzen Gebäude zum stehen kam.
Irritiert blickte ich in sein vom Wind gerötetes Gesicht und sah seine funkelnden stürmischen Augen. Instinktiv begann mein Herz zu rasen und meine Atmung wurde schnell und flach. Ich wusste was es war. Und ich wusste auch, dass es früher oder später an der Zeit war, dass Harry mich in einen mitnahm.
„Aufgeregt?", fragte er frotzelt und versuchte dabei stark ernst zu bleiben.
„Nein", gab ich barsch zurück und zuckte mit den Schultern. Auch wenn ich noch nie in einem Sexshop gewesen bin fühlte es sich nicht befremdlich oder gar albern an. Möglicherweise auch deswegen, weil ich endlich herausgefunden habe, wie erwachsen ich eigentlich seien konnte.
„Braves Mädchen", wisperte er und lies damit einen kalten Schauer voll freudiger Erregung und vor allem Aufregung über meinen Körper laufen.
Mit schlagendem Herzen betraten wir den dunklen, mit rotem Licht ausgestrahlten Laden, dessen Wände mit dunklen Samt ausgekleidet waren. Regel um Regal stapelten  sich die Produkte in dem kleinen Raum und ein schwerer Duft von Lavendel und Vanille hing in der Luft.
„Wonach steht dir der Sinn?", fragte mich Harry als mein Blick aufgeregt und suchend durch die Regale huschte. Vorbei an Dildos, Vibratoren und jede Menge anderer interessant geformter Objekte.
Harry und ich wollten es langsam angehen und somit hatte ich bis zum jetzigen Augenblick keinerlei Kontakt zu Sexspielzeug gehabt. Mit Ausnahme der Fesseln natürlich. Aber die nehme ich jetzt einfach mal raus. Forschend ging ich durch die schmalen Gänge zwischen den Regalen und beobachtete Harry dabei aufmerksam.
„Ich weiß nicht", entgegnete ich kleinlaut, obwohl ich wirklich versuchte selbstbewusst zu klingen. Gott sei dank wusste ich durch AlexS immerhin was was war und musste nicht wie das kleine dumme Schulmädchen nachfragen.
Harry hielt vor einem Regal mit Vibratoren und zog eine kleine schwarze Schachtel aus dem Regal.
„Den nehmen wir", sagte er bestimmt und reichte sie an mich weiter.
Youre favourite little helper las ich in goldenen Lettern und zog kaum merklich skeptisch eine Augenbraue hoch. Na dann, dachte ich und ging weiter. Innerlich hatte ich mir bereits vor Betreten des Ladens geschworen unvoreingenommen zu sein. In den drei Wochen hatten Harry und ich herausgefunden was uns beiden gefiel und was machbar war. Da er nunmal derjenige mit mehr Erfahrung war hielt ich es für besser seine Entscheidungen nicht in Frage zu stellen. Außerdem wollte ich ihm gefallen. Ich wollte seine Sub sein. So wie es er sich vorstellte. Mit der er alles machen konnte was er wollte.
„Was hältst du hier von?", fragte er mich und riss mich somit aus einem tiefen Gedanken.
In der linken Hand hielt er einen Gerte. Lang und schwarz lag sie geschmeidig in seiner Hand und brachte mich dazu tief und zitternd einzuatmen. Ich wusste, dass Harry sich allmählich nicht mehr mit -wie hatte er es noch einst so schön bezeichnet? Ach ja- Blümchensex zufrieden geben würde. Er wollte mehr. Er wollte mich. Der Sadist in ihm wollte mich. Und ich würde nicht zögern ihm mich zu geben.
Ich nickte steif und versuchte beinahe hektisch den Kloß, der sich mittlerweile in meinem Hals gebildet hatte herunter zu würgen. Er sollte nicht sehen, dass ich Angst hatte. War es das denn wirklich? War es Angst oder eher angespannte Vorfreude?
Wieder gingen wir weiter und kamen zu einem Regal mit Unterwäsche, oder besser gesagt einem Hauch von nichts, dass sich Unterwäsche nennen sollte.
Zaghaft begutachtete ich die mehr aus einzelnen Bändern bestehenden BHs und Höschen als sich Harrys starken Oberkörper gegen meinen presste und seine Hände begierig meine Brüste umfassten.
„Deine Titten würden unglaublich darin aussehen", seine Stimme war rau und bestimmt. Doch ich schlug vor lauter Scham seine Hände weg und wirbelte blitzschnell zu ihm herum.
„Doch nich hier", flüsterte ich und merkte wie ich puterrot wurde. Eine Welle aus Scham durchflutete meinen Körper und ich sah schleunigst auf den Boden.
„Oh doch und wie", meinte er, hob meinen Kopf und küsste mich leidenschaftlich.
„Außerdem hat es niemand gesehen", sein schiefen grinsen und seine liebevollen Augen brachten mich zum grinsen.
„Julia, wenn du nicht willst, dann-"
„Doch", unterbrach ich ihn und sprach, selbst von meinem Übermut überrascht, bestimmt weiter, „doch ich will"
Zielstrebig griff ich ins Regal und angelte einen Schwarzen Bh, dessen Cups nicht mit einem durchgängigen Stück Stoff, sondern nur mit Bändern aus geschmeidigen schwarzen Samt ausgekleidet waren. Die Träger waren dünn und aus spitze und der Verschluss, wie überaus praktisch, vorne zwischen den beiden Cups. Das passende Höschen bestand aus sage und schreibe drei schwarzen Streifen Stoff und würde vermutlich nicht mal das nötigste bedecken. Doch in seinen Augen konnte ich wilde Vorfreude und feuriges Begehren sehen. Ich hatte also eine gute Wahl getroffen. Selbstsicher verfrachtete ich die Unterwäsche und den Vibrator in Harrys Hände als wir auf die Kasse zusteuerten.
Die Frau an der Kasse war schön. Mit langen dunklen Haaren und Augen, die einen regelrecht in den Bann ziehen konnten. Und sie kam mir unfassbar bekannt vor. Vielleicht war sie bei einer dieses übertriebenen Reality-Tv Show gewesen wo das nächste Supermodel gesucht wird oder sie war eigentlich hauptberuflich Moderatorin einer beliebten Sendung oder sowas. Jedenfalls viel zu hübsch, als dass sie nur in einem einfachen Sexshop in der Londoner Innenstadt arbeiten konnte.
Schnell legte Harry die Artikel an die Kasse als mir plötzlich einfiel, dass ich die Frau an der Kasse tatsächlich bereits kannte und sogar schon mal mit ihr gesprochen hatte. Ihre dunklen Haare und ihre dunklen Augen waren unverwechselbar. Zoë, das Mädchen von der Uni, mit der ich einen Kaffee trinken war, war Kassiererin in einem Sexshop inmitten der Londoner Altstadt. Die Welt ist klein sagt man ja immer. Und man lernt nie aus.
Verschwörerisch grinste sie mich an, als sie die Dessous in eine diskrete schwarze Tasche packte und Harry danach bezahlte.

Kalte Luft schlug mir entgegen, als Harry mir die Tür zur Straße aufhielt. Auf Anhieb schlang ich die Arme eng um den Körper in der Hoffnung, die Kälte würde nicht in jede Faser meines Körpers kriechen.
„Weiter?", fragte Harry mich und reichte mir seine Hand. Freudestrahlend nahm ich sie, sodass wir unsere Finger ineinander schlingen konnten. Seine Handfläche strahlte eine Wärme ab, die meinen ganzen Körper aufatmen lies.
„Klar", antwortete ich und versuchte dabei wieder möglichst taff zu klingen, „wo geht es denn hin?"
„Verrate ich dir nicht. Vertraust du mir etwa nicht?", fragte er und hob wieder ein mal so süß skeptisch seine Augenbraue hoch, wie er es immer tat wenn er ironische Fragen stellte.
„Doch natürlich", murmelte ich und vergrub meine Hände in seinen Jackentaschen. Kurz drückte Harry mich an sich und hauchte mir kaum merklich einen unschuldigen Kuss auf die Stirn.
„Dann komm mit. Es ist gleich die Straße runter. Nicht weit. Ist dir sehr kalt?", in seinen Worten klang so viel Fürsorge mit, wie ich es vermutlich noch nie wirklich gehört hatte.
„Nein, ist schon okay", log ich und lächelte ihn breit an. Es war ziemlich kalt aber ich wollte auch nicht, dass er mir jetzt seine Jacke gab oder sowas. Ich meine, eigentlich wäre es schon schön seine große, warmen und vor allem gut riechende Jacke um mich zu haben aber- nein. Sowas war einfach was für Filme und nicht für die Realität. Außerdem fror er sonst sicherlich.
Doch eher ich mich versehen konnte streifte Harry sich die Jacke ab und legte sie mir zärtlich über die Schultern. Natürlich sah ich danach aus wie ein runder Marshmallow aber ich war glücklich. Wobei ich mich in diesem Moment wirklich fragte wie es den Frauen in den ganzen Filmen immer gelang trotz gigantischer Zeltjacke ihres Mannes süß, erwachsen oder gar sexy auszusehen, während ich vermutlich wie eine wandelnde Kugel mit Minibeinen aussah. Besser ich weiss nicht genau in welchem Aufzug ich mit dem heißesten Typen der Stadt unterwegs bin. Sonst wird es nur noch peinlicher für mich.
Am Ende der Straße befand sich zu unserer Rechten eine kleine, süße Boutique. In den Schaufenstern des Geschäftes, dass genau so wie es war auch in einer kleinen Gasse in Paris hätte stehen können, waren herrliche Kleider ausgestellt. Nicht mal zu meinem Abschluss hatte ich so ein schönes Kleid, überlegte ich gedankenversunken als ich ein Kleid aus herrlicher roter Spitze beäugte. Gleich daneben entdeckte ich einen schwarzen Traum, kurz und sexy und ganz sicher herrlich an der Taille anliegend. Es war einfach alles, was man sich hätte wünschen können.
„Lass uns rein gehen", sagte Harry plötzlich und ich blickte ihn nur fragend an. Was sollten wir denn da? Und wozu sollte ich bitte so ein Kleid brauchen. Es wäre Geldverschwendung.
Trotzdem traten wir ein und der Geruch von Honig und Zucker erschlug mich förmlich. Kleider, so weit das Auge reichten erstreckten sich über zwei Etagen. Lange und elegante Abendkleider die zum Tanzen einluden und kurze sexy Cocktail Kleider die förmlich nach feiern schrieen reihten sich Seite an Seite in allen Farben des Regenbogens. Mit spitze oder ohne spitze, mal gewagt, mal ganz klassisch. Es wäre wirklich der Traum jeder Frau gewesen ein solches Kleid auch nur an einem einzigen Abend tragen zu dürfen.
„Ich will, dass du dir eins aussuchst"
„Was hast du gesagt?", fragte ich Harry perplex und sah ihn skeptisch an.
„Ich sagte, ich möchte gerne, dass du dir ein Kleid aussuchst. Egal welches"
„Wieso?", hakte ich nach und klang dabei kühler als ich es beabsichtigt hatte.
„Weißt du mein Vager feiert dieses Wochenende seinen Geburtstag und ich würde dich gerne mitnehmen", erklärte er und trat dabei nervös von einen Fuß auf den anderen. Harrison Morgan nervös? War sowas überhaupt möglich?
„Und du dachtest du stellst mich dann einfach spontan vor?", schlagartig wurde ich nervös und in meinem Kopf spielten sich schier endlos viele Szenarien ab, was passieren könnte wenn Harry mich seinen Eltern vorstellt. Was, wenn sie mich nicht mochten? Was, wenn ich sie nicht mochte? Was, wenn sie verrückte Psychopathen waren die mich essen wollen?
„Ja. Ich denke das ist ein guter Zeitpunkt. Und damit du dich etwas wohler fühlst wollte ich, dass du dir etwas hübsches zum anziehen aussuchst"
„Wo genau wohnen deine Eltern?", erkundigte ich mich weiter und die Kleider wurden plötzlich totale Nebensache.
„Naja-", begann er und senkte den Blick, „Manchester"
„Schatz", begann ich und schüttelte wie wild den Kopf, „ich habe kein Geld um eben nach Manchester zu fliegen. Ich hab ja nicht mal genug Geld für die nächste Tankfüllung. Wenn es schlecht läuft muss ich morgen zur Uni schieben!"
Ich verdrängte den Fakt ganz schnell wieder, dass ich ihn gerade zum ersten Mal Schatz genannt hatte.
„Eigentlich ist schon alles gebucht", meinte er und blickte mir schuldbewusst in die Augen, „Schatz".
Ich grinste ihn schief an. Es war unbeschreiblich wie sehr ich ihn liebte. Diesen miesen Arsch.

Neuland ~ Lass uns spielen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt