Nomen est Omen

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Eigentlich wäre es ein wunderschöner Abend gewesen. Die Aufführung war wirklich herrlich. Ich hatte selten eine so gute Sopranistin gehört. Das Publikum, inklusive meine Wenigkeit, war komplett begeistert. Und erst dieses traumhafte Bühnenbild ...
wie gesagt: eigentlich wäre es ein schöner ruhiger Abend geworden. Eigentlich.
Denn als wir nach der Vorstellung zurück zum Auto schlenderten, ich immer noch berauscht von diesem musikalischen Meisterwerk, kam Harrison, wie Mr. Lackaffe übrigens mit Vornamen hieß, wieder auf das Thema von heute Mittag zu sprechen, und ich hatte das Gefühl, dass sich alle meine Innereien um 180 Grad drehten. Wenn nicht sogar noch weiter.
„Wie ist es so, Blogger zu sein?", sprach er beiläufig, als wir eine schmale und trotzdem stark befahrene Straße entlang gingen.
Ich stockte erst. Wusste nicht ganz was ich sagen sollte. Andererseits war die Katze jetzt eh schon aus dem Sack, also warum lügen?
„Hey, mir wäre es echt wichtig, wenn niemand etwas davon erfährt, okay?"
Er zuckte belanglos mit den Schultern und runzelte fragend die Stirn. „Wieso? Ist dir das unangenehm?"
Natürlich war es mir das, schrie ich innerlich.
„Wenn du wirklich all das erlebt und getan hast, was in deinem Blog steht, dann hast du mehr Erfahrung als ich, AlexS"
„Nicht so laut!", giftete ich und drehte mich besorgt um. Nicht, dass unser Gespräch jemand hören konnte.
„Und dein Artikel über Selbstbefriedigung.... Junge, Junge", sagte er und legte seine Hände in den Nacken.
Ich bemerke wie ich feuerrot wurde. Darüber zu schreibe, eine Sache. Darüber mit einem mega heißen Typen zu reden, eine ganz andere. Eine ganz unangenehm andere.
„Könnten wir bitte nicht mehr darüber reden?", bitte ich ihn und sah beschämt zu Boden.
„Wieso? Wovor schämst du dich?", seine Stimme wurde tiefer und jagte mir Gänsehaut über den Rücken.
„Ich schäme mich für gar nichts!", log ich, als wir in eine Seitenstraße einbogen, die zu allem übel auch noch mehr als nur spärlich beleuchtet war.  Nomen est omen, wie ich gerne sage.
„Trotzdem solltest du aufpassen was du schreibst", raunte er und lies mein Herz dabei fast durch die Decke gehen.
„Wir würden sicherlich viel Spaß miteinander haben"
„S-Spaß?", stotterte ich benebelt und berauscht von seiner ganze Art.
„Nur du und ich. Heute Nacht", er umfasste mein Handgelenk und zog mich eng an deinen Körper.
Ich blickte tief in seine Augen und sah, wie ein wilder Sturm voller Erregung und Lust aufzog.
Er schluckte hart, als er mich noch ein Stück näher an seinen Körper zog, sodass ich gegen die Beule in seiner Hose, an ihm gelehnt da stand.
War er etwa erregt?
Er löste langsam den Griff um mein Handgelenk und lies seine Hand zu meinem Gesäß wandern. Bestimmt streichelte er über meine nackten Beine und raunte: „ich hatte ihnen ja gesagt, Sie soll eine Strumpfhose anziehen"
Seine Worte jagten wie ein Stromschlag durch meinen Körper und entfachten ein unlöschbares Feuer. Er kam noch ein Stück näher und vereinte unsere Lippen zu einem Kuss. Einem Kuss, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Seine Lippen fühlten sich weich und samtig an, als sie meine berührten und ich öffnete leicht den Mund, als ich bemerkte, dass er mit seiner Zunge in meinen Mund stoßen wollte. Unsere Zungen berührten sich und mein Unterleib zog sich krampfhaft zusammen. Leise stöhnte ich in seinen Mund und lies mich von dem wunderschönen Gefühl süßer Erregung umgeben.
Wiede schloss er seine Hand um mein Gesäß und drückte mich dadurch noch näher an seinen Körper.
Ich spürte seine hatte Errektion durch seine Hose und legte meine Arme begierig um seinen Hals. Begierig auf mehr.
Wieder berührten sich unsere Zungen und entlockten auch ihm ein leises Stöhnen, bevor er mich zügig von sich wegschob und mich aus großen, wütenden Augen ansah.
Was war geschehen? Hatte ich etwas falsch gemacht?
Also ich meine es gibt sicherlich Menschen, die besser küssen können als ich. Aber mich deswegen direkt wütend wegzuschieben hielt ich da doch für etwas übertrieben.
Seine Lippen waren geschwollen und gerötet und am liebsten hätte ich ihn gleich noch ein mal geküsst und nie wieder damit aufgehört.
„Ich bringe dich jetzt nach Hause, Julia", er klang so kühl und distanziert, dass ich für eigenen kurzen Augenblick erschauderte.
„A-aber-", stammelte ich und ohrfeigte mich innerlich selbst dafür, mich so schwach zu zeigen.
„Keine Wiederrede", meinte er trocken und setzte sich in Bewegung zurück in Richtung Auto.

Neuland ~ Lass uns spielen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt