Caradhras

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Unter Aragorns Führung fanden wir einen alten Gebirgsweg, geschaffen von den Noldor.
Doch er war mit der Zeit verfallen und vergessen worden und einige Steine lagen, wie in Trümmern, in der kargen und kahlen Landschaft.

Der Vollmond, welcher hinter den Bergen hervor gestiegen war, warf ein blasses Licht, welches die Schatten der, von Hand behauenen, Steine schwarz aussehen ließ.

Der nächste Morgen war heller und klarer als der letzte, doch der Wind hatte sich gen Osten gedreht und es war wieder kälter geworden.

In nächsten zwei Nächte kamen wir dem Gebirge immer näher, und es erhob sich immer höher vor uns, jedoch kamen wir nun langsamer voran, da der Weg immer steiler wurde.

Am dritten Tag aber, türmte sich der mächtige Caradhras mit seiner schneebedeckten Spitze und seinen kahlen Hängen vor uns auf.

Die Sonne schien blass hinter den dunklen Wolken hervor, und der Wind war noch kälter geworden, man konnte spüren, dass der Winter kam.

Mit einem unguten Gefühl wandte ich mich an Legolas: „Mathon úmae na hen nad, garim athradannen i-forodren girith. Man nauthag?" (Ich spüre nichts Gutes bei dieser Sache, wir hätten einen der nördlicheren Pässe überqueren sollen. Was meinst du?)-„Non enni varna, Mithrandir ista man caris, garis lenden pant ennorath." (Ich bin mir sicher Gandalf weiß was er tut, er hat ganz Mittelerde bereist.)-

Garig tîr." (Du hast recht.), stimmte ich ihm zu, „Nai car ta i-fen sen felme thang nedhnin." (Vielleicht macht auch nur das Wetter dieses drückende Gefühl in mir.)- „Tûrig matho chen anmae, mai pedig tharman, i mer chen." (Du könntest dich besser fühlen, wenn du über etwas redest, dass du magst?)- „Varna, nó tûrim seri mîn, mai thelim athrar i-irith sír fuin." (Sicher, doch wir sollten erst ruhen, wenn wir den Pass heute Nacht überqueren wollen.)

Als ich mich niederließ um mich auszuruhen, sah ich nicht weit entfernt Aragorn und Gandalf miteinander reden.

Jedoch hatte genügend Energiereserven für den Aufstieg zu sammeln eine höhere Priorität, sodass ich mich nicht mehr darum kümmerte, sondern meine Gedanken abschweifen ließ.

Ich dachte daran, wie lange es noch dauern würde bis ich meine Eltern wieder umarmen könnte.
Obwohl ich nicht schlief, hatte der Traumzustand eine seltsam erholsame Wirkung.

Während des Frühstücks am Nachmittag verkündete Gandalf, dass wir trotz einer möglichen Überwachung, die Überquerung wagen würden.

So wie wir fertig waren, würden wir aufbrechen.

An diesem Punkt hatte Boromir etwas wichtiges einzuwerfen, denn er meinte:
„Ich möchte noch ein Wort des Rates hinzufügen, wenn ich das darf.
Ich bin unter den Schatten des Weißen Gebirges geboren und weiß einiges über Wanderungen in großen Höhen.
Wir werden in bittere Kälte geraten, wenn nicht noch Schlimmeres, ehe wir auf der anderen Seite wieder hinunterkommen.
Es wird uns nichts nützen, wenn wir uns so gut verbergen, dass wir dabei erfrieren.
Wenn wir hier aufbrechen, wo noch ein paar Büsche und Bäume wachsen, sollte jeder von uns Brennholz nehmen, so groß, wie er es tragen kann."

Seine Bedenken verstand ich nur zu gut, denn es war im Winter nicht unüblich, dass man von Schneestürmen überrascht wurde.

Sam schlug vor, dass Lutz ebenfalls etwas Brennholz tragen konnte, was eine durchaus kluge Idee war, obwohl der Blick des Ponys alles andere als fröhlich war.

Die Botin der GaladrielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt