„Antworte endlich!", schrie Valtor und packte seine Schwester, die ihn ignorierte, am Arm, „Was hat es mit diesem Typen auf sich?"
Celeste schlug seinen Arm weg und zischte: „Nichts, verdammt nochmal! Hör auf damit, wir müssen weiter."
Die Laune der Großhexe war merklich gesunken. Valtor ließ aber nicht nach. Er wollte unbedingt wissen, wer dieser Agent war, der ihn angegriffen hatte. Natürlich hatte der Zauberer schon gemerkt, dass Celeste ihn ernster nahm als ihre restlichen Gegner, die sie normalerweise wie Spielzeug behandelte.
Valtor schnaufte. Dann tat er etwas, weshalb er sich im Nachhinein am liebsten geohrfeigt hätte. Er stürzte sich von hinten auf seine Schwester, riss sie zu Boden und drückte ihre Hände auf den Boden, während er auf ihr saß. Nur langsam und zischend sagte er: „Sag mir jetzt, wer dieser Agent ist. Ich muss auch wissen, wer unser Feind ist."
„Im Moment du", knurrte Celeste und stieß eine Druckwelle aus, die Valtor nach hinten katapultierte. Die Hexe stand auf und klopfte sich den Dreck ab. Dann griff sie nach Valtors Oberteil und zog ihn hoch, um ihm zu sagen: „Greif mich nie wieder an!"
Sie ließ ihn zurückfallen und setzte ihren Weg fort. Als Valtor wieder bei ihr angekommen war, fragte sie nur: „Reicht dir die Information nicht, dass er ein Agent ist, der es auf mich abgesehen hat?"
Valtor antwortete nichts. Es reichte ihm ganz und gar nicht, aber nachdem er nun zum zweiten Mal an diesem Vormittag gezeigt bekommen hatte, wie schwach er scheinbar war, hatte er keine Lust mehr, mit jemandem zu sprechen.
Er blieb stumm und sah nur nach vorn. Der erste Berg des silbernen Gebirges erhob sich majestätisch vor ihnen. Bald verflog Valtors Wut und er überlegte, wo die Urhexen wohl damals ihre Kräfte versteckt haben mochten. Aber auch über mögliche Fallen dachte er nach.
Den ganzen Tag liefen sie und wieder spürte Valtor diese Macht, die sie daran hinderte, sich gleich zum Gebirge zu teleportieren. Sie wurde immer stärker. Am Nachmittag erreichten sie ein weiteres Dorf. Dort besorgten sie sich nur etwas zu Essen, blieben aber nicht zu lange. Die Großhexe hatte beschlossen, dass es besser war, nicht in dem Dorf zu übernachten. Wieder merkte Valtor, wie sich seine Schwester bei dem Gedanken an den Agenten anspannte. Die einzige Alternative war nur, dass sie sich irgendwo eine Höhle suchen mussten und jemand Wache halten musste.
Als es langsam dunkel wurde, hatten sie das Dorf schon wieder hinter sich gelassen. Sie suchten nach einem Unterschlupf, bei dem sie nicht schon zu weit aufsteigen mussten. Beide waren mittlerweile sehr erschöpft. Da bemerkten sie ein paar Meter über sich Rauch. Sie näherten sich und bemerkten tatsächlich eine kleine Höhle. Als Celeste vorsichtig nachsah, saß dort eine junge Frau mit kurzen orangefarbenen Haaren und zerrissener Kleidung. Sie briet sich irgendein Kleintier. Da sie in keiner Weise eine Gefahr darstellte, lief die Hexe einfach hinein und ihr Bruder folgte ihr.
Die Frau sprang sofort auf und ließ eine magische Kugel in ihrer Hand erscheinen. Dann fragte sie misstrauisch: „Wer seid ihr?"
„Wir brauchen einen Unterschlupf für die Nacht", antwortete Celeste und ließ gleichfalls einen Zauber aufleuchten, „Und du gibst ihn uns besser."
„Warte", sagte Valtor und nahm seinen Proviantsbeutel vor, „Lass uns die Nacht hierbleiben und du bekommst etwas Besseres zu essen, als dein Eichhörnchen."
Beide Frauen ließen ihre Zauber verschwinden und die junge Frau kam langsam heran. Valtor zückte ein Stück rohes Fleisch, das in Papier eingewickelt war, und Brot und zeigte es der Frau.
„Ihr teilt mit mir?", fragte sie noch einmal prüfend und antwortete nach Valtors Nicken, „Sagt das doch gleich. Setzt euch. Aber Blacky soll sich benehmen."
Valtor reichte der Frau das Essen und sagte fast beiläufig: „Sie ist etwas gereizt. Entschuldige, dass wir dich überfallen haben."
Sie nahm das Essen und setzte sich ans Feuer und die Geschwister folgten ihr. Als die Frau das Fleisch auf einen alten Rost legte, sagte sie: „Ich bin Alynn. Die Leute meiden mich eher. Und ihr? Ihr seht nicht gerade aus wie Menschen, die sich zu jemandem wie mir herablassen würden. Werdet ihr gesucht? Habt ihr was ausgefressen?"
„Kann man so sagen", antwortete der Feuermagier und stellte sich vor, „Mein Name ist Valtor."
Alynn grinste: „Wow, ich habe eine Berühmtheit vor mir sitzen. Ich lebe abseits, aber von dir habe ich schon gehört, Diener der Urhexen. Eigentlich habe ich die verachtet, die meine Heimat zerstörten, aber durch die ganzen Menschen, die mich abstoßen und mich verachten, wünschte ich, dass Leute wie du, Domino ein zweites Mal zerstören."
„Sieh an", sagte Celeste und ließ ein Stück Fleisch am Stock über dem Feuer rösten, weil sie ihr Essen lieber nicht auf den verdreckten Rost legen wollte, „Scheinbar habe ich dich falsch eingeschätzt. Du bist eine Hexe, wenn ich nicht irre?"
Alynn sah die Großhexe misstrauisch an: „Was denkst du, warum ich verstoßen werde? Wer bist du überhaupt?"
„Celeste", antwortete diese kurz und knapp.
Nun schaute die junge Frau nicht schlecht und fand erst kurz darauf ihre Sprache wieder: „Die Großhexe Celeste? Die, die mehrere Planeten unter ihrer Kontrolle hat? Die, die Könige verführt, um an magische Geheimnisse zu kommen? Die, die den legendären Drachen Maelvious bezwungen hat? Die, die-"
„Ja, doch", sagte die Großhexe, „Maelli ist jetzt mein Haustier und beschützt statt dem Hochsicherheitsgefängnis von Magix jetzt nur noch mein trautes Heim."
Jetzt war Valtor baff: „Du hast Maelvious den Grausamen bezwungen?"
Celeste zuckte nur mit den Schultern: „Eigentlich hatte ich dich gesucht, stattdessen habe ich versehentlich nur vier Hexer befreit, die irgendwas auf der Erde wollten. Die waren aber auch ziemlich schnell wieder verschwunden. Auf jeden Fall sind diese Mistkerle verschwunden, als der Drache auftauchte und versuchte, mich statt ihnen gefangen zu nehmen. Irgendwie habe ich ihn dann bezwungen. Aber glaub mir, es war wahnsinnig knapp."
Valtor war beeindruckt, fragte sich aber, warum seine Schwester ihn schon so lange gesucht hatte. Nur wegen den Kräften der Urhexen? Nein, das konnte nicht sein. Valtor, der durch nächtelanges Fernsehen die Abenteuer der Winx kannte, wusste, welche Hexer gemeint waren und er wusste, dass zu diesem Zeitpunkt die Urhexen noch gelebt hatten. Celeste musste ihn also schon wegen etwas anderen gebraucht haben, konnte ihn aber nicht ausfindig machen. Und plötzlich fiel dem Zauberer wieder dieser Agent ein. Sollte er der Grund sein, oder war es Zufall?
Celeste stand plötzlich auf: „Ich habe ein seltsames Gefühl. Valtor, wir sollten in Deckung gehen."
Ohne ein weiteres Wort, verwandelte sie ihn in eine Fledermaus und sich selbst in eine Krähe. Die beiden flogen so dicht an die hinterste Wand wie möglich. Es dauerte nicht lange, da erschienen drei Männer vor dem Höhleneingang. In ihrer Mitte stand Agent Juste. Er richtete seine Waffe – ein Schwert, wie es die Spezialisten besaßen – auf Alynn und brummte: „Sind hier eine Hexe und ein Zauberer vorbeigekommen? Wir sind auf der Suche nach zwei Schwerverbrechern."
Alynn knabberte an ihrem Fleisch: „Kommt drauf an. Ich bin eine Hexe. Wenn sie oder ihre Begleiter Zauberer sind, kann ich ihre Frage mit einem Ja beantworten. Wenn nicht, dann sollten sie weiter suchen."
„Nicht so frech", knurrte der Agent des magischen Rates, „Wie heißt du und wo wohnst du?"
Alynn sah sich in der Höhle um: „Scheinbar hier. Meine Eltern nannten mich Alynn, aber meine Freunde rufen mich nicht. Ich habe hier keine."
„He, Boss", rief der eine Mann links von dem Agenten, „Die scheint verrückt zu sein. Lassen wir die besser. Vielleicht haben Dominos Soldaten im Dorf mehr Glück."
Der Agent nickte und sah noch mal zu Alynn: „Sicher hast du Recht. Sie sieht schon so verwahrlost aus."
Mit diesen Worten gingen sie und die Hexe rief ihnen noch fröhlich ein ‚Auf Wiedersehen' zu. Als sie weg waren, setzte sie eine genervte Miene auf: „Warum glauben alle, dass ich verrückt bin. Aber wenigstens kann ich sie mir so vom Hals halten, wenn ich mitspiele."
„Danke", sagte Valtor, als Celeste ihn wieder zurückverwandelt hatte, „Aber warum hast du uns gedeckt?"
„Wie gesagt", antwortete die junge Frau, „Ich will den Planeten in Schutt und Asche liegen sehen."
Celeste grinste und fragte schließlich: „Warum begleitest du uns dann nicht einfach. Wir suchen nach einer Quelle der dunklen Magie."
Valtor sah misstrauisch auf seine Schwester. Sicher wollte sie die Hexe nur als Köder verwenden. Aber Alynn dachte nicht soweit. Sie antwortete aufgeregt: „Aber gerne."
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Das silberne Gebirge
FanfictionJahre nach seiner Niederlage gegen die Winx lebt Valtor verloren im Exil. Da kommt plötzlich eine Frau auf ihn zu und macht ihm ein Angebot. Valtor will wieder Vertrauen in sich gewinnen und stimmt zu, ohne zu wissen, in welches Abenteuer er da gerä...