Erkundung der Höhle

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Als Valtor in der Höhle wieder zu sich kam, brannten schwarze Flammen um ihn herum. Über ihm lag Celestes Umhang und unter ihm ihre Jacke. Letzteres wusste er nur, weil seine Schwester neben ihm saß und er ihr schwarzes Shirt sah, auf dem ‚Erstmal Kaffee' stand. Innerlich lachte Valtor, weil er wusste, dass auf der Rückseite stand: ‚Und dann die Weltherrschaft'. Dann wurde ihm wieder klar, was zuvor in dieser Höhle geschehen war. Er setzte sich auf und sah sich an. Er war wieder ganz normal. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sich zurückverwandelt hatte. Oder wie er die Schlangen besiegt hatte.
Mit fragendem Blick wandte er sich an seine Schwester, die die Augen geschlossen hatte. Prüfend sah Valtor sie an. Er kannte sie gut genug. Sie schlief nicht. Wenn sie es tat, konnte sie schon fast unschuldig aussehen. Aber sie wirkte eher konzentriert. Und auch diese Fähigkeit war dem Zauberer durchaus bekannt. Sie konzentrierte ihre Kräfte auf die Höhle, um so viel wie möglich wahrzunehmen. Vielleicht versuchte sie ein Tunnelsystem ausfindig zu machen. Wenn sie es fühlen konnte, merkte sie es sich auch sofort. Oder sie wollte wissen, ob dieser Agent in der Nähe war. Im Moment waren sie schließlich nur zu zweit.
Valtor kam Alynn wieder in den Sinn. Er blickte sich in der Höhle um, konnte sie aber nicht entdecken.
Dafür regte sich Celeste wieder: „Sie ist jeden Moment wieder da. Sie hatte nur Wasser gesucht."
Valtor antwortete nur: „Ich interessiere mich nicht für die Kleine. Du brauchst wohl Wasser für deinen Instant-Kaffee?"
„Sehr Witzig", antwortete die Großhexe und nahm sich ihre Jacke, um sie sofort wieder über das Shirt zu ziehen, „Eigentlich wollte ich unser kleines Feuerchen wieder herunterkühlen. Aber ein Kaffee wäre auch nicht schlecht."
Valtor stand auf und übergab ihr auch noch den Umhang. Als er sie so vor sich sitzen sah, wünschte er sich, sie würde immer so unterlegen vor ihm sitzen. Plötzlich schüttelte er sich. Er erinnerte sich an seinen Traum, den er hatte, nachdem er zusammengebrochen war. Er als Dämon war gefangen in einer Eisenkette und vor ihm stand ein Thron für einen Titanen. Darauf saß eine Göttin von unvergleichlicher Schönheit. Sie hatte sich zu ihm heruntergebeugt und gesäuselt: „Das wird dein Schicksal sein, wenn du nichts tust. Geh und schnapp dir die, die ein falsches Spiel spielt."
Valtor sah seine Schwester an, die gerade aufstand und sich dabei schon fast verführerisch räkelte. Der Magier zweifelte, ob diese Göttin Celeste gemeint hatte. Sie spielte keine falschen Spiele. Sicher, er kannte ihre Pläne die magische Dimension und alle anderen Dimensionen zu beherrschen, aber es war nicht ihre Art andere zu hintergehen. Sie zeigte ihre große Macht viel zu gerne.
Und plötzlich stand Alynn mit einer Schüssel Wasser am anderen Ende der Höhle und lächelte treudoof. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie ein falsches Spiel spielte. Aber das machte sie umso verdächtiger. Valtor beschloss auf beide erstmal ein Auge zu haben. Aber er sollte dringend ein paar Informationen über diese Hexe einholen. Das nahm er sich fest vor.

Nachdem sich alle etwas erfrischt hatten (und Celeste ihren Instant-Kaffee bekommen hatte), beschlossen sie zu dritt weiter durch die Höhlen zu gehen. Noch verlief sie nur geradeaus und hatte keine Abzweigungen. So wanderten sie einige Stunden, in denen Alynn munter erzählte, wie sie die Schlangen fertig gemacht hätte, wenn man ihr die Chance gegeben hätte. Valtor fragte sich, ob er sie nicht falsch verdächtigte. Sie war zu naiv und treudoof, dass es jedem zu peinlich sein müsste, sich so zu verhalten. Aber noch immer konnte sich der Feuermagier nicht erklären, inwiefern seine Schwester ein falsches Spiel spielen sollte. Das wäre doch eigentlich nur möglich, wenn sie plötzlich auf die gute Seite gewechselt wäre und in dem Berg die perfekte Zutat für ihre Plätzchen für arme Waisenkinder und einsame Rentner suchte.
Der Gedanke war zwar sehr amüsant, kam aber bei jemandem wie ihr in den nächsten Millionen Jahren nicht infrage.
Valtor blieb abrupt stehen, weil er merkte, wie seine Flamme plötzlich mit jedem Schritt kleiner wurde. Er warnte seine Mitreisenden: „Wartet, irgendetwas blockiert meine Magie."
Celeste ließ eine Magiekugel erscheinen, die der Größe eines Golfballs entsprach: „Ich glaube du hast Recht. Vielleicht kommt von hier der Zauber, der uns nicht teleportieren lässt."
„Ist das schlecht?", fragte Alynn und die Großhexe antwortete: „Gute Frage. Wenn wir verfolgt werden und unsere Verfolger nichtmagische Waffen haben, dann ist das schlecht, wenn wir weiter gehen. Andernfalls haben sie keinen Vorteil gegenüber uns."
„Werden wir denn verfolgt?", fragte Valtor. Die Großhexe ging so weit zurück, bis ihre Magiekugel wieder ihre normale Größe angenommen hatte. Dann setzte sie sich im Schneidersitz auf den Boden und schloss die Augen. Einige Minuten saß sie so da, bis sie wieder die Augen öffnete.
„Das wird anstrengend", murmelte sie und ging überlegend hin und her, „Wir werden verfolgt. Sicher Juste und seine Handlanger. Aber wie konnten sie uns so schnell finden?"
Alynn zuckte mit den Schultern: „Vielleicht weil einige Schneeschlange panisch nach draußen geschlängelt sind?"
„Das sagst du erst jetzt?", knurrte Celeste erst und sprach dann ruhiger weiter, „Vor uns geht der Gang noch lange weiter, aber ohne Magie wird es schwierig." Kurz schloss sie die Augen erneut und sagte dann: „Ich habe noch einen anderen Gang wahrgenommen. Er liegt hinter einer Steinwand. Wir müssen versuchen, das Gestein mit weniger Magie wegzubekommen, aber dann bemerken uns auch unsere Verfolger schneller."
Valtor überlegte: „Würde unsere Magie denn lange blockiert werden?"
„Das ist die Frage", antwortete seine Schwester, „Ich habe es versucht, aber ich konnte die Quelle der Blockade nicht ausmachen. Gut möglich, dass ihre Magie weit strahlt. Ich meine, wir konnten uns nicht einmal in die Nähe des Gebirges teleportieren."
„Stimmt", murmelte Valtor und sagte dann entschlossen: „Wir sollten es versuchen. Wo ist der andere Gang?"
Mit geschlossenen Augen und einer Hand an der Steinwand ging Celeste voran. Schließlich blieb sie stehen, zauberte ein Stück Kreide herbei und malte ein Kreuz an die Wand. Dann sagte sie: „Lasst uns die Wand einreisen."
Valtor ließ einen Feuerball in seiner Hand aufleuchten: „Ich wollte schon immer etwas auf diese Weise umdekorieren."
Er verschoss den ersten Zauber. Die anderen Hexen taten es ihm gleich. Es war schwierig, weil ihre Magie weiter blockiert wurde. Zu allem Übel schrie von weiter hinten jemand, dass er sie gefunden hätte. Und er rief den Namen ‚Agent Juste'.
„Komm schon", zischte Celeste. Valtor spürte ihre Anspannung steigen. Besonders als immer mehr Personen im Gang erschienen. Der erlösende Zauber, der die Wand zum einstürzen brachte, kam schließlich von Alynn. Die Reisenden rannten los, wohl wissend, dass ihre Verfolger direkt hinter ihnen waren. Der Gang führte wieder von der Quelle der Magieblockade weg und sobald die Bösewichte das mitbekamen, blieben sie stehen und brachten den Gang hinter sich zum Einstürzen.
Die Schreie der Verfolger wurden wütender und dumpfer, aber so schnell würden sie ihnen nicht folgen können. Auf diesem Triumph folgte schnell die Einsicht, dass sie keine Ahnung hatten, wo zur Hölle sie waren. Und vor ihnen langen drei Gänge.

Das silberne GebirgeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt