Kapitel 2[1/4]

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Yoongi rennt so, wie er noch nie in seinem Leben gerannt ist. Er lässt sich nicht von der Angst beherrschen, vertreibt sie und egal wie sehr er sich im nächsten Busch verstecken und um Gnade bitten will, hört er nicht auf, sondern nimmt immer mehr Tempo auf. Er stürzt durch die Bäume und Büsche, reißt sich die Seiten ab, fliegt ein paar Mal Hals über Kopf von den Hügeln, kriegt Äste in das Schnäuzchen, bricht aber, nachdem er sich zusammengerafft hat, weiter vorwärts. Langsamkeit und jede Hemmung können ihn einen vom Körper gerissenen Kopf kosten, und egal, wie Yoongi versucht, dem Bild eines Wolfes zu entsprechen, er ist jetzt eher ein Kaninchen, das vor wahnsinniger Angst vor einem Feind zittert, der um ein Vielfaches stärker ist. Yoongi hat sich nur einmal umgedreht und will es nicht nochmal tun, weil ein Monster hinter ihm her eilt und fast seine Hinterbeine berührt. Das Schrecklichste, was Yoongi in seinem Leben im Wald getroffen hat, ist ein Bär, aber auch der wurde vor drei Jahren von Menschen getötet. Jetzt ist ein riesiger schwarzer Wolf hinter ihm, obwohl der Omega es kaum wagt ihn als Wolf zu bezeichnen - die Augen dieses Monsters sind blutunterlaufen und er ist größer als alle Wölfe, die er zuvor gesehen hat. Wenn Yoongi heute überlebt, wird ihn das Bild des rotäugigen Monsters von nun an in seinen Albträumen verfolgen.

Der Schwarze holt auf, Yoongi hört schon seinen Atem, aber beim Manövrieren eilt er scharf nach links. Dieser Wolf kann ihn mit einer Pfote zerquetschen, so dass von den Omega nur Staub übrig bleibt. Rote Wölfe sind klein, sie sehen eher wie Füchse aus. Sie können einen solchen Kampf nicht einmal mit einem gewöhnlichen Wolf überstehen, ganz zu schweigen von dem Schwarzen. Dieser stammt aus der ersten Liga, was sowohl an dem glänzenden Fell als auch an der Größe zu sehen ist. Taehyung hat ihn gebeten zu gehen, aber Yoongi entschied sich zu bleiben, für seinen Freund da zu sein und infolgedessen atmet der schlimmste aller Todesfälle jetzt in seinem Nacken, noch eine Sekunde und Yoongis Leben wird enden, bevor es begonnen hat. Wegen dem ununterbrochenen Laufen springt schon das Herz aus dem Mund heraus, er fühlt seine zerlumpten Pfoten nicht und macht den letzten Ruck in der Hoffnung, in das Loch zu rutschen, das er hier selbst mal gegraben hat, als er plötzlich scharfe Reißzähne am Genick spürt und auf den Boden gedrückt wird.

"Unterwirf dich", befiehlt der Alpha-Wolf im Geiste, während Yoongi das Fell von seiner Stimme zu Berge steht.

Die tierische Natur ist bereit zu gehorchen, zittert vor Angst, sie ist dabei, den Kopf zu neigen, aber Yoongi, der nie sterben wollte, plant jetzt in Würde zu sterben. Rote Wölfe sind klein und für den Kampf ungeeignet, aber sie saßen auf dem Thron, für die geistige Stärke, Unnachgiebigkeit, jahrhundertelange Weisheit und für ihren Mut. Von alledem hat Yoongi nur das letzte, aber seine Art wird er auf keinen Fall beschämen.

"Niemals", zappelt er, obwohl die Reißzähne schmerzhaft in sein Genick drücken, versucht weiter sich zu befreien, zischt und knurrt, aber der Schwarze lacht ihn offen aus, rafft ihn unter sich und drückt ihn von oben mit seinem Körper in den Boden, dabei seine Nase in das Fell steckt. Yoongi dreht sein Gesicht zu ihm und nach dem er warnend Zähne fletschte, schnappte er nach der Pfote.

"Ich möchte dich nicht verletzen", winkt sich der Schwarze von ihm ab, wie von einen kleinen Mischling, und schüttelt den Omega von seiner Pfote ab, bevor er ihn wieder packte und seine Gliedmaßen blockierte. Er drückt mit seinem Kopf gegen den Boden und reibt sich an dem feurigen Rot, das im Kontrast mit seinem eigenen Fell so schön aussieht.

"Unterwirf dich, sonst breche ich dir noch die Wirbelsäule", seine Stimme fesselt Yoongi mit uralter Furcht, sein Verstand ist bereit, um Gnade zu bitten, aber der Omega zuckt immer noch, verletzt sich selbst und schweigt hartnäckig.

"Unterwirf dich, und ich lasse los", wiederholt Jungkook, und denkt selber, er soll nicht gehorchen, auch wenn dieser kleine Wilde sich wie ein Draufgänger benimmt, zittert er unter ihm, so dass der Alpha unbewusst seine Nase an seinem Rücken entlang führt, ihn beruhigt. Ließ ihn nicht gehorchen, denn es ist unerträglich angenehm, ihn so in den Pfoten zu halten, ihn gegen sein Herz drücken, als ob es so sein sollte.

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