Nachdem der 2m Typ mich an die Oberfläche brachte, mich eher unsanft in Richtung eines schwarzen Wagens drängte und mir befahl hier zu warten, ist erstmal nichts weiter passiert. Ich sitze schon gefühlt mehrere Stunden hier. Eigentlich hatte ich erwartet, dass ich völlig aus der Fassung sein würde, nachdem ich erfuhr, dass nicht klar ist ob meine Familie lebt oder nicht und dass Distrikt 4, mein Zuhause, komplett zerstört wurde. Doch ich bin gelassen, zu entspannt um mir den Kopf zu zerbrechen, wie ich es sonst immer tue. Ich bin auch einfach nur müde und wenn die mich hier noch länger warten lassen sollten, schlaf ich wirklich noch ein. Der Versuch die Tür aufzubrechen war sowie so zwecklos, denn vor der Tür des Wagens auf meiner Seite steht ein Friedenswächter, der weder auf mein Klopfen an die Scheibe noch auf meine Rufe jegliche Reaktionen zeigt. Nach einigen Minuten war es dann wirklich so, dass ich einschlief.
,,Jacob?" Er steht vor mir, überdeckt mit Blut. In seiner Hand hält er einen Speer. Er sieht mich an, und zwar mit genau dem selben irren Blick, wie Theodor und Lion. Er schnauft heftig auf und ab und hält die Augen direkt auf mich gerichtet. Ich weiss, dass er infiziert sein muss, denn diesen Blick habe ich schon mehr als einmal gesehen. Doch was macht er in der Arena? Er sollte nicht hier sein. Ohne eine Vorwarnung stürzt er auf mich zu, drückt sein ganzes Gewicht auf mich. Aus dem Speer wurde augenblicklich ein Messer. Aus seiner lockeren Hand wurde eine geballte Faust. Sein Gesicht ist blutüberströmt und dieses Blut tropft auf mein Gesicht. Ich kann nichts gegen ihn ausrichten. Er ist zu stark. Der Arm mit dem Messer in der Hand hebt sich an. Man sieht keine Hemmungen in seinen Augen. Er könnte ohne Zögern das Messer in mich stechen. ,,Wieso hast du uns nicht geholfen Jane!? Halt dich einmal an das was dir gesagt wird!", brüllt er. ,,Das ist alles deine Schuld! Dass sie alle tot sind!" Sein Atmen ist beängstigend laut. ,,Jane. Jane!" Ich höre plötzlich, dass jemand leise meinen Namen ruft, doch Jacob's Lippen bewegen sich nicht dazu.
Und plötzlich ist es vorbei.
Jemand weckt mich unsanft auf, indem er mich an den Schultern rüttelt. Ich öffne meine Augen und bemerke, dass ich immer noch in dem Wagen sitze. ,,Kommen Sie bitte mit, Miss Odair.", meint plötzlich ein junger Mann mit grünen Haaren zu mir und läuft vorweg. Verdutzt steige ich aus dem Wagen aus und folge ihm. Sofort merke ich, dass ich nicht mehr beim Kapitol bin. Ich schätze, dass ich die ganze Fahrt nach Distrikt 2 verschlafen habe. Der Mann läuft gerade auf ein kleines Gebäude zu. Vor der Tür bleibt er stehen und greift nach der Klinke. ,,Bitte treten Sie ein.", meint er höflich. Er öffnet die Tür und ohne das ich noch irgendwas antworten kann, rennen auch schon 5 kunterbunte Personen auf mich zu. Stylisten. Jetzt verfolgen die mich wirklich schon in andere Distrikte? Augenblicklich zerren sie mich in das Gebäude und "schmeißen" mich auf einen Stuhl. Es sind nicht genau die Sylisten, die mich in meiner Zeit im Kapitol vor den Hungerspielen andauernd begleitet haben. Doch egal welche Sylisten es auch immer sind, ich werde sie nicht ausstehen können. Dieses schnelle Geplappere, wenn sie versuchen dich aufzustylen und diese schrillen und skurrilen Kostüme, die pro Tag immer ausgefallener werden. Das gefällt mir einfach nicht. Alle tummeln sich um mich herum und begutachten mich. Blicke tauschen sich aus und feines Geflüster hört man mal dort mal hier. Naja, ich kann sie ja verstehen. Nachdem ich aus der Arena kam, hatte ich nicht einmal die Möglichkeit auch nur in einen Spiegel zu blicken.
,,Macht doch mal Platz!", murrt plötzlich jemand hinter ihnen. Erschrocken springen die Sylisten zur Seite, sodass sie Person zum Vorschein kommt. Sofort springe ich auf und laufe in seine offenen Arme. ,,Enzo!", rufe ich erfreut. Das ist soweit das erste mal, dass ich mich, seit die Spiele begonnen hatten, freue.
,,Jane, ich bin so froh, dass du überlebt hast.", sagt er. ,,...Aber zu welchem Preis.", meint plötzlich jemand. Ich löse mich aus der Umarmung und schaue nach, wer das gesagt hat. ,,Lucious!",rufe ich erfreut. ,,Jaja, ich freue mich auch, dass es dir gut geht, aber auf Umarmungen und so kann ich gut verzichten.",winkt Lucious ab und grinst. ,,Du siehst übrigens echt schlimm aus, ein weiterer Grund warum ich nicht auf eine Umarmung bestanden habe.",ärgert er mich. ,,Lucious!", ertönt plötzlich die hohe Stimme von Saphira. Ich kann es kaum fassen, dass die drei wirklich wohlauf sind. Nachdem was alles passiert ist, hätte ich Snow wirklich zugetraut, dass er alles macht, damit ich im Boden versinken möchte. ,,Jane, ich muss mit dir reden.", meint Lucious aufeinmal. Er läuft in das Nebenzimmer. Leicht beunruhigt gehe ich ihm hinterher. ,,Was ist los?", will ich wissen. ,,Du weisst sicherlich schon, dass weder die Züge noch die Wachen nach Distrikt 4 vordringen können, weil die Flut alles überschwemmt hat.", beginnt er. ,,Ja, worauf willst du hinaus?" ,,Sonst war es immer so, dass Snow seine heimtückischen Pläne so aussehen lassen hat, als ob es nie geschehen wäre oder er und das Kapitol nicht ansatzweise etwas damit zu tun haben, doch diesmal war es anders. So gut wie jeder weiss, dass das Wasser am Strand von Distrikt 4 niemals diese Ausmaßen hätte erreichen können. Diesmal weiss jeder, dass Präsident Snow dahinter steckt.", erklärt er mir. ,,Tut mir leid, ich weiss immer noch nicht ganz, was du mir mitteilen möchtest.", erwidere ich. Wieso kann er nicht einfach auf den Punkt kommen? ,,Ich will dir sagen, dass das jetzt die perfekte Chance wäre, den Präsidenten zu stürzen, verstehst du?", fragt er. ,,Lucious, ich..." ,,Warte," unterbricht er ,,denk' vielleicht erst einmal eine Nacht darüber nach. Du musst zunächst versuchen, über die Geschehnisse in der Arena hinweg zu kommen". Und das sagt er, als ehemaliger Sieger in den Spielen, so einfach. ,,Du weißt doch gar wovon du sprichst!", sage ich plötzlich etwas lautstark. Nun sieht er mich völlig perplex an. ,,Weisst du eigentlich, was sich unter dem Kapitol befindet? Nein, da unten werden die toten Tribute präpariert und die Überlebenden werden gefoltert. Sie haben mir alle Tribute meiner Spiele gezeigt. Sie zeigten mir den Untergang meiner Heimat. Und sie haben mir den Tod meiner Mutter hautnah vorgeführt, doch ich konnte nichts tun, um ihr zu helfen, denn ich war nicht wirklich dort. Ich fühlte mich so unnütz und zu allem Übel wollten mir diese Vieraugen dort meine Erinnerungen nehmen!" Ich merke nicht einmal, wie laut ich ihn eigentlich anschreie. ,,Jane, das konnte ich dich nicht wissen.", murmelt Lucious. ,,Der Präsident kümmert mich einen Scheiss! Ich will doch nur Klarheit darüber, wie es meiner Familie geht." Ich schaue zu Boden und wische mir ein paar Tränen aus dem Gesicht. Lucious kommt einen Schritt näher und zieht mich in eine Umarmung. ,,Ich will nicht noch jemanden verlieren.", schluchze ich. ,,Ich weiss.", antwortet er leise.Ich löse mich aus der Umarmung und sehe ihm leicht vorwurfsvoll in die Augen. Soeben wollte er noch etwas erwidern, doch da platzt auch schon Saphira in den Raum. ,,Können wir den Plan nun zusammen besprechen?", fragt sie.
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Die 90. Hungerspiele- Rückkehr eines Odairs
FanfictionDie Stimmen in ihrem Kopf lassen die Sechzehnjährige Jane nicht los- in den Hungerspielen um ihr Überleben kämpfen, obwohl die Chance ausgelost zu werden beinahe bei Null lag? Dennoch will sie dem Namen ihrer Eltern gerecht werden und auch bei unvo...