Kapitel 21

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Lucious und ich laufen Saphira in das Nebenzimmer nach, indem die Stylisten bereits ungeduldig warten. ,,Ich würde Sie fünf bitten, dass Sie Miss Odair nur kurz auffrischen und sie dann sofort hierher zurückbringen.", meint Enzo plötzlich mit den Worten an die anderen Stylisten gerichtet. Sofort schnappen mich die Kapitolsleute und verschleppen mich ins ein weiteres Zimmer.
Nach ungefähr einer Dreiviertelstunde, die mir wie eine halbe Ewigkeit vorkam, kehren wir wieder zu Enzo, Saphira und Lucious zurück. ,,Ich danke Ihnen, doch muss Sie nun bitten den Raum zu verlassen.", fordert Enzo. In Sekundenschnelle sind die aufdringlichen knallbunten Personen verschwunden.
,,So, was wollt ihr jetzt mit mir besprechen?", will ich nun endlich wissen. Ich bemerke, dass die drei sich gegenseitig Blicke zuwerfen. ,,Kommt schon, raus mit der Sprache.", sage ich leicht skeptisch. ,,Jane, ich weiß du willst im Moment nicht sehr viel mit der Sache zu tun haben, aber wir müssen mit dir über den Präsidenten reden.", beginnt Lucious. ,,Mit der Hilfe einiger anderen Distrikte, haben wir während deiner Zeit in den Spielen und im Kapitol einen Anschlag auf Snow geplant.", erklärt Enzo. Mein Blick fällt prompt hinüber zu Lucious, denn er weiß am besten, dass ich davon nichts hören möchte. ,,Und was genau habe ich damit zu tun?", frage ich. Lucious ergreift das Wort: ,,Das klingt jetzt womöglich etwas seltsam, aber...", ,,Wir möchten dich zum Aushängeschild des Anschlags, des Aufstandes, gegen den Präsidenten!", unterbricht Saphira ihn und rennt hinüber zu einem kleinen Monitor. ,,Sieh her. Das haben wir bereits für dich verbreitet." Stolz zeigt sie mit einer Geste auf den Bildschirm und präsentiert mir irgendwelche verschiedenen Uniformen, die ich tragen soll. ,, Und das Sahnehäubchen ist, dass du es sein wirst, die den Präsidenten von der Bildfläche verschwinden lässt!", schwärmt sie. ,, Saphira! Das sollte sie noch gar nicht wissen!", wirft Lucious plötzlich ein. ,, Ach, jetzt wo es dir sowie so schon erzählt wurde, was sagst du dazu?", fragt mich Enzo. Meine Entscheidung steht bereits. ,, Nein."
,,Wie 'nein'?", wiederholt Saphira. ,,Meine Antwort lautet 'nein'. Ich möchte Snow nicht umbringen und ich will auch nicht bei euer Revolution helfen.", beschließe ich. ,,Ach Liebes, denk doch vielleicht erst einmal eine Nacht darüber nach. Du musst schrecklich müde sein, deinen Augenringen nach zu urteilen.", wirft Saphira ein. ,,Ich brauche keine Zeit darüber um nachzudenken.", antworte ich. ,,Aber wer wäre besser als Zeichen der Rebellion, als ein junges Mädchen, welches gerade die Spiele hinter sich hat und somit viel Wut auf den Präsidenten in sich trägt?", fragt Saphira. ,,Womöglich wäre es jetzt besser, wenn du dich erst mal zur Ruhe legst.", meint Lucious zu mir. ,,Das denke ich auch. Ich bitte einen der Stylisten dir das Gästezimmer zu zeigen.", ergänzt Enzo.
Nachdem mir ein Stylist mein Zimmer zeigte und dann auch schon wieder verschwand sind jetzt 2 Stunden vergangen. Schlaflose Stunden. Und ich weiß genau, dass das die ganze Nacht so bleiben wird. In meinem Kopf schreien die Gedanken nur so herum. Und ich weiß nicht einmal, was sie rufen, denn sie sprechen alle zur gleichen Zeit, sodass ich nicht die geringste Chance habe, mich auf eine einzelne Stimme zu konzentrieren. ,,Jane!", ruft plötzlich jemand. Ob es echt ist oder nur aus meinen Gedanken stammt, weiss ich in dem Moment nicht.
Und dann steht er plötzlich direkt vor mir. Er redet mit mir.. nein, er schreit mich an. Er sagt, dass ich loslaufen soll und nicht stehen bleiben darf. ,,Du musst weitergehen!", brüllt er. Doch ich weiß genau, dass er damit nicht meint, dass ich wirklich loslaufen soll, sondern dass mein Leben weiter läuft und ich mitziehen muss. ,,Ich habe es für dich getan.", sagt er. Meine kalten Hände wollen nach ihm greifen, ihn in eine Umarmung ziehen oder gar in einen Kuss. Doch je näher ich ihm komme, desto weiter entfernt er sich. ,,Levi.."

Und plötzlich ist er fort. Meine Augen öffnen sich vorsichtig und blicken an die weiße Decke von dem Zimmer. Ich muss wohl wirklich irgendwie eingeschlafen sein. Mein Kopf dreht sich nach rechts und mein Blick fällt auf den kleinen Nachtschrank. Doch was ich dort entdecke, bringt meine innerliche Wut wieder ans Licht. Nicht eine, nicht zwei, nein drei Schlafspritzen liegen leer auf dem kleinen Beistelltisch. Ich kann nicht fassen, dass die Leute, die mir im Moment am nähesten stehen, mir in dieser Situation noch so etwas antun. Wutentbrannt schnappe ich mir eine der Spritzen und springe aus dem Bett. Ich trage immer noch die Sachen von gestern, also eine lockere lange Hose und ein recht großes grünes T-shirt. Ich laufe eilig in Richtung des Zimmers, indem wir uns gestern alle aufgehalten hatten. Da sich dort keiner befindet, versuche ich jede andere Tür. Ich reiße Tür um Tür auf. Niemand. Ich weiss nicht, ob das Gebäude mehrere Etagen besitzt und sie sich womöglich alle dort aufhalten könnten. Wie wild renne ich in der gesamten Etage umher, doch entdecke nirgends eine weitere Person. Dann höre ich auf einmal ein verdächtiges Geräusch in der Nähe der Eingangstür. Auf nackten Füßen schleiche ich mich in die Richtung der Tür. In meiner rechten Hand halte ich die Spritze. Irgendwer macht sich am Schloss der Tür zu schaffen. Ich trete so nah an die Tür heran, dass sie nur knapp an mir vorbei fliegen würde, wenn sie jemand mit voller Wucht aufdruckt. Plötzlich kommt ein bekanntes Knacken vom Schloss. Die Tür ist entriegelt und ohne weitere Verwahrung, springt die Tür auf. Vor mir steht ein völlig verwirrt-dreinschauender Lucious und starrt mich mit erhobenen Händen und großen Augen an. ,,Meine Güte hast du mich erschreckt.", meint er, atmet tief durch und legt seine Hand auf seine Brust. ,,Das beruht wohl auf Gegenseitigkeit.", antworte ich bloß und senke den Arm mit der Spritze. ,,Was machst du überhaupt hier?," will er plötzlich von mir wissen. ,, Was ich hier mache? Was macht ihr mit mir?!", erwidere ich empört und zeige ihm die Spritze.
,,Es war nur zu deinem Besten Jane.", erklärt er. ,,Ich dachte, dass gerade du mich am besten verstehen müsstest.", antworte ich. ,,Ich verstehe dich doch auch, aber was willst du denn jetzt tun? Den Zug übernehmen und damit nach Distrikt 4 fahren?", schlägt er belustigend vor, tritt in das Haus ein und schließt die Tür hinter sich. Ich weiss, dass er sich zwar nur lustig darüber macht, aber die Idee ist nicht einmal so absurd. ,,Guter Vorschlag!", rufe ich. Sein Gesicht ändert sich schlagartig von lachend auf erschrocken. Jetzt bin ich es die lacht. ,,Und du wirst mir dabei helfen. Immerhin war es deine Idee.", füge ich hinzu. ,,Jane, das war doch nicht ernst gemeint.", murmelt er. ,,Ich weiß, aber jetzt ist es ernst."
,, Ich kann dir bei der Aktion auf keinen Fall helfen.", winkt er ab. ,,Oh, du versuchst noch nicht einmal mich abzuhalten. Ein hämisches Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus. ,,Kleine, das ist verrückt. Du bist verrückt! Distrikt 4 ist komplett überflutet und der Zug wird von einer halben Armee Friedenswächtern bewacht. Du bist nicht die Erste, die auf diese abspenstige Idee kam, nur für ihre Familie.", erklärt er. ,,Was ist überhaupt mit deiner Familie?", will ich von ihm wissen. ,,Ich habe keine Familie.", antwortet er schroff. Ich habe keine Lust auf irgendeine Unterhaltung über seine tote Familie, deshalb schweife ich einfach vom Thema ab. ,,Kannst du mir sagen, wer die Idee außer mir noch hatte?", frage ich und blicke ihn schief an. ,,Wozu? Ach, lass mich raten! Du willst die Person ausfindig machen, um mit ihr zusammen nach Distrikt 4 zu fahren richtig?", spekuliert er. ,,Kannst du Gedanken lesen?", frage ich und lache. ,,Wenn ich dir das verrate und du danach immer noch vorhast, den Idee in die Tat umzusetzen, dann musst du alles tun was ich dir sage während der Ausführung des Plans. Deal?"
Ohne nachzudenken antworte ich: ,,Deal."

Die 90. Hungerspiele- Rückkehr eines OdairsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt