Chapter 1

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„Und? Wie war's?" Thomas sah seine beste Freundin erwartungsvoll an. Er wusste natürlich, dass sie keine Lust hatte darüber zu sprechen. Sie hatte nie Lust über irgendetwas in ihrem Leben zu reden. Trotzdem harkte er nach. Genervt holte sie tief Luft. Ihre Hände in den Taschen ihrer dunkelblauen Jacke mit Fellkragen gesteckt.
„Es war wie immer. Langweilig und anstrengend. Ich hab dieser Frau auch nicht richtig zugehört. Verstehe immer noch nicht, wieso ich dahin muss mit der anderen." Immer noch sichtlich genervt verdrehte sie ihre grünen Augen. Mit ‚der anderen' meinte sie Julia. Julia war ihre beste Freundin gewesen. Bis etwas passierte, worüber Emily nie redete, was alles kaputt gemacht hatte. Thomas lächelte halbherzig. Trotz aller Angriffe blieb er immer gelassen. In der Hoffnung sie würde es ihm vielleicht gleichtun.
„Komm schon Emily, erzähl mir was alles passiert ist."
Emily verdrehte erneut die Augen und stöhnte auf. Der schwarzhaarige gab nicht nach. Seine blau-grünen Augen leuchteten auf, jedes Mal, wenn er sich in etwas rein gesteigert hatte. Eigentlich hatte sie sich ihre Mittagspause anders vorgestellt. Eine Zigarette rauchen und alleine irgendwo auf dem Schulhof stehen. Abseits von all dem High-School Kram, den sie so verabscheute. Aber wie jede Mittagspause, seit Thomas in ihr Leben getreten war, stand sie nur hinter der Turnhalle und musste mit ihrem besten Freund Psychologe spielen. Manchmal fand sie ihn tatsächlich hilfreich. Aber nur an den Tagen, an denen sie sich nur über ihre Eltern oder ihren Bruder aufregen musste.
„Die Psychologin meinte irgendwas von wegen, Julia und ich hätten große Probleme miteinander. Wir würden solange diesen Schwachsinn machen müssen, bis wir beide es schaffen mit einander klar zu kommen, ohne uns zu streiten oder etwas in der Art. Das kann eine Ewigkeit dauern. Nicht mal sarkastische Kommentare sind erlaubt." Thomas runzelte die Stirn. Sarkasmus war Emilys zweiter Vorname.
„Und unsere Prinzessin tut dabei immer so, als würde es nicht an ihr liegen. Als würde alles nur von mir ausgehen. Wenn sie so weiter macht, wird das beim nächsten Mal nicht ohne blaues Auge für sie ausgehen." Thomas schluckte. Sah sie dann aber mit schief gelegten Kopf an.
„Sei ehrlich. Von dir kommt auch nicht gerade wenig Hass aus." Sagte Thomas und zog seine rechte Augenbraue erwartungsvoll hoch.
„Natürlich kommt von mir Hass aus. Ich hasse sie schließlich auch. Aber das ist doch nicht meine Schuld, wenn sie so eine verdammte..-"
„Ok ich verstehe, du hasst sie wirklich. Das haben wir schon oft durchgekaut. Aber wenigstes versucht sie voran zu kommen in der Therapie." Emily schlug ihm leicht in die Schulter. Sie mochte es überhaupt nicht wenn Thomas sagte, dass es eine Therapie war.
„Aua!" rief er. Emily schnaubte.
„Nenn es noch einmal Therapie und ich schlag härter zu." Nur um sie zu provozieren, was ein ziemlicher Fehler war, streckte Thomas ihr die Zunge raus und reif so laut er konnte das Wort ‚Therapie'. Erneut schlug Emily ihm hart gegen die Schulter.
„Aua!" rief Thomas wieder. Dieses Mal lauter. Mit Schmerzen rieb er sich seine Schulter und bereute es so dumm gewesen zu sein. Emily zuckte nur mit den Schultern. Ihr Blick sagte ihm schon. „Ich hab dich gewarnt".
„Ich werde einfach da nicht mehr hingehen." sagte Emily teils entschlossen, teils genervt. Thomas schüttelte nur den Kopf mit einem Lachen. Nach nur einer Sitzung gab sie schon direkt auf.
„Du kannst nicht einfach nicht hingehen. Du weißt, dass jede Sitzung, zu der eine von euch nicht erscheint, nachgeholt wird und extra kostet. Nicht nur, dass es unnötig wäre, es wäre auch ziemlich teuer. Und ich weiß nicht, ob deine Eltern so große Lust haben noch mehr Geld für die Thera...ich meine, für die Sitzungen auszugeben." Sie verfluchte Thomas dafür, dass er ihr das eigebrockt hatte. Er hatte sich nur Sorgen gemacht, meinte er immer. So etwas wie sorgen machen, war Emily fremd geworden. Thomas war derjenige gewesen, der zu einer Psychologin gerannt war, um Emily und Julia zu helfen. Nun mussten sie beide da durch. Zusammen.
„Du bist ein echter Idiot, weißt du das Tommy?" Verwirrt und fragend sah Thomas die braunhaarige an. Ein kleines Grinsen schlich über ihr Gesicht und ihre durchdringend grünen Augen funkelten.
„Wieso?" Die Frage war eigentlich unnötig gewesen von ihm. In Emilys Augen waren alle Menschen Idioten.
„Nun ja, es ist deine Schuld, dass Julia und ich zu dieser Selbsthilfegruppe für Idioten gehen müssen." Thomas verdrehte die Augen. Wie oft schon hatte sie ihm das gesagt? 100 mal? 1000 mal?
„Emily, erstens ist es keine Selbsthilfegruppe für Idioten. Und zweitens, selbst ein Blinder hätte gemerkt, dass ihr beide kurz davor wart, euch umzubringen."
„Wie auch immer." Genervt drehte Emily sich weg. Dieses ständige Gerede davon, wie schlimm es zwischen ihr und Julia doch war, ging ihr auf die Nerven. Niemand verstand wieso es so war. Die beiden waren immer die besten Freunde gewesen. Thomas konnte sich nicht vorstellen, was passiert war, dass Emily einen so enormen Hass auf Julia hatte. Jedes Mal wenn Thomas versuchte mit Emily darüber zu reden, blockte sie ab oder ignorierte ihn. Ihm fiel auf, dass egal worüber er mit ihr reden wollte, sie immer so drauf war.
„Mit dir kann man auch wirklich über gar nichts reden." Empört drehte Emily sich wieder zu Thomas. Die Arme vor der Brust verschränkt und eine Augenbraue hochgezogen sah sie ihn an.
„Man kann mit mir, aber nur wenn ich Lust habe." Thomas schüttelte lachend den Kopf.
„Diese Arroganz." sagte er. Emily zuckte mit den Achseln.
„Hey Thomas." Thomas zuckte zusammen. Das Blut stieß ihm in den Kopf und er wurde knall rot. Er bekam kein Wort raus und stand nur da. Emily grinste, hob den Kopf ziemlich überheblich und zog ihre rechte Augenbraue hoch.
„Diese Verlegenheit." sagte sie, während sie ihre Arme vor der Brust verschränkte. Nur zu gerne hätte Thomas ihr eine reingehauen. Sie nutzte jede Gelegenheit, um sich über ihn lustig zu machen. Eigentlich machte sie das doch bei jedem, dachte Thomas. Langsam drehte der schwarzhaarige Junge sich um. Vor ihm stand ein Mädchen mit hellbraunen Haaren, braunen Augen und einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht. Eigentlich wollte er irgendwas sagen, doch er hatte einen zu großen Klos im Hals. Bevor er etwas dummes und peinliches sagen konnte, kam Emily ihm zuvor.
„Julia, wie schön dich zu sehen." Ein aufgesetztes Lächeln tauchte auf Emilys Gesicht auf. In ihren Augen spiegelte sich der Spott und Hass gegenüber Julia wieder.
„Spar dir deine falsche Höflichkeit, Em." Emily grinste nur. Obwohl sie Julia auf den Tod nicht mochte, trotzdem war sie eine der Einzigen, die sofort Emilys Sarkasmus und Spott erkannten. Nach allem was passiert war kannte Julia ihre ehemalige beste Freundin immer noch besser als jeder andere. Thomas war der festen Überzeugung, dass die beiden Mädchen miteinander verbunden waren. Als wären sie Seelenverwandte. Trotz eurem Hass, könnt ihr nicht ohne einander, dachte Thomas immer und immer wieder. Er machte sich ein wenig Hoffnung, dass sie sich noch verstanden und im tiefsten Inneren all diese Konflikte gar nicht wollten. Selbst Emily.
„Spar dir deinen Spitznamen, Julia. Wo ist denn dein neuer Romeo?" Thomas vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Zum einen weil er sich für Emilys Bemerkung schämte. Zum anderen weil sein Kopf knall rot wurde. Ja, er hatte Gefühle für Julia und ja, er hatte keine Chance bei ihr. Seit der siebten Klasse war er in sie verliebt. Obwohl sie eines der Mädchen war, die sich früher über ihn lustig gemacht hatten, aufgrund seines Gewichtes. Thomas war als Kind sehr dick gewesen, als er mit dreizehn Jahren nach Oakdale in Kalifornien zog mit seinen Eltern und seinem Bruder, hatte er keine Freunde. Alle amüsierten sich nur über sein Gewicht und lachten ihn aus. Bis irgendwann ein Mädchen auf ihn zu kam und ihn verteidigte vor allen anderen. Sie half ihm dabei abzunehmen und machte zusammen mit ihm Sport. Nahm ihn mit zum Boxtraining. Dieses Mädchen war Emily gewesen. Als Thomas endlich zufrieden mit seinem Gewicht war, schaffte er es auch ohne Emily zu trainieren. Durch Emily lernte Thomas auch Julia kennen, doch nachdem die beiden Mädchen ihren riesigen Streit hatten, fühlte er sich unwohl. Er stand zwischen zwei Mädchen, die einander zerfleischen würden, wenn sie konnten. Als er Emily gegenüber zugab, dass er auf Julia stand, hatte sie eine Woche lang nicht mit ihm geredet. Es hatte ihn wahnsinnig gemacht. Von einem Tag auf den anderen sprach sie dann jedoch wieder mit ihm und warnte ihn, wenn er sie für Julia hängen lassen würde, würde sie ihm das Leben zur Hölle machen. Und das glaubte er ihr aufs Wort. Aber er wusste, dass das mit ihm und Julia niemals etwas werden würde. Sie waren Freunde, enge Freunde. Aber mehr nicht. Mit „neuen Romeo" meinte Emily Julias neuen Freund Will. Ein großer Vollidiot. Was sieht sie nur in ihm, dachte Thomas. Er achtete sehr auf den Charakter der Menschen und Wills Charakter war nicht gerade ein Charakter aus Gold. Will grinste Emily an, als er hinter Julia auftauchte. Es war sehr einfach Emily zu nerven. Und alleine Wills Anwesenheit ging ihr so auf den Zeiger, dass sie am liebsten abgehauen wäre. Aber dafür würde sie nur einen weiteren Verweis bekommen. Und noch einen konnte sie sich wirklich nicht leisten.
„Du bist ziemlich lustig, weißt du das?" Emily zog ihre rechte Augenbraue hoch. Sie mochte es gar nicht von irgendjemandem „lustig" genannt zu werden. Es war nicht ihr Wunsch lustig zu sein. Und sie war nicht sarkastisch um lustig zu sein. Es war einfach ihre Art. Ihre Art mit Menschen umzugehen. Ihre Art mit ihren Gefühlen umzugehen. Einfach ihre Art. Ihr Humor war schwarz. Sehr schwarz.
„Mein Humor ist genauso schwarz wie meine Seele. Merk dir das Thomas Wilson." Das waren ihre Worte, als Thomas ihr gesagt hatte, er mag ihren Humor.
„Zu traurig, dass ich nicht lustig sein will. Aber ich glaube nicht, dass dein Bohnenhirn das verstehen kann." Wieder fing Will an zu lachen. Sie hatte recht. Er verstand es nicht. Emily verdrehte die Augen, während Thomas sich mit der flachen Hand gegen die Stirn schlug.
„Sie ist echt lustig oder?" Will drehte sich zu Julia. Thomas sah in ihrem Blick, dass Wills Verhalten ihr ziemlich peinlich war.  Er war nun mal nicht die hellste Kerze auf dem Kronleuchter.
„Ja, sie ist zum totlachen." antwortete Julia und sah direkt in Emilys grünen Augen. Für ein paar Sekunden, die sich für Emily anfühlten wie Minuten, sahen sich die beiden Mädchen nur an. Julia mochte Emilys Augen schon immer. Früher als sie noch geleuchtet hatten und man förmlich das pure Glück in ihnen sehen konnte. Aber nach allem was passiert war in den letzten drei Jahren, waren in Emilys Augen alles andere als das pure Glück zu sehen. Nun hatte Julia ein wenig Angst vor ihren Augen. Als könnte sie ihr mir all dem Hass, der in ihnen steckte, weh tun könnten. Thomas hätte schwören können, kurzzeitig ein Funken von Freundschaft zwischen den beiden gesehen zu haben. Es herrschte eine peinliche Stille. Will war derjenige, der die Stille brach.
„Wir sollten mal alle was zusammen machen." Er sah aus wie ein kleiner Junge, der gerade einen Berg von Weihnachtsgeschenken bekommen hatte. Emily schüttelte den Kopf mit einem Lächeln.
„Ich denke nicht." Will sah verwirrt aus.
„Wieso? Ein Doppel-Date!" Emily riss bei „Doppel-Date" weit die Augen auf, dann fing sie an laut zu lachen. Thomas musste auch schmunzeln. Niemals würde etwas zwischen ihm und Emily passieren. Sie waren beste Freunde. Manchmal sogar wie Geschwister. Thomas wurde oft gefragt, wie jemand wie Emily seine beste Freundin sein kann. Sie beide waren wie Tag und Nacht, so unterschiedlich, aber genau das hielt sie zusammen. Sie ergänzten sich. Emily war zwar ein unglaublich kalter und skrupelloser Mensch, aber wenn es um ihre Freunde ging, hatte sie einen so großen Beschützerinstinkt. Sie war für ihre Freunde da, wenn sie sie brauchten. Das war ihre erste Regel. Immer für ihre Freunde da zu sein.
„Ich will ja nicht dein Bild von uns kaputt machen, aber Thomas und ich würden niemals was miteinander haben. Er ist...wie ein Bruder. Ein nerviger Bruder." Erwiderte Emily. Thomas sah sie überrascht an. So was nettes von ihr hätte er nicht erwartet. Emily war nicht gerade für ihre Nettigkeiten bekannt. Für ihre Verhältnisse war „Er ist wie ein nerviger Bruder" etwas ziemlich nettes. Sofort bemerkte sie, wie überrascht Thomas war.
„Gewöhn dich nicht an solche Nettigkeiten." Thomas nickte nur. Über niemanden verlor Emily auch nur ein gutes oder nettes Wort.
„Dann machen wir was als Freunde." Schlug Will vor. Er ließ nicht nach. Verzweifelt und genervt verdrehte Emily ihre Augen.
„Hör mal, ich verstehe, dass du unbedingt was mit uns machen willst, da du denkst wir sind Julias beste Freunde. Nur leider bin ich ein Einzelgänger, sowas wie ein einsamer Wolf und Julia nicht gerade mein Lieblingsmensch. Außerdem wird der liebe Thomas hier nicht dürfen, da seine lieben Eltern es nicht wollen. Wir sind schlechter Umgang und können ihrem Ruf schaden, verstehst du?" Thomas ballte die Fäuste. Sie hatte Recht. Er hasste seine Eltern. Er hasste sein Zuhause. Seine Eltern hatten Geld und einen Ruf. Dieser Ruf war ihnen mehr als wichtig. Aus der Familie Wilson waren seit Jahrzehnten nur erfolgreiche Männer und Frauen hervor gegangen. Die Familienverhältnisse der Wilsons waren kompliziert. Es herrschte kalte Stimmung in der Familie seit dem Tod von Thomas' Großmutter. Sie war diejenige gewesen, die alles zusammen gehalten hatte, die hatte für Gleichgewicht gesorgt. Nachdem sie vor fünf Jahren an Krebs gestorben war, war alles in der Familie Wilson den Bach runter gegangen. Vor eineinhalb Jahren gab es dann den großen Knall. Thomas' jüngerer Bruder Harry, das schwarze Schaf der Familie, war mal wieder von einer Schule geflogen und hatte sich mit dem Sohn einer befreundeten Familie geprügelt. Daraufhin schickten seine Eltern ihn, auf Wunsch der Familie hin, zu seinem Onkel nach Australien. Dort sollte er lernen sich zu benehmen und wie ein echter Wilson zu sein. Seitdem hatte Thomas nichts mehr von seinem kleinen Bruder gehört. Natürlich vermisste er ihn. Alleine, ohne ihn, konnte er es einfach nicht mit seinen Eltern überleben.
„Ich hab keine Ahnung was das bedeutet, aber du hast komische Freunde, Julia." Will zuckte mit den Achseln und sah Julia an. Emily lachte und schüttelte den Kopf. Was ein Idiot, dachte sie.
„Na Gott sei dank, dass wir keine Freunde sind." Emily starrte Julia direkt in die Augen, mit dieser typischen Kälte, die in ihren Augen lag.
„Nicht wahr Prinzessin?" Julia biss die Zähne zusammen. Seit ihrem großen Streit hatte Emily angefangen sie „Prinzessin" zu nennen. Weil sie der festen Überzeugung war, Julia würde sich wie eine pinke typische Prinzessin verhalten, die für alles zu gut war und nur das Beste verdiente. Währenddessen zog sie eine Schachtel aus ihrer rechten Jackentasche, aus der sie eine Zigarette mit ihrem Mund heraus holte. Thomas verdrehte genervt die Augen und stöhnte auf, als seine beste Freundin sich die Zigarette anzündete.
„Muss das sein?" fragte er mit einem sichtlich genervten Unterton. Emily nahm einen langen Zug und blies danach den Qualm in den Himmel.
„Du kriegst Krebs." fügte Julia hinzu. Emily grinste während sie einen weiteren Zug nahm. Eine gewisse Sorge hörte sie aus den Worten ihrer früheren besten Freundin heraus. Es wunderte sie ein wenig, doch gleichzeitig war es ihr auch egal. Julia hatte sie in der Vergangenheit zu sehr enttäuscht. Diese ganzen Therapiestunden konnten niemals das wieder gut machen. Kein Thomas konnte es ändern. Es war in Emilys Seele gebrannt. Ihr Herz war von Hass erfüllt. Erneut blies sie den Qualm in den Himmel.
„Immer noch besser als das Flittchen der ganzen Schule zu sein." Dann sah sie Julia wieder direkt in die braunen Augen. Ein teuflischen Schmunzeln bildete sich auf Emilys Lippen.
„Nach Hanna natürlich. Findest du nicht auch Julia?" Tränen bildeten sich in ihren Augen. Emily wusste, sie ging zu weit. Aber dieses Gefühl, dieses Gefühl, dass es Julia weh tat, war für sie so berauschend. Sie genoss es.
„Stimmen die Gerüchte denn nicht? Dass du mit jedem Jungen nur zusammen bist, um ihn ins Bett zu kriegen? Um dein Selbstwertgefühl zu stärken?" Sie sah wie Julia gegen die Tränen ankämpfte. Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen wie Thomas die Fäuste ballte. Julia schüttelte langsam den Kopf. Ihr Blick hätte Emily töten können. Diese zuckte nur mit den Achseln und nahm erneut einen langen Zug. Sie blies den Qualm direkt in Julias Richtung.
„Dann hab ich mich wohl geirrt. Mein Fehler." Plötzlich tauchte hinter Will ein Junge mit kurzen geschorenen blonden Haaren und einem breiten Grinsen im Gesicht auf.
„Connor!" rief Will als er den Jungen hinter sich bemerkte. Thomas war mehr als froh, dass Connor aufgetaucht war. Er klopfte Will auf die Schulter, immer noch ein breites Grinsen im Gesicht.
„Man Will. Wir warten alles schon auf dich! Ohne dich können wir nicht anfangen." Connor war Quaterback im schulischen Footballteam. Welch ein Kliché, dachte Emily. Der muskulöse blonde Junge ist Quaterback in der Footballmannschaft seiner High-School. Außerdem war er einer von diesen Typen, die jedes Mädchen haben können und das auch wussten. Und Connor nutzte das auch aus. Er flirtete mit jedem Mädchen, er verarschte jedes Mädchen, aber kein Mädchen lernte daraus. Doch der gute und liebe Thomas versuchte immer wieder das Gute in Connor zu sehen.
„Irgendwann kommt die Richtige für Connor. Und dann wird er nicht mehr so ein Arsch sein." waren Thomas' Worte.
„Oder er findet eine, die genauso ist wie er und sie sind gemeinsam Arschlöcher." sagte Emily jedes Mal dazu. Connor hatte einen Ruf als „Fuckboy", doch jedes Mädchen fiel trotzdem immer und immer wieder drauf rein. Das bestätigte Emily Meinung nur, dass alle Menschen, außer sie selbst, von ihrer eigenen Wahrheit geblendet waren.
„Ich komme, ich komme." sagte Will, drehte sich zu Julia und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Wange. Will war zwar ein Idiot, aber dafür war er auch ziemlich süß. Das komplette Gegenteil von Connor.
„Wir sehen uns später, okay?" Julia sah immer noch nur Emily an. Sie nickte und zwang sich ein Lächeln auf.
„Okay." brachte sie heraus. Connor zog verwirrt eine Augenbraue hoch.
„Wow, man sieht ja schon fast den Hass, der zwischen euren Blicken steht. Du erzählst mir nachher was hier passiert ist, richtig?" Connor sah dabei Thomas an. Dieser hatte immer noch seine Fäuste geballt. Er nickte und öffnete langsam seine Fäuste. Ein Grinsen bildete sich wieder auf Connors Gesicht, seine blauen Augen hatten dieses Glänzen. Die beiden Footballspieler liefen davon. Julia wartet bis sie außer Reichweite waren, sah Emily wütend an und ging dann auf die Braunhaarige zu. Sie packte das Mädchen vor ihr am Fellkragen ihrer blauen Jacke und drängte sie an die Wand des Schulgebäudes. Emily fiel der Zigarettenstummel aus dem Mund und für einen kurzen Moment war sie geschockt. Doch im nächsten grinste sie schon wieder. Es machte Julia unglaublich sauer. Dieses verdammte Grinsen, dachte sie. Wie gerne hätte sie Emily das Grinsen aus dem Gesicht geschlagen. Ihr Griff wurde fester. Dieser Hass und dieses Gefühl dabei, gab Julia einen Kick. So musste Emily sich die ganze Zeit fühlen.
„Spinnst du? Musst du so einen Blödsinn vor Will erwähnen? Was soll er von mir denken? Dieser Quatsch stimmt nicht!" Emily zuckte mit den Achseln.
„Hör auf damit, verstanden? Dein verdammter Sarkasmus und deine Arroganz helfen dir nicht mich unterzukriegen. Und irgendwelche Gerüchte über mich schon gar nicht. Spiel dein Spiel mit jemand anderem." Emilys Blick wurde härter. Tränen der Wut bildeten sich in ihren Augen. Sie biss sich auf die Unterlippe.
„Mit Will ist es nächste Woche sowieso vorbei. Was juckt es dich was er über dich denkt. Prinzessin Julia ist doch perfekt. Sie kann jeden Typen haben. Und hatte auch schon jeden. Sie...-" Julias flache Hand traf hart auf Emilys Wange. Sie ließ Emilys Fellkragen los und blieb vor ihr stehen, bereit noch einmal dem Mädchen eine Backpfeife zu geben. Doch Emily sah Julia ruhig an.
„Leb ruhig weiter in deiner eigenen Wahrheit." Langsam lehnte Emily sich vor.
„Ich weiß wer du wirklich bist." Dann nahm sie sich eine weitere Zigarette und zündete sie an. Sie nahm einen langen Zug und blies den Qualm in Julias Gesicht. Mit einem Grinsen im Gesicht ging sie an Julia vorbei.
„Ich weiß auch wer du bist." Rief sie ihr hinterher. Ohne sich umzudrehen erwiderte Emily.
„Ich bin niemand." Dann verschwand sie im Schulgebäude.

Kinda friendsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt