Ohne weiter darüber nach zu denken, folgte ich dem ausgetretenen Pfad, weiter weg von unserem Grundstück. Da unser Haus recht weit außerhalb lag, erreichte ich schnell den kleinen Wald, der hinter der Stadt anfing und es dauerte nicht lange da hatte ich auch die offenere Landschaft ohne Häuser hinter mir gelassen.
Ich hatte aufgehört zu rennen und spazierte eher durch den leuchtend grünen Wald. Der kleine Edgar lief fröhlich schnüffelnd am Rand des Pfades umher. Er konnte ja nicht wissen, was meine Eltern vorhatten. Einen Moment lang spielte ich mit der unwirklichen Idee einfach ab zu hauen, doch der Bereich in dem wir lebten, war nicht sonderlich groß und sie würden mich doch sowieso finden. Ich wollte ja gar nicht für immer weg, ich liebte meine Mutter sehr. Auch wenn ich mit meinem Vater nicht besonders gut klar kam, war er immer noch ein Teil meiner Familie und ich hatte schöne Kindheitserinnerungen an Tage, die ich mit ihm verbracht hatte. Außerdem würde das heißen, die Freundschaft mit Denno auf zu geben, etwas dass ich um keinen Preis wollte.
Es wäre alles in Ordnung gewesen, wenn meine Eltern einfach auf ihre Fahrt gegangen wären. Ich hätte bei Denno gewohnt und wenn sie wieder gekommen wären, wäre genug Zeit vergangen, als dass Gras über die Sache gewachsen wäre. Doch so war ich mir sicher, dass wir die nächsten Wochen nichts tun würden, als streiten. Vor allem wenn wir auf dem kleinen Raum des Wagens in dem wir schlafen würden, leben mussten. Tagsüber konnte ich mich entweder nach vorne zu den Pferden setzen oder im Wagen bleiben um mich dort zu langweilen und nachts wäre es das Selbe.
Der Wald um mich herum war immer dichter geworden und auch die Sonne schien so tief zu stehen, dass nicht mehr viel Licht auf dem Waldboden ankam. Und dennoch meinte ich zwischen den Bäumen ein blasses Leuchten erkennen zu können. Neugierig gemacht, von meiner ungewohnten Entdeckung rief ich nach Edgar und mit dem Ferkel auf dem Arm lief ich weiter in Richtung des Schimmerns.
Ganz plötzlich stand ich vor ihr. Mitten im Wald, verbarg sich die geheimnisvolle Wand, die ich sonst nur aus der Ferne, am Ende des prunkvollen Weges, der in die Stadtmitte Nyas führte gesehen hatte.
Interessiert wanderte mein Blick zu der Landschaft hinter der Barriere, doch außer dem Wald gab es nichts zu sehen. Vorsichtig legte ich einen Finger an die Border und zuckte sofort zurück. Es hatte sich angefühlt wie ein kurzer Schlag, nicht besonders schmerzhaft, aber so unangenehm, dass ich ihn nicht noch einmal erleben wollte. Dort, wo meine Haut die Wand berührt hatte, kribbelte meine Fingerkuppe eigenartig. Ich rieb sie gegen meine Handfläche um das seltsamen Gefühl los zu werden.
Nur einen Augenblick lang lag mein Blick noch auf der Wand, in nur drei Tagen würde ich das Land kennenlernen, das hinter ihr lag.
Es fiel mir nicht schwer mich los zu reißen und immer noch mit Edgar auf dem Arm machte ich mich zügigen Schrittes auf den Weg zurück nach Hause. Im Schutz der Dunkelheit konnte ich vielleicht Joe einen kurzen Besuch abstatten und Edgar bei ihm unterbringen. Wenn ich ihm die Situation erklärte, würde er es sicherlich verstehen und ihn wenigstens für eine Zeit bei sich unterbringen können.
Meinen Eltern würde ich einfach erzählen, der kleine Fratz sei ausgerissen als ich im Wald war. Ich hätte ihn gesucht doch nicht gefunden und dies sei auch der Grund meiner späten Heimkehr.
Als der Pfad, dem ich folgte, sich immer klarer vom belaubten Waldboden abhob und schließlich gabelte, bog ich nicht den Weg ein über den ich gekommen war, sondern lief rechts herum am Waldrand entlang. Froh darüber, dass ich es wärmte, kuschelte sich das kleine, rosa Geschöpf auf meinem Arm noch dichter an mich und mir wurde schwer ums Herz, wenn ich daran dachte, ihn wieder weg geben zu müssen. Aber immerhin würde er so nicht in den Händen von Herrn Schmidzon landen.
Geschrieben von:
IzyMoonlight
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Avec Toi ° Kürbistumor
FanfictionZwei Länder, eine schimmernde Wand, die sie von einander trennt. Nya, der Wohnsitz der Reichen und Varia, die raue Heimat des einfachen Volkes. Patrick zweifelt sein Leben lang an der Gerechtigkeit der Aufteilung der Wohnorte, nicht selten streite...