Kapitel 15 || Nachtlager

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Letztendlich hatten wir es, wie Manu versprochen hatte, sicher in den nächsten Unterschlupf geschafft. Dieser stellte sich als zugige Höhle heraus und ich fragte mich, wie ich auf dem kalten Steinboden auch nur ansatzweise Schlaf finden sollte. Ich ließ mich erschöpft fallen und lehnte mich samt Rucksack an die Felswand.

Manuel neben mir lachte. "Jetzt bist du schon kaputt? Wie soll das denn die nächsten Tage werden?", stichelte er.

"Was hast du denn erwartet? Das ich voraus sprinten und am Abend noch Jagen werde?", wollte ich genervt wissen.

"Jagen kommt bald, keine Sorge."

Ich stöhnte auf. Wie sollte ich das nur überleben, gerade wenn noch dazu immer seine Kommentare von der Seite kamen.

"Los aufstehen!", wies Manu mich plötzlich an und ich beschwerte mich direkt wieder: "Was? Warum das denn wir sind doch..."

Doch er unterbrach mich: "Du hast den Rucksack unter dir begraben, da drin ist das Essen.", erklärte er genervt. beschämt sah ich zu Boden und gab ihm schnell den Rucksack.

Vielleicht sollte ich tatsächlich aufhören zu jammern, dass Manuels Leben anstrengend sei. Er lebte in der Wildnis, auf sich allein gestellt und praktisch in ständiger Gefahr. Ich sollte nicht erwarten, dass es eine leichte Reise werden würde.

"Kann... kann ich dir vielleicht helfen?", wollte ich vorsichtig wissen und sah, wie der Grünäugige überrascht den Kopf hob. "Wir brauchen ein keines Feuer. Feuersteine und Wolle sind hier."

Er deutete auf eine der vorderen kleinen Taschen am Rucksack. Ich holte die Sachen heraus und noch während ich das tat wurde mir klar, dass wir kein Holz hatten. "Ehh, Manu...", nuschelte ich und setzte schnell noch ein "el" dahinter.

Wieder meinte ich ihn für einen Augenblick grinsen zu sehen. "Entweder du bewegst deinen Arsch nach draußen und holst Äste oder du nimmst das zweite Kaninchen aus.", stellte er klar.

Ich antwortet darauf nichts sondern ging zum Eingang der Höhle und spähte nach draußen. Es war weniger dunkel, als ich erwartet hatte und ich wagte mich einige Schritte weiter vor. Tatsächlich war es ein Leichtes auf dem Waldboden Äste und Zweige zu finden und schnell rückte die Gefahr in den Hintergrund.

Ein plötzliches Klappern ließ mich zusammen fahren. Beinahe hätte ich das Holz, welches ich mit einem Arm fest hielt, fallen gelassen. Schräg gegenüber von mir stand ein Skelett, es grinste mich aus leeren Augenhöhlen an und zog seinen Bogen aus.

Nur Sekunden später zischte ein Pfeil Haarscharf an mir vorbei. Ein Schreckenslaut verließ meinen Mund. Kurz stand ich wie versteinert da, doch dann erinnerte ich mich an Manus Worte.

Mit der freien Hand zog ich mein Messer hervor und lief in einem kleinen Bogen um meinen Gegner herum. Klappernd wollte es sich wieder in meine Richtig drehen, doch ich war schneller und trennte mit der Klinge die Knochen der dünnen Wirbelsäule von einander.

Das Skelett stürzte in sich zusammen und zurück blieben nur einige Knochen und ein Bogen. Mir gegenüber stand Manu am Höhleneingang. Er hielt seinen Bogen mit Pfeil auf der Sehne in der Hand, bereit jeden Moment zu schießen, sollte mir etwas passieren.

Ich grinste stolz. "Gut gemacht.", lobte Manu mich tatsächlich und ich musste noch etwas breiter lächeln. "Und jetzt komm, ich hab Hunger.", befahl er dann, lächelte jedoch immer noch leicht.

Schnell kehrte ich in unseren Unterschlupf zurück und begann die Stöcker, die ich gesammelt hatte, auf zu schichten. Dann versuchte ich die Wolle mit Hilfe von den Feuersteinen in Brand zu setzten. Nur leider war das schwieriger als gedacht und wenn doch mal ein winziger Funke entstand, fiel dieser entweder daneben oder reichte nicht aus um eine Flamme zu erzeugen.

Irgendwann hörte ich Manu vom anderen Ende der Höhle zu mir herüber rufen: "Halt die Steine schräger, wenn die Kanten auf einander treffen ist es einfacher."

Ich nickte und versuchte um zu setzten, was er gesagt hatte. Es dauerte trotzdem eine ganze Weile, bis das Feuer endlich brannte, doch um so stolzer war ich am Ende darauf.

Manu röstete das Hasenfleisch über den kleinen, züngelnden Flammen und drückte mir schließlich ein Stück in die Hand. "Beeil dich, wir müssen schlafen."

Ich tat, was er gesagt hatte und legte mich, als ich mein Fleisch aufgegessen hatte, an das Lagerfeuer. Ich war weder satt, noch hatte ich das Gefühl ich würde schlafen können. Der Boden war hart und kleine Steine piksten mich in den Rücken, außerdem half das Feuer nur wenig gegen den kalten Luftzug der stetig durch die Höhle wehte, doch trotzdem kniff ich die Augen zusammen und versuchte Ruhe zu finden.

Avec Toi ° KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt