Auf einmal tritt ein maskierter Mann aus dem Schatten hervor. Ich zucke zusammen.
"Keine Angst."
Er will mich beruhigen.
"LASS MICH SOFORT HIER RAUS DU ARSCH!", will ich sagen, doch ist mein Mund gestopft.
"Ich tu dir nichts. Versprochen. Sieh her."
Er zieht seine Anzugjacke aus und legt sie mir über die Schultern... was soll das denn jetzt?
"Besser, nicht wahr?"
Er dachte, mir ist kalt... okaaaay... na dann. Ich nicke kaum merklich, um ihn nicht zu verärgern.
Der Typ starrt mich eh schon die ganze Zeit so seltsam an. Immerhin sind seine Haare jetzt gewaschen und er riecht besser, ach, der Anzug ist auch deutlich hübscher als die Kinderfänger-Klamotten, die er zuvor anhatte.Jetzt geht er einfach raus, anscheinend bin ich des Herren Aufmerksamkeit und Zeit nicht wert. Die zwei Typen kommen wieder herein, entfesseln mich vom Stuhl und heben mich hoch. Adrenalin schießt mir ins Blut und ich schlage um mich. Den Kleineren erwische ich mit meinen Nägeln im Gesicht und reiße ihm die Backe auf, so, dass mein eigener Nagellack absplittert und hässliche Furchen in meines Gegenübers Gesicht entstehen. Mit einer Hand hält er seine blutende Wange, mit der anderen packt er meinen Hals.
"Was tust du da?", fragt der Große.
"Der Meister hat uns befohlen, sie nicht zu beschädigen. Er braucht sie noch!"Der Kleine lässt nach und öffnet seinen Würgegriff.
Ich schnappe nach Luft und sehe, dass ich mir ein paar Fingernägel eingerissen habe. Wow. So begabt bin ich also.
Während meiner kleinen Verschnaufpause beginnen die zwei damit mich hochzuheben und durch einen langen Gang zu tragen.Wo bringen die mich hin?
Zu Ende kann es ja nicht sein, ich werde ja noch 'gebraucht'.
Diese Freakshow hier geht mir echt auf die Nerven. Können sie es nicht einfach schnell zu Ende bringen? Zack und Schluss?Wir nähern uns einer großen Holztür, als ich abgesetzt und dennoch festgehalten werde. Ein paar Schritte traue ich mich zu gehen, doch dann bleibe ich stehen. Ich strecke ihnen meinen Knebel entgegen und sehe beide abwechselnd und sehr vorwurfsvoll an.
Typ groß hält mich weiterhin fest, als Typ klein mir grob den Stofffetzen aus dem Mund reißt.
So müssen sich wohl Nomaden in der Wüste fühlen, die tagelang nichts zu Trinken finden. Mein Mund entspricht Gobi und meine Lippen sind selbst nach dieser kurzen Zeit am Aufplatzen."Wasser", keuche ich.
"Das bekommst du auf deinem Zimmer, wenn du dich benimmst", antwortet der Kleine und bedeutet seinem Kollegen mich in besagten Raum zu bringen.
Dort angekommen, kann ich meinen Augen nicht trauen. Das hier sieht aus, als hätte mir Marie-Antoinette ihre Gemächer vermacht. Nur durch den Spalt Licht, der durch die halb geöffnete Tür aus dem Gang in das Zimmer dringt, sehe ich den Prunk und Glamour, der durch ein Himmelbett und vergoldete Wände dargestellt wird, der nur von dem Fakt, dass sich hinter den barocken Glasscheiben eine Mauer aus Beton befindet, überschattet wird. Ich entdecke noch nie entzündete Kerzen neben der Tür, dem Bett, einer Kommode mit Spiegel und den 'Fenstern'.
An sowas könnte ich mich glatt gewöhnen. In Freiheit natürlich.Ich trete gänzlich in das Zimmer und die Tür wird hinter mir verschlossen. Dunkelheit herrscht vor meinen Augen, doch plötzlich wird der Raum in ein angenehmes künstliches Tageslicht getaucht. Das habe ich vermisst. Licht, das nicht in der Iris brennt und einen noch klar denken lässt. Aus Prinzip springe ich mit beiden Beinen auf das Bett. Als meine Füße in der weichen Matratze einsinken, muss ich mir ein Lächeln verkneifen und lasse mich nach hinten fallen. Seufzend schließe ich die Augen, falle in einen tiefen Schlaf und bemerke nicht, dass ich die ganze Zeit über beobachtet werde...
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Red Curly Hair
Mistero / ThrillerMan hört in den Nachrichten davon. Mädchen werden entführt und tauchen nie wieder auf. Als ich in einem kühlen Raum auf einem Untersuchungstisch aufwache, realisiere ich: Jetzt ist es mir passiert. Scheiße.