9 und 90 Luftballons

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Nena

Nico lief in seinem Zimmer auf und ab. Verdammt, wieso war er so schlecht, wenn es um den Umgang mit anderen Menschen, oder Magiern, ging? Er war ein richtiges Ekelpaket, er wusste es ja, aber trotzdem konnte er es nicht ändern, immer wenn er es einmal schaffte, holte ihn eine Gemeinheit aus der Vergangenheit ein.

Er hatte sie verletzt, tiefer, als er geglaubt hatte. Das erste Mal hatte er das Gefühl gehabt sie richtig getroffen zu haben, er hatte bis auf den Grund ihrer Seele schauen können. Zumindest hatte es sich so angefühlt. Und dann waren da diese Pferde aufgetaucht. Sie hatte Angst vor ihnen. Ohne Zweifel, am meisten hatte sie Angst gehabt, obwohl sie nicht angegriffen worden war.

Schwarze Pferde. Sie waren ein Zeichen für Schwarze Magie. Ein schwarzes Pferd mit einem in Umhang gehüllten Reiter. Gemeinsam verbreiteten sie Tod und Schrecken.

Er hatte die Magie fühlen können, sie war so präsent wie noch nie und sie war stark, so stark, dass er es mit der Angst zu tun bekommen hatte. Ein Glück, dass es keine ausgebildete Magie war, er hätte keine Chance gehabt.
Es musste Lucy gewesen sein. Einfach alles traf auf sie zu.
Sie kam aus einer schwarzmagischen Familie, sie war nicht ausgebildet und sie war ein Mädchen. Die Frau war in der schwarzen Magie nämlich besonders stark.

Trotzdem ergab es keinen Sinn, okay klar, es ergab Sinn, weil er sie vorher zutiefst beleidigt hatte, aber sie schien selbst viel mehr Angst vor den Pferden gehabt zu haben, als er. Wie konnte das sein, wenn sie die Pferde auf ihn losgelassen hatte?
Er musste unbedingt mit ihr sprechen, sich Klarheit verschaffen darüber, was passiert war und diesmal am besten ohne irgendwelche Beleidigungen.

Er schloss die Augen und weitete seinen Geist aus. Er streckte ihn, ließ ihn durch die Gänge gleiten zu ihrem Zimmer und dort spürte er seinen Geist. Philip war bei ihr. Immernoch. Ein Seufzer verließ seine Kehle und er lief weiter auf und ab. Immer und immer wieder ließ er die Szene vor seinem inneren Auge ablaufen.

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Er sah sie über den Hof laufen. Glücklich betrachtete sie die Kette um ihren Hals, die sie von Luca geschenkt bekommen hatte. Gerade, als er ihr heute früh hatte gratulieren wollen, war Luca gekommen und hatte sie ihr geschenkt, sie hatte sich so gefreut und ihm war klar, dass er den Moment nur zerstören würde, deswegen hatte er ihr noch nicht gratuliert. Jetzt lief sie hier ganz alleine über den Innenhof und er war hier. Das war die Chance, ihr alles gute zu wünschen, doch sie schaute wieder diese Kette an. Die Kette die ihn immer an Luca erinnern würde. Luca sah wirklich gut aus, kein Wunder, dass Lucy ihn mochte, trotzdem störte es ihn auf eine Weise, die er nicht erklären konnte.
"Na? Hat dir dein Verehrer eine Kette geschenkt?", fragte er, bevor er sich stoppen konnte.
Sie sah ihn nicht an.
"Hast du keinen Unterricht?", fragte sie.
"Nein, du weißt doch, ich bekomme Privatunterricht seit diesem Vorfall vor sieben Jahren."
Dieser Vorfall. Noch immer konnte er sich nicht erklären, was damals passiert war. Pferde aus Schnee, das sah ihm so gar nicht ähnlich, er arbeitete eher mit unsichtbaren Kräften. Der einzige Grund warum er gesagt hatte, dass er es war, war, weil er gedacht hatte sie wäre es gewesen. Vollkommener Blödsinn. Er hatte sie beschützen wollen, aber wovor denn? Er merkte, dass er vor sich hin starrte und löste sich.
"Du weißt nicht zufällig was damals wirklich geschehen ist?"
Er blickte ihr in die Augen, er wollte bloß sicher gehen. Als sich ihre Augen trafen, schien er ihr bis auf den Grund ihrer Seele schauen zu können. "Nein", sagte sie leise, "ich habe keine Ahnung, ich dachte du wärst es gewesen"
Er seufzte und wandte sich ab.
Sie sagte die Wahrheit, das wusste er, aber aus irgendeinem Grund hatte er gerade eine unglaubliche Wut in sich und die musste raus, ganz eventuell hatte es etwas mit dieser Kette zu tun, die immernoch um ihren Hals hing. Sein Gesicht verhärtete sich.

"Weißt du, ich hab auch nichts anderes erwartet von dir. Du hast ja schließlich keine Ahnung, Mensch und Mädchen.", Er lachte abfällig. "Du bekommst nur so viel Aufmerksamkeit, weil du hier eine Ausnahme bist, gäbe es mehr Mädchen, würde Luca dich sicher nicht so toll finden, nicht einmal deine Eltern wollten dich"

Das mit den Eltern hätte er nicht sagen sollen. Er hätte nichts davon sagen sollen, doch es war zu spät, er konnte die Zeit nicht zurückdrehen.

"Hör auf", sagte sie mit ruhiger Stimme. Aber es gab kein zurück mehr, er war abgerutscht und es gab kein zurück für ihn, das hatte es nie gegeben.
"Wieso? Es ist doch bloß die Wahrheit! Keiner mag dich, sogar Philip hat keine Zeit mehr für dich"
Warum redete er bloß weiter? Warum hörte er nicht auf? Er wollte sich ohrfeigen, er kämpfte mit sich, aber die Wut hatte wie immer die Oberhand gewonnen.
Er hatte einen Wunden Punkt getroffen, das sah er, nie hatte er sie so tief verletzt. So sehr, dass es ihm selbst wehtat.
"Hör auf!", schrie sie. Er merkte wie sich ein Grinsen auf sein Gesicht schlich. Er hasste sich gerade. Er hasste sich so sehr für dieses Grinsen, für seine Worte und für alles, was er tat.

Plötzlich wuchsen aus dem Boden drei Pferde mit roten Augen. Lucy zuckte heftig zusammen und wich zurück bis an die Wand. Nico starrte die Pferde bloß fassungslos an.
"Scheiße", murmelte er, war er das gewesen? Dann ging alles ganz schnell. Eins der Pferde griff ihn an, er überkreuzte seine Unterarme und zog sie schnell wieder auseinander, eine unsichtbare Welle brach los und warf das Pferd zurück, das nächste griff an, während das andere sich aufrappelte und das dritte sich schon bereit stellte. Das zweite warf er mit einem Blitz zurück, doch das dritte griff bereits an. Er kämpfte verbittert, immer wieder schwächte er die Pferde, doch sobald eins fiel, waren die anderen zwei schon wieder da. So ging das eine ganze Weile, bis sie ihn eingekesselt hatten, er war in der Falle. Sein Atem ging bereits unglaublich schwer, er konnte nicht mehr. Nico sank auf die Knie. Er sammelte seine letzte Energie zusammen. Bündelte sie in sich, ließ sie durch seinen Körper strömen, für einen Moment fühlte er sich unglaublich mächtig, und dann warf er all seine Energie in einer starken Welle nach draußen. Die Erde bebte und die Pferde wurden zurückgeworfen, die restliche Energie entlud sich in einem Blitzgewitter und die Pferde wurden zu Rauch, der dann verschwand.

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Sie waren dann in sein Zimmer gegangen und schließlich hatte sie ihm von ihrer Familie erzählt, alles war so gewesen, als wären sie schon immer befreundet gewesen. Es war gut und für einen Moment waren die Beleidigungen und die Kette vergessen. Aber wie alles im Leben kam auch das zurück und jetzt stand er hier und war genauso ratlos wie zuvor.

Wieder streckte er seinen Geist aus. Philip war gegangen, na endlich! Doch gerade, als er gehen wollte, spürte er wie jemand anders zu ihr kam und seine Laune verschlechterte sich schlagartig wieder. Es war Luca.

Hey Leute, na was denkt ihr?
Luca oder Nico? Wer gefällt euch besser?😏

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