Twelfth night

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Shakespeare ;)

Etwas lief hier gewaltig schief. Sie krümmte sich am Boden, weinte und verzog ihr Gesicht vor Schmerz. Was passierte? Wer tat ihr weh?
"Mama", murmelte sie immer wieder, doch kurz darauf verzog sie ihr Gesicht wieder. Sie schien wieder das kleine, hilflose Kind zu sein, das vor sieben Jahren hier angekommen war.

Dann passierte etwas. Sie wurde ruhig und richtete sich langsam auf, ihre Augen noch geschlossen. Sie atmete tief ein und aus, dann öffneten sich ihre Augen und vollkommen plötzlich wurde er mit einer riesen Wucht gegen die Wand geschleudert. Kurz sah er schwarz, das nächste waren dann ihre Augen. Etwas hatte sich verändert, das weiche silberblau war einem kalten eisblau gewichen. Eisblau. Konnte es sein, dass... Weiter kam er nicht, wieder hob ihn eine unsichtbare Kraft nach oben. Er flog hoch an die Decke und wieder auf den Boden. Bevor er sich wehren konnte, flog er wieder durch den Raum an die gegenüberliegende Wand.

"Lucy, versuche es zu kontrollieren", presste er hervor.
"Oh ich denke ich habe es gerade sehr gut unter Kontrolle", sagte sie mit einem Lächeln, das ihre Augen nicht erreichte. Sie hob die Hand und er würde leicht hochgehoben, an die Wand gedrückt und sei es Kehle schien abgedrückt zu werden. Nico fühlte sich, als wäre er im falschen Film gelandet. Noch dazu brachte er jetzt ein röchelndes "die Macht ist stark in dir" hervor, dann rückte der Raum in die Ferne und er merkte, wie er das Bewusstsein verlor.

"Nico?" Sein Schädel brummte. Er wollte nicht aufstehen.
"Nico ist alles in Ordnung?" Die Stimme kam ihm bekannt vor, eine eiskalte Hand schloss sich um sein Herz. Er öffnete die Augen und erwartete, dieses eisblau zu sehen, stattdessen blickte er in wunderschöne silberne Augen. Lucy sah ihn besorgt an. Ein erleichtertes Lächeln erschien nun auf ihren Lippen. "Da bist du ja wieder"

"Was ist passiert?", fragte Nico.
"Du erinnerst dich nicht?"
"Nein"
"Du hast das Bewusstsein verloren"
"Ach echt"
Er hielt sich den Kopf, er schmerzte ungemein. Was war passiert?
"Ich habe mein Innerstes gefunden.", begann sie zu erzählen. "Und irgendwie habe ich die Kontrolle verloren. Du wurdest gegen die Wand geschleudert und bist ohnmächtig geworden"
Er richtete sich langsam auf. Ja, so war es gewesen, er konnte sich erinnern. "Ich erinnere mich", murmelte er. "Daran müssen wir noch arbeiten. Du darfst die Kontrolle nicht verlieren. Ansonsten gut. Das reicht für heute."

Er stand auf und ging.
"Warte!", rief sie. Er blieb stehen und drehte sich zu ihr. Lucy lief auf ihn zu. Sie legte ihre Hand an seinen Hinterkopf, wo er schmerzte, schloss die Augen und er merkte, wie von ihrer Hand Wärme in seinen Kopf floss. Und der Schmerz verging.
Sie war eine Heilerin. Ein Funke von Eifersucht kam in ihm auf. Sie wusste also bereits, was sie war, nach einer Stunde Übung, er lernte sein ganzes Leben lang Magie anzuwenden und er hatte keinen Schimmer, welche seine Fähigkeit war.
"Danke", sagte er also knapp und ging.

Und wieder lief er in seinem Zimmer auf und ab. Sie war unheimlich stark. Stärker als zuvor, weil sie nun ihr Innerstes gefunden hatte. Heute hatte sie die Kontrolle verloren und ihn beinahe erwürgt, was würde aber passieren, wäre sie noch stärker?
Sie könnte ohne Zweifel die ganze Magiergemeinschaft auslöschen, aber würde sie das auch tun?
Wie weit verlor sie die Kontrolle?
Konnte man auch das trainieren?
Bei ihm funktionierte es ja nicht so gut, aber wie war es mit ihr?
Und verlor sie bloß die Kontrolle über ihre Magie, oder auch über ihre Persönlichkeit?
Was passierte, wenn sie die Kontrolle verlor? Er versuchte sich zu erinnern, was passiert war, bevor er das Bewusstsein verloren hatte, doch sein Kopf hatte doch mehr abbekommen, als er dachte.

Er konnte die Erinnerungen einfach nicht abrufen. Sie hatte die Kontrolle verloren und er wurde gegen die Wand geschleudert. Das hatte Lucy ihm gesagt, vorhin war es ihm auch wie die Wahrheit vorgekommen, doch jetzt war er sich nicht mehr sicher.
War es eine gute Idee gewesen, sie zu unterrichten? Oder brachte er sich und die ganze Gemeinschaft damit in Gefahr?

Eine Berührung in seinem Geist unterbrach seine Gedanken. Es war Arthur. Oh Mist, sein Unterricht!
Schnell rannte er nach oben zu Arthurs Büro. Die Tür schwang auf.
"Hast du vergessen, dass wir Unterricht haben?", fragte Arthur.
"Ja, ich war gerade in Gedanken und da habe ich nicht auf die Uhr geschaut", murmelte Nico.
"Es tut mir leid"
Doch Arthur winkte ab.
"Fangen wir an"

Alles war wie immer, doch Nicos Gedanken schweiften ab. Immer wieder. Auf einmal ging er an der Wand neben der Tür. Wie war er da hingekommen?
"Du bist unkonzentriert", bemerkte Arthur. "So kannst du nicht arbeiten. Willst du mir etwas erzählen?"

Lucy ist in Wirklichkeit eine Schwarzmagierin, ich trainiere sie heimlich und habe Angst, dass ich die Kontrolle über das Vorhaben verliere und alle in Gefahr bringe.

"Nein, nichts. Alles ist gut", sagte Nico.
Arthur sah ihn noch einen Moment lang zweifelnd an, dann nickte er.
"Gut, wir machen Schluss für heute."
Erleichtert verließ Nico den Raum.
Sofort wirbelten seine Gedanken wieder um Lucy. Musste er sich Sorgen machen? Er weitete seinen Geist aus. Lucy war in ihrem Zimmer und - Überraschung - Luca war bei ihr. Ein fester Ball aus Wut und Enttäuschung ballte sich in ihm zusammen. Er wusste, dass es nicht gerechtfertigt war, trotzdem waren die Gefühle in ihm. Schnell machte er sich auf den Weg nach unten. Er ging in den alten Übungsraum, wo er vorhin mit Lucy geübt hatte.

Dann begann er mit Magie um sich zu werfen. Blitze schossen. Illusionen entstanden und explodierten. Rauch zog sich durch den Raum und löste sich in tausende Funken auf. Er ließ all seine Wut all seine Enttäuschung mach draußen. Alles, was ihn beschäftigte. Danach fühlte er sich besser. Erschöpft sank er an der Wand nieder, lehnte den Kopf dagegen und schloss die Augen.

Als er wieder nach oben ging, weitete er wieder seinen Geist aus. Lucy war alleine. Erleichtert atmete er aus. Luca war also gegangen. Sollte er zu ihr gehen? Nein, lieber nicht. Nach diesem Erlebnis vorhin wusste er nicht, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte. Sie könnte eine Gefahr für alle darstellen, aber würde er sie das spüren lassen, so würde die Gefahr bloß größer. Er durfte sich nichts von seinen Zweifeln anmerken lassen. Sie war so stark. Würden die Magier nur von ihrer Fähigkeit wissen...

Wahrscheinlich würden sie sie zu den Magierinnen schicken, wie Lily. Nein, das würde er nicht zulassen. Er würde das nicht noch einmal geschehen lassen. Diesmal achtete er darauf. Ihre Fähigkeiten mussten geheim bleiben. Der Fall Lily würde sich nicht wiederholen, auf keinen Fall.

"Wer ist Lily?", fragte eine Stimme. Lucy. Warum hatte er ihr Kommen nicht bemerkt? Langsam drehte er sich zu ihr um.
"Lily?", fragte er gespielt überrascht.
"Das Mädchen, an das du gerade gedacht hast. Wenn ich mich nicht täusche, nanntest du sie Lily."
"Oh", machte er dümmlich, "Oh. Du... hast meine Gedanken gelesen?"
"Ja, tut mir leid", murmelte sie.
Das wird an der schwarzen Magie liegen. Das ist dort wahrscheinlich normal.
"Also, wer ist sie?", hakte sie nach.
"Lily...", murmelte er und seufzte.
Erinnerungen kamen hoch. Lily und er als kleine Kinder. Sie spielten zusammen. Kämpften spielerisch mit ihrer Magie. Verglichen, was sie schon konnten. Es war eine glückliche Zeit gewesen. Vor all den harten Jahren in der Gemeinschaft.

"Verstehe", murmelte sie. Drehte sich um und ging. Sie ging einfach weg. In ihr Zimmer oder sonst wohin. Sie ließ ihn dort stehen und ging. Und er wusste nicht, wie ihm geschah.
Er stand einfach nur da und sah ihr nach. Keinen Schimmer, was er falsch gemacht hatte. Dann drehte auch er sich um und ging den letzten Weg zu seinem Zimmer.

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