Six//「Brave Enough」to do this

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Kaum war eine weitere Stunde vergangen, schon konnte ich kurz nach Hause. Wie nicht zu erwarten, waren tatsächlich verhältnismäßig viele Leute im Café aufgetaucht. Meistens liefen hier Gruppen von 5-7 Menschen auf, manchmal kamen aber auch gestresst wirkende Studenten, von denen mir ein paar viel zu bekannt vorkamen vorbei. Ich rief Miss Lee in geringer Lautstärke über die Schulter zu, dass ich nun meine zweistündige Mittagspause einfordern würde. Sie lächelte mir nur wohlwollend zu, und wendete sich dann wieder dem gerade bestellendem Kunden zu. Womit hatte ich diese wundervolle Arbeitgeberin nur verdient? Tja, die besten Dinge warten halt irgendwo in grusligen vermoderten Mördergassen auf einen! Diesen Spruch sollte ich mir patentieren, auf ein Kissen sticken und es hier irgendwo hinstellen lassen. Vielleicht konnte ich ihn auch für viel Geld verkaufen? Obwohl... konnte man zufällig zusammengewürfelte Worte denn eigentlich als sein Eigen ansehen? Wie schön es doch wäre, wenn ich für jedes meiner Wörter 1oo Won bekommen würde.

In Gedanken auf meinem Handy herum tippend stieß ich die altmodisch erscheinende Eingangstür nach draußen auf, und atmete tief ein. Es roch nach Hitze, Menschenmassen und abgestandener Luft. Hoffentlich würde es bald regnen, dann würde all der Dreck, die Schwüle und das Unangenehme aus der Luft verschwinden, und der Geruch von Regen auftreten, den jeder so liebte. Mir meine Ohrstöpsel in die Ohren streckend kam ich am Ende der Gasse an, und startete sogleich den ersten Song. Es war Youngblood von 5 Seconds of Summer. Sofort bewegten sich meine Füße rhythmisch im Takt der Musik, und ich fragte mich zum wiederholtem Male, was die Models nur alle so schwer daran fanden. Fröhlich analysiert ich die Menschen um mich herum, es war wirklich erstaunlich, wie sehr sie sich doch durch ein paar einfache Töne veränderten. Mein Weg führte mich durch viele verschlungene Gassen, über wenige eigentlich nicht besonders zugänglich wirkende Mauern, und über mit Menschenmassen übersäte Plätze. Ich liebte die Innenstadt, all ihre Facetten, nebensächlichen Läden, und die Natur mittendrin. Jedenfalls fühlte es sich so an mit Musik in den Ohren, aber kaum war sie verschwunden, schon hörte man wieder den Lärm der Menschen um einen herum, und erlebte am eigenen Leibe was es hieß, wenn man etwas unter allen Umständen ausführte.

Letztens erst wäre ich fast in einen der riesigen Springbrunnen gestolpert, und das alles bloß, weil mein Oberarm mit dem Ellenbogen eines gehetzt aussehendem Geschäftsmannes Bekanntschaft geschlossen hatte. Ja, ich befolgte auch nicht immer die feine koreanische Art, und kletterte zum Beispiel über Absperrungen, die zum Schutz irgendwelcher dahergelaufenen Mumienberühmtheiten gedacht waren, aber ich würde niemals, und ich möchte betonen NIEMALS unschuldige, Kunst studierende, am Hungertuch nagende Mädchen in Todesgefahr durchs Ertrinken bringen! 23 Minuten, ein paar Kratzer, und sehr viele geskippte Songs später stand ich endlich wieder vor unserer Wohnungstür, und durchsuchte - wie so gut wie immer in dieser Situation - verzweifelt meinen Rucksack nach diesem verdammtem Schlüssel. Ich meine er hatte nun schon nur 2 Taschen, und bot gerade mal so viel Platz, dass meine Unterlagen nicht vollkommen zerquetscht in der Uni ankamen... also wie um Höllenswillen konnte dieser scheiß Schlüssel immer und immer wieder abhanden kommen?

Nach gefühlten 3 Minuten - ich sah auf meine Uhr, es waren tatsächlich 3 Minuten gewesen - ertasteten meine filigranen Finger endlich etwas metallisches, dass der Form eines Schlüssels gleichkam. Glück gehabt! Seufzend steckte ich das Fundstück endlich in das dazugehörige Schloß, und freute mich meines Lebens, als ich endlich die Wohnung betreten konnte. Zwar war es stickiger und wärmer als außerhalb des Gebäudekomplexes, aber was sollte man schon tun, wenn man sich keine vernünftige Klimaanlage, oder eine Reparatur für die alte leisten konnte, beziehungsweise mit der vorherrschenden Situation halbwegs zufrieden war, da sowieso fast nie jemand um die Mittagszeit hier drinnen hockte, und versuchte Spiegeleier auf seiner Stirn zu braten. Ob das wohl so klappen könnte? Dann würden wir wenigstens weniger für den Gasherd bezahlen.

„Chin, Yuki! Bin wieder da, was wollt ihr zum Mittag essen?" rief ich so laut durch die Wohnung, dass selbst der Mieter der Dachwohnung im Obergeschoss nun wahrscheinlich wusste, dass die bekloppte aus 303 wieder da war. Tja, komisch nur, dass der es nun wusste, meine ach so geliebten Geschwister mich aber trotzdem nicht mit den übrigen genervten Phrasen abspeisten. Da wir also anscheinend das wer-am-längsten-der-seltsamen-Schwester-nicht-antwortet Spiel spielten, lief ich in meinem Kopf den Inhalt unseres Kühlschrankes durchforstend zu eben diesem, und griff mir zielsicher die Tupperdosen mit Reis und Gemüse. Da ich nur ein drittel essen durfte, wurde meine Schüssel nur fast halbvoll, aber das war besser, als mit knurrendem Magen zurück zur Arbeit zu hetzten.

Das noch kalte Essen stellte ich in die Mikrowelle, drehte das kleine Rädchen an der Seite auf eine Minute, und sah gespannt dabei zu, wie die Schale im inneren ihre Runden drehte. Ein leises Pling kündigte schließlich an, dass eine Minute vergangen war, und ich nun wieder aufhören konnte, wie in Kleinkind der Mikrowelle fasziniert bei ihrer Arbeit zuzuschauen. Als ich meine Schüssel schlussendlich in Gewahrsam nahm, stieg mir der betörende Duft des Essens in die Nase... ach ja, ich könnte selbst von diesem Geruch schon satt werden. Obwohl, wahrscheinlich doch nicht...

Warum konnte nicht alles so einfach sein, wie Essen warm machen? Man schloss etwas einfach für ein paar Minuten ein, und schon kam es verbessert hinaus. Wenn ich Begabungen hinsichtlich Wissenschaft und co gezeigt hätte, würde ich meine Idee glatt vermarkten, dann hätte ich mein Geld, könnte Chin und Yuki auf eine bessere Schule schicken, oder mit ihnen sogar wieder nach Amerika ziehen, wo sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen könnten und müsste selbst nicht mehr so stark bei jeder kleinen Verspätung um mein Stipendium bangen. Ach ja, ob reiche Leute wohl auch Probleme hatten?

Oder war es wie in diesem Film, dass sich ihre Gedanken nur um den Geruch ihres Chauffeurs drehten, und wie sie diesen vermeiden konnten? Tja, dies würde ich wahrscheinlich niemals herausfinden, außer natürlich Yuki würde aus versehen auf der Straße mit einem ihrer Idol Typen zusammenstoßen, er würde sich unsterblich in sie verlieben, und sie wäre reich! Also so ziemlich das Szenario aus der Fan Fiction, von der sie mir letztens erst erzählt hatte... oder ihre Blicke würden sich mitten während des Konzerts ineinander verkeilen, und er würde sie - verzaubert wie er war - zu sich auf die Bühne bitten. Also wirklich, waren diese 14 Jährigen etwa noch nie auf einem Konzert gewesen? Wussten die eigentlich wie viele kreischende Menschen man auf solchen Events beobachten konnte? Hunderte, wenn nicht mehr, aber natürlich sah er nur einen selbst in der menge, da man wie vorher beschrieben ganz normal und unauffällig aussah, also so ziemlich wie alle anderen...

Darüber konnte man echt nur den Kopf schütteln, und hoffen, dass die kleine Schwester nicht auch irgendwann mit solcherlei Fantasien um die Ecke kam. Während ich also in einer unserer vielen Besteck Schubladen herumkramte, um meine Stäbchen zu finden, schaltete ich mein letztens angefangenes Drama an. Es hieß Mask, und die weibliche Hauptperson konnte einem echt leidtun, schließlich dachte ihre arme Familie, dass sie tot sei, dabei wurde sie von ihrem Schwager gegen ihren Willen zu einem Rollentausch gezwungen. Ach ja, wie sehr ich Dramen doch liebte. Da ich selbst unter anderem einen Kurs in Sachen Schauspielerei belegte, fand ich so etwas immer wieder inspirierend, und konnte mich sogar noch weiterbilden, schließlich bekam man so einige Gesichtsausdrücke zu sehen, die so perfekt aussahen, dass man es schon fast als übernatürlich abtuen konnte.
Einen Augenblick später war es dann aber auch schon Zeit für das arme Sternentaler, ihr geteiltes Essen zu verspeisen, zwar konnte man diesmal keine Süße herausschmecken, dafür aber das Salz ihrer in der Vergangenheit vergossenen Tränen.

Okay, cringe moment my Dear... ich gebe zu, dass dieses Kapitel vielleicht, aber auch nur vielleicht unter sehr langgezogenen Umständen entstanden ist... aber hey, see the positiv in it! Für die restlichen Member hab ich inzwischen auch schon Charaktere gefunden. Bis Dahin...

No

Meine einzige Schwäche: Zucka    (Suga ff wer hätte es gedacht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt