Prolog

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Man sagt ja immer solche Sachen, wie: „Du bist ja verrückt!" oder „Du hast einen Knall!" man denkt nie, dass es wirklich so ist, und dann, ganz plötzlich und unerwartet merkst du, dass die Psyche deiner Mutter zusammenbricht, und du von nun an auf dich allein gestellt bist. Und da mein Vater auch nicht der stabilste war, und sich von einem Hochhaus in Manhattan gestürzt hatte, hatte ich wirklich die Arschkarte gezogen! Es ist nicht so, das ich - wie so viele andere Kinder - meine Eltern verehrt hatte, das ganz sicher nicht, aber es tut schon sehr in deinem Herzen weh, wenn eines deiner Elternteile plötzlich nicht mehr da ist.
Ich rede hier von meiner Mutter, meiner früher so lebenslustigen farbenfrohen Mutter! Mein Vater war für mich schon vor seinem eigentlichen Tod gestorben.
Ich hatte wahrlich keine schöne Kindheit, aber es gab Kinder, die es noch schlimmer trafen, als mich. Also steckt eure riesigen Mitleidstüten wieder ein, und zeigt euer Beileid nicht, indem ihr rumsteht und auf Schultern klopft, sondern seid einfach da, wenn man euch braucht! Einfach so, selbst wenn wir nicht weinen, schmerzt unser Herz trotzdem... und genau dann, in dieser Zeit braucht man euch, die Menschen, die noch im Stande dazu sind, Mitgefühl und Güte zu zeigen!

Ein Jahr zuvor
Dunkle Schwaden zogen am Himmel vorbei, wie monströse Rabenscharen, die nur darauf warteten, auf mich herunterzustürzen, und sich das ganze schwarz in meinem Herzen einzuverleiben. Um mich herum standen Menschen in dem gleichen tristen Farbton, nicht viele waren gekommen, aber es war überhaupt schon erstaunlich, dass auch nur ein einzelner freiwillig erschienen war. Ha, meinen Vater würde das nicht scheren, jedenfalls, wenn er noch leben würde, tat er aber nicht...
Ich schaute hinunter zu seinem schmucklosen Sarg dort tief tief unten in diesem endlos erscheinenden Loch. Nicht eine einzige Rose war gefallen, um ihn auf seinem Weg zu begleiten, nicht eine einzige. Meine Mutter hockte schluchzend und völlig aufgelöst auf dem mir grau erscheinenden Rasen. Ihre weißen Strähnen hingen ihr wirr im Gesicht herum, und bildeten auf dem Boden einen hübschen Kontrast zum grauen Gras. Meine Geschwister saßen eng an sie gekuschelt neben ihr, und bebten von den heftigen Schluchzern, die sie ebenso wie meine Mutter von sich gaben. Mein Vater hatte alles zerstört! Die Familie lag nun in Scherben da, an denen ich mich immer und immer wieder unaufhörlich schnitt. Sie war kaputt, so unendlich kaputt. Wie die Nagelfeile, auf die ich letzte Woche getreten war, und die ich nie wider geklebt bekommen hatte, oder wie das kleine Medaillon, das ich Tag für Tag trug, und das dank der Nachbars Katze eine 3 Zentimeter lange Kerbe hatte! Ich schaute erneut hoch in den mit schwarz bedeckten Himmel, würde die Sonne je wieder das Schwarz durchbrechen? Je die dunkle Schicht meines Herzens splittern lassen? Während ich so meinen Gedanken nachhing, viel mein Blick wieder auf den letzten kläglichen Rest meiner Familie, die dort auf dem Boden zusammengesunken aneinander kauerten, und hemmungslos große glänzende Tränen vergossen, und da fasste ich einen Beschluss. Den Beschluss, für meine Geschwister zu kämpfen, und ihnen das zu ermöglichen, was ich nie gehabt hatte, was mir nie gegeben wurde, all die Liebe, die ich noch in meinem Herzen bewahrte, wollte ich für sie ausgeben! Sie die Schatten ihrer Vergangenheit vergessen lassen. Wie die Süße von Zucker langsam die Grauen eines einzigen langen Tages vertrieben, sollte meine Liebe für sie diese Aufgabe ihr ganzes Leben lang erfüllen. Dafür würde ich kämpfen!

Keine Angst, es geht auch noch richtig mit der Geschichte los, ich wollte nur ein bisschen herum schwafeln, außerdem werden die nächsten Kapitel natürlich auch länger, das ist ja nur der Prolog. Naja, jedenfalls viel Spaß beim lesen. Bis Dahin...

No

Meine einzige Schwäche: Zucka    (Suga ff wer hätte es gedacht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt