Alexander
Grüne Augen mit mir noch unbekannten Sprenkel gepaart mit klarem Realismus sehen mich an.
In diesem Raum ist es stickig, man sieht die Luft als grauen Rauch aber ich kann nur seinen Geruch wahrnehmen. Er ist herb und dennoch süßlich, maskulin und dennoch zart. Er hält mich in der Gegenwart genau so wie der Zigarettengeruch. Bis jetzt konnte das kein Parfüm. Nichts konnte mich halten. Aber dieses würde ich immer wieder riechen wollen und immer wieder wären meine Tagträume zu schwach, um gegen ihn anzukommen.
Am Tisch wird bereits der neuste Klatsch und Tratsch ausgetauscht. Ich kann nur nicht anders als immer wieder ihn anzusehen um danach immer wieder festzustellen das seine Blicke ebenfalls auf mir liegen. Es löst eine gewisse Ruhe aus. In mir als auch äußerlich. Ich bade darin um so gleich fasziniert zu sein, was dieser Mann in mir auslöst.
Ich kenne noch nicht mal seinen Namen aber möchte trotzdem wissen, wie es ist, wenn seine Lippen auf meinen eigenen liegen. Wie fühlt sich meine Haut auf seiner an und was sind seine Schwachstellen. Geht in ihm das gleich vor? Hat er diesen Bann auch gespürt? Wie es wohl wäre, wenn er zu mir gehören würde? Aber die entscheidendste Frage war doch, wäre er das Risiko wert, alles zu verlieren? Sogar sein eigenes Leben?
Ganze drei Stunden saßen wir an dem Tisch und lauschten den anderen Gästen. Selbst Kieran war heute besonders still. Ich müsste ihn morgen definitiv auf der Arbeit fragen was los sei. "Danke das Sie alle gekommen sind." Beendete Lydia dann irgendwie die Runde. Ich wartete bis alle nach draußen geströmt sind um die neuesten Gerüchte in Idris zu verbreiten.
Ich war froh als ich ebenfalls endlich wieder die frische Frühlingsluft um mich herum hatte. Dabei vermisste ich so gleich seinen Geruch. Der Mann trat hinter mir aus dem Wohnblock. Sofort waren unsere Blicke wieder verknotet. Der Bann wurde wieder hergestellt und die Träume präsenter, realer, greifbarer.
"In welche Richtung müsst Ihr?" Es ist nicht unüberlegt. Ich möchte ihn begleiten. In dieser Welt verzichtete man auf so viel. Die Herrschaft und die Gesetze ließen nichts anderes zu. Aber ich hatte meinen eigenen Kopf und hörte nicht auf meinen Verstand, der mir zuflüsterte das allein die Frage viel zu gefährlich war. Aber die Straßen waren um die Uhrzeit wie leer gefegt.
Der Unbekannte zeigte nach rechts. Ich lächelte leicht denn ich musste nach links. "Müsst Ihr auch da lang?" Seine Stimme verschaffte mir eine wohlig, warme Gänsehaut. Ich wollte ihr ewig lauschen. "Darf ich euch begleiten?" frage ich ohne wirklich auf seine Frage einzugehen. "Gern." Er lächelte leicht. Es ließ meine Mundwinkel ebenfalls nach oben zucken.
Gemeinsam liefen wir los. Obwohl seine Nähe neu war, fühlte ich doch eine Vertrautheit, die ich selten, nein eigentlich noch nie empfunden habe. Sie schien echt und selbstlos. Ein vertrauen wo selbst das Leben daran hing. Es kribbelte wie kleine Ameisen und auch wenn das keine schöne, optische Vorstellung war aber das Gefühl, das sensorische war berauschend. Mit der Kraft davon abhängig zu werden.
"Wie ist Ihr Name?" Seine Augen sahen mich funkelnd von der Seite an. "Alexander und Ihrer?" Eigentlich mochte ich meinen Namen nicht aber Abkürzungen waren ungesittet und für meine Schicht, auch nicht willkommen. "Magnus."
Ich flüsterte leise den Namen und musste feststellen, das auch er mir gefiel. Er hatte etwas großes, sanftmütiges. "Wo arbeitet Ihr, Alexander?" Mein Blick hob sich. Er sprach den Namen anders als andere. Dabei wusste ich nicht wie das sein konnte.
"Ich bin Übersetzer in sieben Sprachen" Ich konnte die Freude nicht aus meiner Stimme heraus halten. "Was fasziniert sie so an den Sprachen?" Magnus klang interessiert. Sein Geruch spielte immer noch um meiner Nase. "Ihre Charaktere heraus zu finden. Italienisch ist Leidenschaftlich. Latein ist ausdrucksstark und ganz eigen. Französisch ist fein und liebevoll. Sie machen meiner Meinung nach schon den halben Ton aus." Ich versuchte mich kurz zu halten und nicht einen stundenlangen Roman zu halten.
"Und was macht Ihr beruflich?" Es ist eine Frage von tausenden, die in meinem Kopf herum schwirren. "Ich arbeite in einer Bibliothek." Erstaunt sehe ich ihn an und bleibe dabei stehen. Fragend zieht er seine perfekt geschwungenen Augenbrauen nach oben. "Ihr scheint nicht der Träumer zu sein." sage ich ehrlich und schließe dann wieder zu ihm auf.
"Ihr habt recht. Ich träume nicht. Aber was hat das eine mit dem anderen zu tun?" Ich lächle und hätte fast nach seiner Hand gegriffen.
"Es ist so widersprüchlich. Du träumst nicht, arbeitest aber dort wo träumen meist anfängt. Jedes Buch und jede Geschichte bringt dich in eine andere Welt, die allerdings jeder anders sieht. Bücher sind einzigartige, tragbare Magie. Magie die dir verhilft die schönsten Träume zu durchleben. Träumen ist zeitlos und etwas ganz persönlich."
Magnus bleibt stehen und sieht mich mit einem lächeln an. "Ihr scheint mir ein wahrhaftiger Träumer zu sein. Trotzdem habe ich das Gefühl das ihr nicht naiv seid." Ich würde gern ihm einen Kuss auf den Handrücken geben, um dabei seine vermutlich weiche Haut auf meinen Lippen zu spüren.
"Nein, ich denke trotzdem realistisch und sehe die Augen wie sie ist. Aber mir gefällt es hier nicht immer und entfliehe deswegen für nur ein paar Minuten. Vielleicht auch um Kraft für diese Welt zu finden."
Magnus hebt seine Hand und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich erröte bei dieser Geste. "Darf ich euch wieder sehen, Magnus?"
Unmerklich fährt er bei dem senken seiner Haut über meine erhitzte Wange. "Ihr müsst." Schnell schaue ich nach links und rechts. Ich sehe niemanden und so greife ich wirklich nach seiner Hand. Der Geruch wird stärker und tief atme ich ein. Meine Lippen berühren seine von Gänsehaut überzogene, goldbraune Haut. Es ist ein leichter Kuss und doch spüre ich die Weichheit.
Als ich seine Hand wieder entlasse, frage ich "Wo?" Der Bann aus dem ich nicht ausbrechen kann und will, wird vermutlich gleich durch schimmern sichtbar, so intensiv ist unser Blickkontakt. "Morgen nachmittag am Jahrtausend Platz." Ich nicke.
Die Luft ist wahrscheinlich schon längst kühler geworden und auch der Himmel wird allmählich königsblau. "Ich werde da sein. Gute Nacht, Magnus."
Mit aller Kraft die ich besitze löse ich mich und gehe dieses mal in meine Richtung. In meinem Gesicht prangt ein Grinsen aber ich kann nichts dagegen tun. Ich bin glücklich und ich fühle mich federleicht.
"Alexander?" Ich drehe mich während des Laufens nochmal um. Dort steht er immer noch in seiner Schönheit.
"Das war nicht ihre Richtung oder?" Auch er grinst und ich kann nur mein Kopf schütteln. "Nein, aber das werdet ihr mir doch verzeihen, oder?" Unmerklich nickt er und so mache ich mich pfeifend auf meinen eigentlichen Heimweg.
Das träumen erschien mir diese Nacht noch schöner.
Étoiles [französisch] - Sterne
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Alles was wir sind
FanfictionEine Liebe die nicht sein darf... Wir sind im 20. Jahrhundert. Die Lightwoods haben schon seit mehreren Jahrzehnten eine Feindschaft mit der Familie Bane. Es sind angesehene Familien. Alexander Lightwood und Magnus Bane lernen sich kennen, ohne zu w...