Espoir

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Alexander

Das letzte was ich hörte war der Schuss... und ab diesen Punkt funktionierte ich nur. Als ich keinen neuen, todbringenden Schmerz spürte sah ich mich um. Die Panik brach aus. Überall waren Menschen in weißen Uniformen. Sie schossen auf die Anhänger von Valentine Morgenstern, die wie Ameisen aus jeder Ecke hervor kamen.

Manche rannten in die Zellen und befreiten die Menschen. Ich war vollkommen überfordert. Vor mir trat ein junger Mann. Er muss in meinem Alter sein. Seine blonden Haare glänzten fast golden in der Sonne. Er hatte ein markantes Gesicht. Fast hätte ich gesagt, das er arrogant ist aber da war noch etwas anderes. Ich kannte ihn. "Was? Kein Danke das ich dir dein Leben gerettet habe?" Verwirrt sah ich ihn an. "Danke." bringe ich heraus als auch mir bewusst wird, was das ganze hier wird. Auch die Stimme ist so bekannt.

Der Mann befreit mich von meinen Fesseln und zieht mich dann auf meine Beine. Ich betrachte ihn näher und sofort wird mir klar, wen ich da vor mir habe. "Jace." Um uns herum hört man lautes Geschrei. Von wütend bis ängstlich ist alles dabei. Er zieht mich in seine Arme und nur zu gerne erwidere ich diese Umarmung. "Alec." Es war komisch diesen Spitznamen wieder zu hören. Die Namen waren uns immer zu lang, deswegen haben wir Abkürzungen gefunden. "Ich hab dich vermisst." gibt er dann zu, was für ihn komisch ist. Er spricht nicht gern über Gefühle. "Ich dich auch." Kurz sieht er mich an. "Kämpfst du mit?" Ich kann nur nicken. Rationales Denken ist nicht mehr möglich. Er drückt mir eine Waffe in die Hand. "Ich erklär dir alles später. Jetzt auf alle Anhängsel von Valentine schießen und mir hinter her kommen. Wir müssen so viele retten wie möglich." Wieder kann ich nur nicken. Es ist ungewohnt wieder eine Waffe in der Hand zu halten.

Die meisten Menschen müssen getragen werden. Es fallen viele Schüsse aber die weißen Retter müssen gut sein, denn bis jetzt scheint noch keiner gefallen zu sein. Ein kurzer Donner und der plötzliche Regen machen es nicht wirklich leichter. Ich muss an Madzie denken. "Wurde meine Zelle schon gerettet?" frage ich dann Jace der rennend neben mir ist. "Ja, keine Sorge. Das Lager muss jetzt eigentlich komplett befreit wurden sein. Komm wir müssen zu den Wagen."

Er zieht mich eine Richtung. Hinter uns fallen immer noch Schüsse. Sie zielen auf uns, doch sie treffen uns nicht. Jace und ich springen auf einen der vielen Wagen auf. Danach fährt dieser sofort los. Erschöpft lehne ich meinen Kopf gegen die Autowand. "Du bist verletzt." Jace setzt sich neben mich und wickelt dann meinen mickrigen Verband am Arm ab. Ich beobachte ihn. Bei ihm habe ich damals gemerkt, das ich wahrscheinlich niemals etwas für eine Frau empfinden werde. "Was hat das alles zu bedeuten, Jace?" Konzentriert geht er seiner Aufgabe nach.

"Weißt du noch dieses Lager in dem wir jedes Jahr waren?" Ich kann nur nicken. Natürlich kann ich mich daran erinnern. Mir wurde von meinem Vater mitgeteilt das ich in dieses Lager soll. Da war ich neun. Als ich dort ankam, fand ich mich in einem Wald wieder. Ziemlich schnell habe ich Jace kennen gelernt. Wir haben uns sofort verstanden und wurden in dieser Zeit beste Freunde. Das Lager ging immer acht Wochen. Wir lernten wie man kämpfte. Wir waren sportlich immer top fit. Auch mit Waffen wurden wir bekannt gemacht. Dort lernten wir zielen und wie wir dabei unsere Atmung ruhig hielten. Jedes Jahr bis wir zwanzig waren. Bereits drei Jahre ist das ganze her. Seitdem haben wir uns nicht mehr gesehen.

"Wir wussten beide immer nie warum wir das machen mussten. Aber wir fanden es spannend. Ich meinte wir haben auch nicht wirklich nach gefragt." Er lächelt leicht. "Ich habe es auch erst Anfang des Jahres erfahren. Man hatte bereits geahnt das so eine Zeit mal kommen würde. Die Politik wusste nicht wie sie es verhindern konnten, deswegen hat sie Jungen ausgebildet, um die anderen zu beschützen." Jace war fertig und ich betrachtete meinen neuen Verband. "Die Regierung die sich im Hintergrund gehalten hat, wurde damit beauftragt Valentine Morgenstern zu beobachten und als sie merkten das es langsam ernst wurde, haben sie die ausgebildeten Jungen wieder eingesammelt. Nur das wir bei dir zu spät kamen."

In mir kamen immer neue Fragen auf. "Aber warum haben sie nicht schon eher eingegriffen?" Er sah mich kurz an bevor er eine Karte heraus holte. "Es ging nicht. Wir waren viel zu wenig. Wir mussten erst andere Punkte von Valentine Morgenstern einnehmen um Alicante stürzen zu können. Idris war die einzige Stadt in der wir genug Platz hatten um die Betroffenen dort hinzubringen. Wenn alle soweit versorgt sind geht es weiter in einen sicheren Stützpunkt." Er erklärte mir den gesamten Plan. "Und was ist mit den Menschen die nicht verletzt sind? Sie müssen auch weg gebracht werden." Sanft lächelt Jace. "Es hat sich nicht viel geändert. Du willst immer noch die gesamte Menschheit retten."

Es tut gut ihn wieder zu sehen. In den letzten Jahren habe ich ihn wirklich vermisst. "Wir haben glaube ich nicht mehr die Zeit um jeden sicher weg zubringen. Valentine hat zwar jetzt einen Rückschlag bekommen aber er ist immer noch stark genug für einen weiteren Schritt." Ich nicke nur. "Ich werde euch helfen." Unsicher sieht er mich an. "Brauchst du nicht erstmal Ruhe?" Ich schüttle nur den Kopf. "Nein, Ruhe kann ich mir nach diesem Krieg hier gönnen. Es gibt Menschen für die ich jetzt kämpfen muss."

Erst jetzt wird mir so richtig bewusst, was das heißt. Ich sehe Magnus wieder und meine Familie. Ich kann es ihm noch sagen. Ich kann noch weiter leben. "Du hast jemanden gefunden oder?" Überrascht sehe ich Jace an. "Woher.." Wieder lächelt er. "Du hast dich nicht verändert. Nur irgendetwas liegt da in deinen Augen." Jace weiß das ich auf Männer stehe. Er wusste es wahrscheinlich eher als ich. "Er kann sich sehr glücklich schätzen." Dankend nicke ich ihm zu.

"Hat mein Chef für euch gearbeitet?" Jace nickt und jetzt wird vieles klar. Ein Tag bevor Kieran wieder arbeiten kam, wurde erzählt das der Chef ein Spion ist. Er muss sich in Valentines Vorsitz gebracht haben und dann einer geheimen Regierung die Pläne erzählt haben.

"Wir konnten ihn nicht mehr retten." Ich mochte ihn nicht wirklich. Aber er hat sein Leben geopfert. Der Wagen hält an und fragend sehe ich zu Jace. "Wir sind in Idris."

Damit öffnet er die Türen des Wagens. Auf dem Jahrtausend Platz stehen einige Liegen. "Wir wollten dich eigentlich holen aber kurz zuvor hat dich Valentine schon in seine ekelhaften Finger bekommen. Wir haben eine Art Versorgung errichtet, für die Gefangenen. Viele Angehörigen haben nicht mehr damit gerechnet, ihre Liebsten wieder zu sehen."

Ich kann nur vollkommen ergriffen dabei zu sehen, wie Familien wieder zusammen geführt werden. Die unterschiedlichsten Menschen fallen sich um den Hals und unter den ganzen Menschen kann ich auch Madzie ausmachen, die von einer jungen Frau weinend entgegen genommen wird. "Jace.. ihr habt wahrscheinlich Geschichte geschrieben." Er klopft mir auf meine Schulter. "Ich glaube da wartet jemand auf dich." Damit deutet er auf einen jungen Mann. Auf meinen Mann. Magnus.

Ich renne auf ihn zu. In seinen Augen bilden sich Tränen und mir geht es ähnlich. Mir scheinen die ganzen anderen Menschen vollkommen egal. Magnus rannte ebenfalls los und schmiss sich dann in meine Arme.

"Ich liebe dich."

Espoir [französisch] - Hoffnung

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