Jackson lächelte sein Gegenüber unablässig weiter an, wartete auf die Reaktion. Die nicht besonders lange auf sich warten ließ.
Allerdings wesentlich negativer ausfiel, als wahrscheinlich erwartet.
"Für kein Geld der Welt.", entgegnete Namjoon vollkommen gefühllos. Selbst wenn er kurzzeitig schockiert von der Bitte war, schien er sich sekundenschnell wieder gefangen haben.
Und war wieder derselbe unfreundliche Blödmann wie in den Minuten zuvor.
"Geld ist hier eher nebensächlich.", entgegnete Jackson kopfschüttelnd, aber noch immer lächelnd. Sein positives Selbstbewusstsein musste man ihm wirklich zu Gute heißen. "Die Kampagne soll weltweit vermarktet werden und der Erlös der daraus resultierenden Verkäufe kommt wohltätigen Organisationen zu."
Jin blinzelte überrascht.
Alles hätte er erwartet, aber so viel soziales Engagement von jemandem, der in so einem Schloss lebte?
"Seit wann interessiert dich das Wohl anderer?", blaffte Namjoon sein Gegenüber an. Erneut stand sein Körper unter Spannung, als würde er jeden Moment zum Sprung ansetzen.
Jackson schien für einen winzigen Moment ehrlich getroffen, fing sich aber schnell wieder und setzte das altbekannte Lächeln auf: "Menschen können sich ändern."
Namjoon lachte trocken, aber kühl auf: "Du nicht."
"Bedeutet das, du willst das Angebot ausschlagen?", erkundigte der dunkelhaarige Fotograf sich.
Ehe Namjoon darauf antworten konnte, war Jin dabei, sich einzumischen, zog dem Blonden leicht am Ärmel, um seine Aufmerksamkeit zu erhalten.
"Aber es ist doch eine wirklich tolle Idee.", sprach er eindringlich auf ihn ein, versuchte, eine möglichst bittenden Blick aufzusetzen.
"Und du wärst das perfekte Gesicht dafür.", fügte Jackson mit Blick auf Jin hinzu. "Wenn Namjoon sich entscheidet, doch die Zusammenarbeit aufzunehmen. Und über vergangene Konflikte einfach mal hinwegzusehen."
Namjoon antwortete nicht.
An seinen verhärteten Gesichtszügen konnte man jedoch eindeutig erkennen, dasss er noch immer mit jeder Faser seines Körpers dagegen war.
Was auch immer zwischen diesen beiden Männern vorgefallen war, es schwebte wie ein riesiges Damoklesschwert über ihnen.
Noch einmal versuchte Jin daher sein Glück und richtete, diesmal etwas eindringlicher und nicht ganz so unterwürfig, das Wort an den blonden Fotografen: "Denk an deine Eltern. Sie würden es bestimmt auch gut finden, wenn du deine Fähigkeiten dazu nutzt, um Menschen zu helfen, die es nicht so gut getroffen haben."
"Stimmt.", Jackson legte den Kopf schief, blickte Namjoon eindringlich an. "Wie geht es ihnen?"
Instinktiv spürte Jin, dass er augenscheinlich einen Fehler gemacht hatte.
Nicht nur, dass sich die Stimmung im Raum innerhalb eines Wimpernschlages zum Negativen gewandelt hatte. Auch die Schwingungen zwischen den beiden Fotografen schienen von einem sonoren Vibrieren auf einen Schlag eingefroren zu sein.
"Das geht dich einen Scheißdreck an.", knurrte Namjoon mit zusammengebissenen Zähnen.
Reflexartig ließ Jin dessen Ärmel los, trat einen Schritt zurück.
Auch Jackson kam nicht umhin, lieber einen kleinen Sicherheitsabstand zwischen sich und seinem Gegenüber zu bringen. Wohlweislich, weil er ihn und seine Reaktionen besser kannte. Und einschätzen konnte.
Abwehrend hob er die Hände: "Alles gut. Mir war nur nicht klar, dass du dich neuerdings über private Dinge mit deinen Models unterhälst."
Namjoon verengte die Augen: "Tu ich auch nicht. Ist nur ein Zufall, dass er es weiß."
Nun war es Jin, der zusammenzuckte.
Was hatte er gesagt? Ein Zufall?
War es nicht Namjoon selbst, der vorhin noch bei ihm war und vollkommen freiwillig von seiner Familie erzählt hatte?
Was sollte das hier werden?
"Willst du mich ver...", trat Jin nun doch wieder erhobenen und vor allem wütenden Hauptes auf den Blonden zu. Verstummte allerdings augenblicklich, als dieser ihm einen dermaßen drohenden Blick zuwarf, dass Jin eindeutig nicht nur Respekt, sondern sogar einen Funken Angst empfand.
"Bist du sicher, dass du so mit deinen Untergebenen umgehen solltest?", erkundigte Jackson sich besorgt, als er dem Schauspiel beiwohnte.
"Was ich mit meinen Protégés treibe ist mir überlassen.", antwortete Namjoon kühl, ließ allerdings Jin keine Sekunden aus den Augen. Wodurch er mit Sicherheit auch mitbekam, wie diesem fassungslos der Kiefer runterklappte.
Hatte er ihn gerade ernsthaft als seinen Günstling bezeichnet, den er gütig mit einer gehörigen Finanzspritze unterstützte?
"Das ist doch ein sehr harter Ausdruck, oder? Wäre der Begriff Muse nicht ein bisschen freundlicher?", versuchte Jackson die Situation irgendwie zu entschärfen. Scheinbar hatte auch er Jins Mimik erkannt.
"Das Gespräch ist beendet.", entschied Namjoon mit einem Mal eiskalt, packte Jins Unterarm und zog ihn grob mit sich, keinerlei Gegenwehr zulassend.
Was zur Hölle war los mit ihm? Seit wann war er so ein Arschloch. Wo war der leicht arrogante, aber trotzdem freundliche Namjoon hin, den er kennengelernt hatte?
Oder war das nur eine Maske gewesen?
Ein Schauspiel, um ihn rumzukriegen? Egal in welcher Hinsicht.
Beinahe schon schmerzhaft drückte Namjoon ihn in den Beifahrersitz, befahl ihm mit nur einem finsteren Blick, sich anzuschnallen.
Schmollend kam Jin dem nach, allerdings nur, weil er sonst nicht gewusst hätte, wie er von hier wegkommen sollte.
Okay, er könnte Jackson fragen. Der wäre mit Sicherheit so freundlich und würde ihn heimfahren. In seinem riesigen Geländewagen. Man konnte sich seine breitschulterige Statur richtig gut hinterm dem Steuer vorstellen.
Ein lautes Knallen riss Jin aus seinen abenteuerlichen Vorstellungen.
Das nächste, was er hörte, war ein "Hoppla.", ehe Namjoon sich schulterzuckend in den Fahrersitz seines Sportwagens sinken ließ.
"Hast du gerade das andere Auto beschädigt?", fragte Jin fassungslos. Bekam allerdings nicht mal mehr eine Antwort. Selbst wenn, wäre die von dem röhrend aufheulenden Motor übertönt worden.
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Focus //Namjin//
FanfictionIn seinem Job hat er gelernt, dass nichts echt ist. Weder Worte, Berührungen oder gar Gefühle. Wenn alles eine perfekte Lüge ist, warum sollte er ausgerechnet jemandem glauben, der die Wirklichkeit mit einem Filter überdecken kann?